Die Aktionäre der Swiss Steel haben einer neuen Kapitalerhöhung zugestimmt. Im Januar sollen über eine Milliarde neue Aktien ausgegeben werden.
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Ein Stahlwerk in der Schweiz. (Symbolbild) - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Der Stahlproduzent Swiss Steel darf eine weitere Kapitalerhöhung vornehmen.
  • Die Aktionäre haben dem Vorhaben an der Generalversammlung am Dienstag zugestimmt.
  • Mitte Januar sollen 1,03 Milliarden neue Aktien ausgegeben werden.

Die Aktionäre des Luzerner Stahlproduzenten Swiss Steel haben am Dienstag einer weiteren Kapitalerhöhung zugestimmt. Die Entscheidung wurde anlässlich der ausserordentlich und virtuell durchgeführten Generalversammlung gefällt. Den Plänen zufolge werden dem finanziell angeschlagenen Konzern brutto 200 Millionen Euro zufliessen.

Gut zwei Drittel der an der GV vertretenen Aktionärsstimmen waren für das Vorhaben, wie die frühere Schmolz+Bickenbach mitteilte. Dabei nahmen 88,6 Prozent des stimmberechtigten Kapitals an der Abstimmung teil.

Finanzspritze bereits vor Versammlung beschlossen

Die Annahme der Finanzspritze war trotz des Widerstands einiger Aktionäre so gut wie klar. Schliesslich hatte Grossaktionärin Big Point von Investor und Amag-Eigentümer Martin Haefner die Zustimmung zugesichert. Ein Anteil von 50 Prozent war somit bereits sicher.

Swiss Steel
Swiss Steel kann Kapitalerhöhung wie geplant durchführen - Keystone

Big Point hatte sich darüber hinaus im Vorfeld dazu bereit erklärt, alle eigenen Bezugsrechte auszuüben. Allenfalls sollten sogar Aktien, die von bestehenden Aktionären nicht bezogen oder nicht anderweitig platziert werden, übernommen werden. Diese Absicht bekräftigte Big Point am Dienstagmorgen in einer Mitteilung von Swiss Steel.

Neue Aktien für 21 Rappen

Swiss Steel machte zudem Details zur geplanten Kapitalerhöhung bekannt. Insgesamt sollen 1,03 Milliarden neue Aktien zu einem Mindestpreis von 21 Rappen das Stück ausgegeben werden.

Den Aktionären wird für jede am 11. Januar 2021 gehaltene Aktie ein Bezugsrecht für den Kauf von neuen Titeln angeboten. Für 124 Bezugsrechte gibt es 63 neue Aktien, die Frist für den Bezug neuer Aktien läuft dann bis am 19. Januar 2021.

Swiss Steel will Eigenkapital stärken

Der Ausgabepreis für neue Aktien, welche von den bisherigen Aktionären nicht bezogen wurden, soll anschliessend in einem Bookbuilding-Verfahren festgelegt werden. Der Preis soll dabei mindestens 21 Rappen betragen.

Swiss Steel Stahl
Ein Arbeiter besprüht Stahlrollen. (Symbolbild) - Keystone

Das frische Geld will das hoch verschuldete Unternehmen laut eigenen Angaben zur Stärkung des Eigenkapitals einsetzen. Zudem sollen die Finanzierungs- und Kreditbedingungen verbessert werden.

Aktionäre kritisieren Kapitalaufnahme

Die Kapitalaufnahme ist umstritten. Allen voran stemmte sich die zweite Grossaktionärin Liwet um den russischen Milliardär Viktor Vekselberg dagegen. Mit einer Anzeige bei der Übernahmekommission will sie erreichen, dass Big Point ein generelles Übernahmeangebot unterbreiten muss. Davon wurde Big Point von der Finanzmarktaufsicht Finma vor rund einem Jahr befreit.

Zudem lehnte eine Aktionärsgruppe diese «unnötige Aktienkapitalerhöhung» ab. Die Gruppe tritt unter dem Namen «Interessengemeinschaft der unzufriedenen Kleinaktionäre der Swiss Steel» (IGUK) auf. Die Transaktion ohne öffentliches Kaufangebot und die damit verbundene Gewinnverwässerung geht laut IGUK klar zulasten der Minderheitsaktionäre.

Wechsel in der Chefetage

Anlässlich der Generalversammlung vom Dienstag ist Jens Alder als Verwaltungsratspräsident abgetreten. Alder sieht seine Aufgabe nach dem Zustandekommen der beschlossenen Kapitalerhöhung als erfüllt an. Für die verbleibende Amtszeit bis zur GV 2021 übernimmt der bisherige Vizepräsident Heinrich Christen die Leitung im Verwaltungsrat.

Jens Alder Swiss Steel
Jens Alder gibt sein Amt bei Swiss Steel ab. - Keystone

Am Montagabend gab Swiss Steel zudem einen Wechsel in der Chefetage bekannt. Der amtierende CEO Clemens Iller tritt zurück. Damit will er den Weg für einen «personellen Neuanfang in der Führung des Konzerns» frei machen. Sein Nachfolger Frank Koch soll spätestens Anfang 2022 das Zepter übernehmen.

Anleger freuen sich über Kapitalaufnahme

Koch wechselt vom deutschen Stahlproduzenten GMH, wo er als CEO amtet, zu Swiss Steel. Bis zu seinem Antritt bei Swiss Steel werde Iller der Gruppe bis auf Weiteres beratend zur Seite stehen, hiess es.

An der Börse begrüssen Anleger und Analysten die Kapitalaufnahme und die weiteren Weichenstellungen und Führungswechsel zum Umbau der Gruppe. Die Aktie von Swiss Steel wird gegen 12.15 Uhr 4,1 Prozent höher zu 0,23 Franken gehandelt.

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