Spitalschliessung Wattwil: Unverständlich und unverantwortlich
Der Kantonsrat hat entschieden, das neu gebaute Spital Wattwil zu schliessen.

«Der Entscheid des Kantonsrates, das bereits für 60 Mio. Franken erneuerte Spital Wattwil ganz zu schliessen und keine stationäre medizinische Alternative zuzulassen, ist für uns völlig unverständlich», hält der Wattwiler Gemeindepräsident Alois Gunzenreiner fest. «Offensichtlich haben es vorgefasste Meinungen nicht zugelassen, neue, innovative Konzepte aus der Region ergebnisoffen zu prüfen. Was nicht sein sollte, darf nicht sein.»
Dies macht die Sicherung der Gesundheitsversorgung im Toggenburg noch anspruchsvoller. «Auch wenn die Situation bei uns speziell ist und wir jetzt schon eine sehr tiefe Ärztedichte haben: Wir Niedergelassenen prüfen, ob wir die uns zugedachte Rolle wahrnehmen und das Gesundheits- und Notfallzentrum (GNZ) betreiben können», erklärt Uwe Hauswirth.
«Das bedingt, dass Kantonsrat und Regierung auch dazu stehen, was im Kantonsrat festgehalten wurde. Gelingt das nicht, steht der Kanton in der Verantwortung. Die GNZ sind noch weder konzeptionell, organisatorisch noch infrastrukturell definiert. Das für alle Beteiligten unbekannte Konstrukt müssen wir mit Partnern seriös aufsetzen können.»
«Versprechen halten, Vertrauen schaffen!»
«Wir haben zu den Plänen für Wattwil mehrere merkenswerte Versprechen und Aussagen gehört», stellt Uwe Hauswirth fest. «Mit den GNZ werde die ambulante medizinische Versorgung sogar besser als heute mit dem verbliebenen Einspartenspital, und die Notfallversorgung sei sicher, so die Versprechen. Und das alles auf der Basis des Engagements der rückläufigen Anzahl Haus- und Fachärzte, ohne dass die Spitalverbunde die Niedergelassenen konkurrenzieren.»
Uwe Hauswirth und Alois Gunzenreiner rufen Regierung und Kantonsrat dazu auf, durch entsprechende Taten wieder Vertrauen in der Bevölkerung zu schaffen. Dieses ist durch den Spitalschliessungsprozess arg in Mitleidenschaft gezogen.
«Wir haben auch das Versprechen gehört, dass das neue Pflegeangebot der Solviva keine Konkurrenz bilden werde zu unseren gut funktionierenden Pflegestrukturen», ergänzt Alois Gunzenreiner. «Und es sollen mindestens gleich viele oder sogar mehr Arbeitsplätze geschaffen werden, wie das Spital hatte.»
Grundversorgungsinitiative weiterhin nötig
Für Norbert Stieger, Vizepräsident des Fördervereins (Pro Spital), ist klar, dass die Grundversorgungsinitiative auch weiterhin nötig ist: «Der Kantonsratsbeschluss hält explizit fest, dass die Spitäler nicht abgebaut werden dürfen, bevor die GNZ in Betrieb sind. Der Spital-VR hat in den letzten Jahren wiederholt Fakten geschaffen und das Angebot am Spital Wattwil empfindlich ausgehöhlt. Allein schon, um eine weitere Aushöhlung zu verhindern, müssen wir die Initiative weiterhin unterstützen.»
Er verweist zudem auf den volkswirtschaftlichen Schaden: Die Pläne bedeuten vor Ort keinen effektiven Zuwachs, sondern haben weitere Umnutzungen und Umzüge zur Folge – etwa für das psychiatrische Ambulatorium, das bereits in Wattwil besteht.