Der Grund des Obersees im Glarnerland ist wie kaum ein anderes Gewässer der Schweiz von der aus Nordamerika eingewanderten, schmalblättrigen Wasserpest überwuchert. Ein Bekämpfungsversuch mit Jutematten zeigte zumindest zeitweiligen Erfolg.
Obersee Näfels
Der glasklare Obersee oberhalb von Näfels. (Symbolbild) - Unsplash/Dorothea Oldani
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Der Bestand der invasiven Wasserpflanze hat sich zwischen 2012 und 2017 stetig vergrössert, wie der Kanton Glarus am Montag mitteilte. Schliesslich war fast der ganze Seegrund des 25 Hektaren grossen Bergsees lückenlos bewachsen.

2017 und 2018 sank der Bestand zwar sehr stark ab, erholte sich seither aber wieder. In den zwei letzten Jahren wurde wiederum eine sehr hohe Dichte der unerwünschten Pflanzen am Seegrund festgestellt.

Einheimische Armleuchteralgen besiedeln auch den Seegrund des oberhalb von Näfels gelegenen Sees. Sie kommen aber in deutlich geringerer Dichte vor als die schmalblättrige Wasserpest und werden von dieser verdrängt. Halten konnte sich nur ein Restbestand.

2019 liess der Kanton in einer Bucht versuchsweise etwa 500 Quadratmeter mit Wasserpest dicht bewachsenen Seegrundes mit Jutematten abgedecken. Auf dieser Fläche konnte die invasive Pflanze erst nach etwa zwei Jahren langsam wieder aufkommen. Die Armleuchteralgen kamen mit den Jutematten besser zurecht und erhielten einen Konkurrenzvorteil. Sie kommen auf der Versuchsfläche nun in höherer Dichte vor.

Das Jutegewebe zersetzt sich aber und die Dichte der Wasserpest steigt wieder. Die Abdeckung verhilft den Armleuchteralgen also vorübergehend zu einer höheren Dichte, lautet die Schlussfolgerung der Fachleute von der kantonalen Hauptabteilung Umwelt, Wald und Energie. Ob dieser Vorteil Bestand haben kann, werde sich zeigen, hiess es in der Mitteilung.

«Wir werden den Versuch weiter dokumentieren und Schlüsse daraus ziehen», sagte Hauptabteilungsleiter Jakob Marti auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Die Fachleute des Kantons wollen verstehen, warum der Bestand der Wasserpest 2017 und 2018 einbrach und sich die Erkenntnisse allenfalls zu Nutze machen.

Die schmalblättrige Wasserpest sei auch in anderen Ländern Europas ein Problem und überall würden Mittel dagegen gesucht, erklärte Marti. «Langfristig werden wir die schmalblättrige Wasserpest aber wohl nicht mehr los.» Menschen und Tiere müssten dann ein neues Gleichgewicht zusammen mit der eingeschleppten Pflanze finden.

Kurzfristig und Mittelfristig kommt das vorhandene Gleichgewicht aber durcheinander. Die seltene Armleuchteralge, die im kalten Bergsee eine Nische fand, droht in der Schweiz zu verschwinden. Zudem fehlen die verdrängten einheimischen Pflanzen Schnecken und Fischen als Nahrung.

Bereits wurden aber erste Anpassungen beobachtet. «Bestimmte Fischarten haben angefangen, an der Wasserpest zu knabbern», berichtete Marti. Angepasst hätten sich auch die Glarner Fischer. Sie entwickelten eine neue Angeltechnik, weil zu viele Haken und Köder an der Wasserpest hängenblieben.

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