Pizzabäcker Ali Furuncy: «Deutschkurs fehlt in Laupen»
In der Region Laupen-Neuenegg gibt es keinen Deutschkurs. Das möchte der hiesige Restaurantbesitzer Ali Furuncy ändern.

Nau.ch: Sie sprachen selbst kein Deutsch, als Sie von der Türkei nach Laupen zogen. Wo haben Sie es gelernt?
Ali Furuncy: Hier in der Pizzeria. Ich musste Deutsch lernen, um zu arbeiten, um meine Familie zu ernähren. Also habe ich mich mit den Gästen unterhalten. Doch diese Möglichkeit haben andere nicht.
Unsere Kinder lernen gutes Deutsch in der Schule. Doch viele ihrer Eltern leben schon seit Jahren hier und können kein einziges Wort. Für sie gibt es im Gebiet Laupen, Neuenegg, Bösingen und Mühleberg keinen geeigneten Deutschkurs. Die nächstmöglichen sind die der Migros-Klubschule in Bern und Fribourg.
Nau.ch: Und die sind ja bekanntlich nicht gerade günstig.
Ali Furuncy: Genau. Ein solcher Deutschkurs kostet rund 300 bis 400 Franken im Monat. Das ist aber gerade für die, die einen solchen belegen wollen, meist unerschwinglich. Ohne Deutschkenntnisse finden sie keinen Job und ohne Job können sie sich die hier angebotenen Deutschkurse nicht leisten.
Nau.ch: Räume, Material, Lehrkräfte: So etwas kann man nicht einfach gratis anbieten.
Ali Furuncy: Natürlich nicht. Aber in Flamatt gibt es einen von der Gemeinde mitfinanzierten Deutschkurs. Dieser Kurs kostet etwa 300 Franken im Jahr, das wäre selbst mit kleinem Budget machbar. Dort wollte sich meine Frau anmelden. Doch sie wurde nicht angenommen, da Flamatt zum Kanton Freiburg gehört und wir hier in Laupen Berner sind. Daher möchte ich so etwas ähnliches auch hier in Laupen.
Nau.ch: Glauben Sie denn, dass in einem Dorf wie Laupen genug Nachfrage da wäre?
Ali Furuncy: Auf jeden Fall. Ich selbst kenne gut zwei Dutzend Frauen und Männer, die kein Deutsch sprechen können, es aber gerne würden. Sie möchten sich integrieren: Einen Job finden, sich einbürgern lassen oder sich auch einfach auf der Strasse mit ihren Nachbarn unterhalten können. Doch das Angebot fehlt.
Laupen ist ein «Stedtli»: Es hat einen Bahnhof, eine Schule, Einkaufsmöglichkeiten, Restaurants und Vereine – aber keinen Deutschkurs. Das sollten wir ändern.
Nau.ch: Wie haben Sie nun vor, um einen Deutschkurs nach Laupen zu bringen?
Ali Furuncy: Ich habe keine Ahnung, wie ich so etwas angehen muss. Ich kenne das Schweizer System zu wenig. Da die Gemeindeversammlungen jeweils am Abend stattfinden, kann ich nie teilnehmen, da ich dann in der Pizzeria arbeiten muss. Aber ich habe vor, den Gemeindepräsidenten Urs Balsiger darauf anzusprechen, wenn er mal wieder bei uns Essen kommt.
Zur Person
Ali Furuncy lebt seit 15 Jahren mit seiner Familie in Laupen. Gemeinsam mit seiner Frau betreibt er seit 11 Jahren die hiesige Pizzeria Zorbas. Der türkischstämmige Schweizer liess sich vor gut zwei Jahren einbürgern.