Toni Steiner und Ernst Lehmann haben in Stettlen die ReparierBar gegründet. Ein Besuch.
ReparierBar
Toni Steiner repariert regelmässig kaputte Gegenstände in der ReparierBar. - Nora Güdemann
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Dienstagmorgen, Bleichestrasse in Stettlen. In Räumen neben dem Kindergarten sitzen ein paar Männer an Tischen, gebückt über Kabel, Ersatzteilen, Drähten, Schrauben und Werkzeugen. Willkommen in der ReparierBar. Das Motto: «Reparieren statt wegwerfen».

Immer dienstags wird repariert

Immer am ersten Samstag des Monats nimmt die ReparierBar Stettlen kaputte Gegenstände (vom Spielzeug und Velo bis zur Kaffeemaschine) entgegen.

Und immer dienstags treffen sich Tüftler zum Reparieren dieser Gegenstände. Repariert wird gratis, Spenden sind willkommen.

ReparierBar
Immer am Dienstag ist grosser Tüftel-Tag in der ReparierBar. - Nora Güdemann

ReparierBar: Idee entstand vor eineinhalb Jahren

Hinter der ReparierBar stecken Toni Steiner und Ernst Lehmann. Beide wollen ein Zeichen gegen die Wegwerfgesellschaft setzten. Toni Steiner sitzt in der Caféstube der ReparierBar und erzählt von den Anfängen des Projekts.

«Mein Sohn führt in Zürich eine ReparierBar», sagt er. Steiner, pensionierter Maschineningenieur, hat dort öfters ausgeholfen. Ausserdem ist Steiner zusammen mit Ernst Lehmann im gemeinnützigen Verein Stettlen.

Dort sei, bei einem Glässchen Wein, dann die Idee entstanden, auch im Dorf eine ReparierBar zu gründen. Das war vor rund eineinhalb Jahren.

Grosse Renovation für unter 1000 Franken

Alle waren von der Idee begeistert. Auch die Gemeinde. Sie stellte der ReparierBar Räume im Kindergarten zur Verfügung, die früher einmal als Wohnung genutzt wurden.

Doch die Räume waren in desolatem Zustand. Heute ist jedoch keine Spur mehr von Moder und Gestank. Steiner, Lehmann und zahlreiche Helfer haben die Räume renoviert und mit geschenkten Möbeln ausgestattet.

«Einiges konnten wir auch aus Häusern retten, die abgerissen werden sollten», sagt Toni Steiner. Keine 1000 Franken wurden somit für die Renovation ausgegeben.

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Alle Werkzeuge wurden gespendet. - Nora Güdemann

Gesucht: ein kleines Winkelschleifgerät

Der Weg zur Eröffnung war also geebnet. Doch etwas fehlte. Werkzeuge. Toni Steiner schaltete ein Inserat mit der Hoffnung, dass vielleicht nur ein wenig Werkzeug gespendet werden würde.

«Ich hatte wirklich Bedenken, dass nicht genug zusammengetragen wird», sagt er.

Seine Sorgen waren unbegründet. In kürzester Zeit kamen kiloweise Schrauben, zig Hammer und Bohrer, sogar ganze Werkbänke zusammen.

«Uns fehlt nur noch ein kleines Winkelschleifgerät», sagt Steiner. «Dann wäre unsere Ausstattung perfekt.»

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Noch fehlt in der ReparierBar ein kleines Winkelschleifgerät. - Nora Güdemann

Expertinnen und Experten am Werk

Seit April nimmt die ReparierBar defekte Geräte entgegen. Rund 80 Aufträge wurden bereits erledigt. Im Team der ReparierBar gibt es Expertinnen und Experten, beispielsweise für Elektronik oder Textilverarbeitung. Jeder hat sein Lieblingsgebiet.

Toni Steiner arbeitet gerade an einer Kaffeemaschine. «Manchmal müssen Ersatzteile bestellt werden», sagt er. «Oder manchmal diskutieren wir bei komplexen Problemen auch zusammen über die Ursache.»

Reparieren gibt einen Kick

Reparieren ist für Steiner nicht nur ein Zeichen gegen die Wegwerfgesellschaft, sondern gibt ihm auch einen persönlichen Kick. «Ich habe schon immer gerne getüftelt», sagt er.

«Manche Geräte sind eine echte Herausforderung und ich freue mich umso mehr, wenn ich den Fehler beheben kann», so der 72-Jährige.

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Arbeitsplatz in der ReparierBar. - Nora Güdemann

Kaffeestube und Minimuseum

Ziel der ReparierBar ist aber nicht nur das Reparieren. In der Kaffeestube sollen die Kundinnen und Kunden künftig auch einen Kaffee trinken und sich austauschen können.

Auch das hauseigene Museum mit alten Werkzeugen will auch bestaunt werden. Momentan ist das wegen der Hygienemassnahmen noch nicht möglich.

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In der Kaffeestube sollen die Kundinnen und Kunden bald mit Kaffee versorgt werden – sollte die Pandemie es zulassen. - Nora Güdemann

Vielleicht Zusammenarbeit mit Jugendlichen

«Jedoch kann jeder, der möchte und falls genug Platz vorhanden ist, selbst mittüfteln», sagt Toni Steiner.

Zudem ist er gerade in Gesprächen mit den Schulen. «Vielleicht können wir eine Projektwoche mit Jugendlichen lancieren, wo sie selbst Spielsachen oder Computer flicken oder gar selbst etwas bauen.»

Ziel: «Wir möchten sie animieren, nicht gleich alles wegzuschmeissen.»

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