Gemeindepräsident von Meilen, Christoph Hiller, ist für den Mittelweg im Corona-Thema. Er freut sich über eine Perspektive für alle.
Hiller
Gemeindepräsident von Meilen Christoph Hiller. - Nau.ch
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Das Wichtigste in Kürze

  • Hiller findet, mit den Lockerungen befinden wir uns auf einer Gratwanderung.
  • Für ihn ist das Einhalten der Hygiene- und Abstandsvorschriften weiterhin sehr wichtig.

Seit Montag dürfen in der Schweiz die Restaurants wieder Gäste bedienen – wenn auch nur im Aussenbereich, aber immerhin. Und seit Montag sind wieder – mit Einschränkungen – sportliche und kulturelle Aktivitäten mit Publikum erlaubt.

Kaum hat der Bundesrat den weiteren Öffnungsschritt bekannt gemacht, wurde bereits Kritik laut. Für die einen gehen die nach wie vor geltenden Schutzmassnahmen immer noch viel zu weit, andere erachten die Öffnung mitten in der dritten Welle als viel zu gefährlich. Wo die Wahrheit liegt, kann niemand sagen – das Virus und seine Auswirkungen sind nicht planbar. Den Mittelweg zu wählen ist vielleicht typisch für die Schweiz, die sich gewöhnt ist, Kompromisse zu schmieden und umzusetzen. Und gewiss ist: Dieser weitere Schritt der Öffnung gibt eine Perspektive, was uns allen wohl tut.

Nachbarländer stark eingeschränkt

Vergleicht man die Strategie unseres Landes mit den Nachbarstaaten, so erscheint die teilweise Aufhebung von Schutzmassnahmen alles andere als selbstverständlich. In Frankreich darf am Abend und in der Nacht die eigene Wohnung nicht verlassen werden, tagsüber ist die Bewegungsfreiheit stark eingeschränkt. Auch in Italien herrscht eine Ausgangssperre.

In Österreich dürfen sich tagsüber Angehörige zweier Haushalte mit maximal vier Erwachsenen treffen; in der Nacht gelten strenge Ausgangsbeschränkungen. Und auch in Deutschland, wo die Fallzahlen weniger hoch sind als in der Schweiz, ist man weit entfernt von Öffnungen und diskutiert landesweite Ausgangssperren. Wir befinden uns also auf einer Gratwanderung und es ist zu hoffen, dass die Lockerungen uns nicht Unrecht geben.

Es liegt an uns allen, das vom Bundesrat zu Recht kalkulierte Risiko nicht zu missbrauchen und unsere Freiheiten nicht unnötig aufs Spiel zu setzen. Nach wie vor ist Vorsicht angesagt: Das disziplinierte Einhalten der Hygiene- und Abstandsvorschriften ist wichtig. Mit gelebter Selbstverantwortung können wir vermeiden, dass der Staat die Schrauben wieder anziehen muss. Dazu gehören auch das Testen und das Impfen.

Freiwilliges Testen an der Sekundarschule

Das breite Testen macht vor allem dort Sinn, wo zahlreiche Kontakte im Alltag nicht verhindert werden können oder aufgrund des Freizeitverhaltens viele soziale Interaktionen stattfinden. Das ist vor allem bei Kindern der Fall, die sich im Schulzimmer aufhalten; Kinder können Viren in sich tragen und auf andere übertragen, ohne selber Symptome zu spüren.

Die Schulpflege Meilen hat deshalb beschlossen, noch vor den Frühlingsferien an der Sekundarschule für alle Schülerinnen und Schüler und auch für alle Lehrpersonen das repetitive Testen einzuführen; selbstredend auf freiwilliger Basis. Je nach gemachten Erfahrungen wird dann entschieden, ob nach den Ferien die wiederkehrenden Spuck-Tests auch in der Primarschule zur Verfü-gung gestellt werden sollen.

Der Aufwand für die Verantwortlichen der Schule ist ganz erheb-lich; selbst die Schulpräsidentin persönlich arbeitet beim Testpooling mit. Doch wenn damit die Gefahr von Ansteckung mit Corona und von der Schliessung ganzer Klassen vermindert werden kann, dann lohnt es sich bestimmt.

Impfung lohnt sich

Und lohnen wird sich zweifellos die Impfung aller Erwachsenen. Mir ist bewusst, dass mein Aufruf an alle, sich impfen zu lassen, noch zu früh kommt – leider. Zwar haben wir in Meilen die Infrastruktur für das Impfzentrum aufgestellt und zwar ist seit gut zwei Wochen das Zent-rum in Betrieb und gut angelaufen; doch es mangelt nach wie vor an genügend Impfstoff.

Das ist ärgerlich, denn das Spital Männedorf als Betreiberin wäre bereit, bis zu 1000 Impfungen pro Tag vorzunehmen. Es ist zu befürchten, dass viele von uns noch eine Weile warten müs-sen, bis gemäss dem Impfplan der kantonalen Gesundheitsdirektion die Reihe an uns ist. Ich selber muss mich gedulden, bis die Gruppe «M» aufgerufen wird – und das wird wohl nicht vor Mitte bis Ende Mai der Fall sein. Nichts desto trotz oder erst recht: Auch für die Planung ist wichtig, dass wir uns alle bereits jetzt registrieren. Beachten Sie dazu den Aufruf der Gemeinde und die Kontaktangaben im nebenstehenden Inserat.

A propos Inserat: Neben anderem wie beispielsweise Plakaten, Kampagnen in den sozialen Medien oder Abgabe eines Kundengeschenks ist das Inserieren eine Möglichkeit für das Gewerbe, um auf sich aufmerksam zu machen. Dem Gemeinderat ist bewusst, dass einige Ladengeschäfte und Betriebe in Meilen vom angeordneten zweiten Shutdown hart getroffen wurden.

Solidarität mit lokalem Gewerbe

Es ist ihm ein Anliegen, mit einem Zeichen der Solidarität zu unterstreichen, dass die Vielfalt des lokalen Gewerbes für das Dorfleben in Meilen ausserordentlich wichtig ist. Der Gemeinderat hat deshalb einen Kredit gesprochen: Damit soll den betroffenen Betrieben ein Anteil ihrer Marketingmassnahmen finanziert werden, um Kunden an sich zu binden.

Auch für die arg gebeutelte Gastronomie hat der Gemeinderat eine Unterstützung vorgese-hen; dafür gilt es nun aber vorerst den nächsten Öffnungsschritt abzuwarten, nämlich bis die Restaurants auch im Innenbereich wieder Gäste empfangen dürfen. Bis es so weit ist, ist nach wie vor ganz viel Geduld gefordert. Möge uns diese Geduld entschädigt werden mit schönem Wetter, so dass immerhin die verschiedenen Gartenwirtschaften zur Einkehr einla-den können.

Die Hinrichtung von Böögg und Corona auf der Teufelsbrücke zeigen hoffentlich Wirkung. In diesem Sinn wünsche ich Ihnen, liebe Meilemerinnen und Meilemer, sonnige Frühlingstage!

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