«Radeln ohne Alter»: Emmen startet mit Rikscha-Fahrten
In Emmen sollen Rikscha-Fahrten älteren und beeinträchtigten Menschen neue Erlebnisse, Begegnungen und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ermöglichen.

Wie die Gemeinde Emmen berichtet, ist der Startschuss für ein besonderes Mobilitäts- und Begegnungsangebot gefallen: Mit barrierefreien Rikscha-Fahrten will der neu gegründete Verein «Radeln ohne Alter Luzern» Menschen mit eingeschränkter Mobilität wieder aktiv ins gesellschaftliche Leben einbinden – getragen von Freiwilligen und viel Herzblut.
«Jeder Mensch hat das Recht auf Wind in den Haaren», sagt Stefan Studer, Initiator des Projekts «Radeln ohne Alter Luzern».
Der Satz beschreibt auf einfache Weise das Ziel des Projekts: Mithilfe von Rikschas sollen Menschen, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind oder sich aus anderen Gründen nicht mehr einfach draussen bewegen können, wieder am sozialen Leben teilhaben. Das Pilotprojekt startet in Emmen – und sucht nun Mitmachende und Mittragende.
Rikscha statt Rollator?
Die Idee stammt ursprünglich aus Dänemark und hat bereits viele Städte erreicht. Auch in der Zentralschweiz ist das Konzept angekommen – mit Angeboten unter anderem in Luzern, Ebikon, Kriens oder Hitzkirch.
Mit dem neuen Verein soll nun auch Emmen als eigenständiger Standort aufgebaut werden. Stefan Studer betont: «Es geht um Begegnungen, Erinnerungen und kleine Erlebnisse, die lange nachwirken.» Die Rikschas sollen frischen Wind in den Alltag bringen – gefahren werden sie von freiwilligen Piloten und Pilotinnen.
Das Angebot richtet sich an ältere Menschen ebenso wie an Kinder mit besonderen Bedürfnissen oder Menschen, die sich einsam fühlen. «Wir sprechen bewusst eine breite Zielgruppe an. Die Fahrten sollen verbinden – über Altersgrenzen und Lebensrealitäten hinweg», so Studer.
Begegnungen mit Wirkung
Wie viel Lebensfreude eine Rikscha-Fahrt auslösen kann, zeigte sich während der Erlebniswoche im Alters- und Pflegeheim Fläckematte in Rothenburg. Im Rahmen ihrer Abschlussarbeit initiierte Aktivierungsmitarbeiterin Sandra Hufschmid erstmals solche Ausflüge für die Bewohnerschaft.
Was zunächst als mutige Idee begann, entpuppte sich als bewegendes Erlebnis mit nachhaltigem Eindruck: «Für unsere Bewohnerinnen und Bewohner ist es ein ganz neues Lebensgefühl», erzählt sie.
«Plötzlich sind Besuche auf dem Bauernhof oder an der alten Wohnstätte wieder möglich. Die Menschen blühen auf, Erinnerungen werden wach und man spürt förmlich, wie die Sinne angeregt werden.» Auch für demenzbetroffene Personen seien die Fahrten ein wertvoller Impuls, ergänzt Hufschmid. «Und für uns als Betreuungsteam ist es unglaublich schön, Teil dieser Momente zu sein.»
Gemeinsame Erlebnisse schaffen neue Freiräume
Diese Wirkung beobachtet auch Stefan Studer: «Die Gespräche unterwegs, das gemeinsame Erleben – das alles entsteht ganz natürlich», sagt er. Das Projekt schafft neue Freiräume – nicht nur für Menschen mit Unterstützungsbedarf, sondern auch für deren Umfeld.
Dabei geht es nicht nur um Entlastung: Die Fahrten können auch gemeinsam erlebt werden, zum Beispiel durch Familienmitglieder oder Freunde, die einen Rikscha-Ausflug zusammen unternehmen.
Mithelfen – und Teil des Projekts werden
Wichtig ist dem Initiator auch, dass die Fahrten barrierefrei und individuell gestaltbar sind. «Ob kurz oder lang, ob spontan oder geplant – wir wollen flexibel bleiben.» Es gehe nicht darum, möglichst viele Kilometer zu machen, sondern wertvolle Erlebnisse zu ermöglichen.
Dieses Konzept ist offen für alle, die sich gerne einbringen möchten – ganz unabhängig von Alter, Herkunft oder Vorkenntnissen. «Wer bei uns mitmacht, bewegt im besten Sinn des Wortes etwas – für andere und für sich selbst», so Studer.
Aktuell steht das Projekt noch am Anfang. Damit die Fahrten in Emmen bald starten können, läuft derzeit ein Crowdfunding – denn der Verein ist auf Unterstützung angewiesen . Jede Spende hilft mit, die erste Rikscha anzuschaffen, Schulungen zu ermöglichen und das Angebot nachhaltig aufzubauen. Gleichzeitig werden freiwillige Fahrerinnen und Fahrer gesucht, die Freude an Begegnungen mitbringen und sich für die Einsätze schulen lassen möchten.
Letzte Anschubhilfe, damit das Projekt Fahrt aufnimmt
Erste Gespräche mit sozialen Institutionen in der Region haben bereits stattgefunden – das Interesse ist da, die Motivation auch. Jetzt braucht das Projekt noch ein paar letzte Anschubhilfen, um Fahrt aufzunehmen.