Es waren nur leere Versprechen

Gemeinde Uzwil
Gemeinde Uzwil

Flawil,

Der Kanton will sich nicht mehr für die Wiedereröffnung der Haltestelle Algetshausen-Henau einsetzen.

Bahnhof Algetshausen - Gemeinde Uzwil

156 Eingaben erhielt der Kanton zum Fahrplanentwurf. Über 60 davon betrafen den Bahnhalt in Algetshausen-Henau. Ein deutliches Zeichen: Das Engagement für den Bahnhalt geht weit über das Gemeindehaus hinaus.

Zersiedelung

Die Antwort des Kantons auf die Anliegen ist uniform: «Gemäss kantonalem Raumkonzept sind die Ortsteile Algetshausen und Henau dem Raumtyp ‹Landschaft mit kompakten Siedlungen› zugeordnet. Die Siedlungsentwicklung hingegen muss gemäss Konzept primär im urbanen Verdichtungsraum, zu welchem Uzwil, Oberuzwil und Niederuzwil gehören, stattfinden. Damit wird die Zersiedelung wirksam gebremst. Die Wiederaufnahme des Bahnhalts in Algetshausen-Henau widerspricht diesen raumplanerischen Grundsätzen und wird daher nicht angestrebt.»

Vertrauen?

Und die Antwort zeigt auch: Frühere Versprechen haben sich als leere Worte entpuppt. Es war 2008, als Regierungsrat Joe Keller öffentlich zur Bevölkerung von Algetshausen und Henau sprach.

Er redete von einer vorügbergehenden, zeitweisen Einschränkung in der Bedienung ihres Bahnhofs. 2014 schrieb Regierungsrat Benedikt Würth, dass sich die Regierung für die Wiedereröffnung der Haltestellen Schwarzenbach und Algetshausen einsetze, natürlich mit dem Vorbehalt übergeordneter Ziele.

Und nun schliesst der Brief von Regierungsrat Beat Tinner und Regierungsrätin Susanne Hartmann, welchen der Gemeinderat erhielt, mit den Worten: «…strebt der Kanton St. Gallen die Wiederaufnahme von Bahnhalten in Algetshausen nicht an.»

500 Ein- und Aussteiger

Dem Brief der Regierung kann weiter entnommen werden, dass ein zusätzlicher Bahnhalt aus Sicht des öV-Gesamtsystems nur dann einen positiven Nutzen erzeuge, wenn 500 Ein- und Aussteiger je Wochentag den Halt nutzten. Algetshausen habe vor der Schliessung lediglich 283 Ein- und Aussteiger täglich verzeichnet.

Es sei nicht realistisch, die erforderlichen Nutzerzahlen zu erreichen.

Klarheit

Wer sich zu sehr engagiert, verliert Distanz, verliert die Sicht aufs Ganze. Das gilt für Spitalschliessungen ebenso wie für die Schliessung von Bahnhöfen.

Versucht man, die Argumentation des Kantons aus einer gewissen Distanz und nicht durch die lokalpolitische Brille zu betrachten, kann man sie durchaus nachvollziehen. Nicht nachvollziehbar ist aber: An der Situation in der Raumplanung hat sich seit Jahren nichts verändert.

Sie war schon so, als anderslautende regierungsrätliche Versprechen abgegeben wurden. Und auch an den Passagierzahlen in Algetshausen-Henau hat sich – gezwungenermassen – seit den damaligen Versprechen nichts geändert. Sauer stösst nebst der Schliessung bei dieser Ausgangslage vor allem auf, dass der Lebensraum Algetshausen-Henau in den letzten Jahren vom Kanton mit leeren Versprechen vertröstet wurde. Warum hatte man – wenn's denn so sein soll – nicht früher den Mut, hinzustehen?

War's das?

War's das mit dem Bahnhalt in Algetshausen-Henau? Gemeindepräsident Lucas Keel: «Die Regierung argumentiert raumplanerisch, nicht verkehrlich – wohl notgedrungen. Anders lässt sich das Dilemma «Bruggen statt Algetshausen» zusammen mit den regierungsrätlichen Versprechen kaum auflösen. Bei allem Ärger: Ich will keine Hoffnung machen, wo aktuell keine ist. Das hat die Regierung lange genug getan. Bleibt die Frage, was wir hätten besser machen können. Algetshausen und Henau hätten vor 20 Jahren mehr wachsen müssen – ob wir das gewollt hätten?»

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