Eine Alternative zur Abholzung des Bülacher Spitalwaldes sei zu wenig geprüft worden, findet Luís Manuel Calvado Salgado der Grünen Bülach im Gastbeitrag.
Luís Manuel Calvo Salgado
Luís Manuel Calvo Salgado, Grüne Bülach. - Grüne Bülach
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Die Gesundheitsversorgung der Region steht für die Grünen von Bülach im Vordergrund. Das ist keine Frage. Aber das hat uns nicht daran gehindert, Kritik gegen die Umzonung für den Ersatzneubau des Spitals zu üben und unsere Argumente im Parlament darzulegen. Die statistischen Grundlagen, die für diesen Ersatzneubau in einer Machtbarkeitsstudie von 2015/16 geliefert wurden, sind nicht mehr aktuell.

Deshalb haben wir einen Rückweisungsantrag gestellt, der leider abgelehnt wurde, und uns bei der Abstimmung über die Umzonung im Parlament enthalten. Alle anderen Parteien haben für die Umzonung und die Rodung des Waldes gestimmt.

Zwei Tage vor dem Wahlwochenende meldet sich Thomas Langholz, Leiter Kommunikation und Marketing des Spitals, in der Presse, um die Kritik der Grünen Fraktion und der Rechnungsprüfungskommission zu kontern, obwohl unsere Meinung schon längst bekannt war und obwohl das Resultat der Abstimmung im Parlament so klar war.

Das Spital Bülach erlebte in den letzten zwei Jahren eine turbulente Zeit: Ein Chefarzt wurde entlassen, die Spitalangestellten demonstrierten und der Spitaldirektor ist am Schluss gegangen.

Presse bemängelt Spitalleitung bereits 2020

In der Berichtserstattung über ein Podiumsgespräch im Oktober 2020 konnte man lesen, dass der Chefarzt der Neonatologie, Urs Zimmermann, kritisierte, «dass die Spitalleitung ohne Businessplan agiere und entscheide – und mit falschen Zahlen argumentiere.»

Auch der leitende Arzt der Notfallstation, Bernd Yuen sagte damals, dass man die Zahlen, mit denen die Geschäftsleitung argumentiere, oft spielend leicht «in der Luft zerpflücken könne». Das sei im Bereich der Intensivstation ebenso wie bei der Geriatrie, wie man in der Presse lesen konnte.

Aus der Zeit vor 2020 stammt die besagte Machtbarkeitsstudie, deren Zahlen als Grundlage für die jetzt vom Spital und Parlament getroffenen Entscheide dienen. An der letzten Sitzung des Stadtparlaments wurde über die Teilrevision der Bau- und Zonenordnung entschieden. Für die Erweiterung des Spitals muss ein Stück Land in die Zone für öffentliche Bauten umgezont werden.

Bäume und historisches Gebäude müssen weichen

Dies betrifft die 1800 Quadratmeter, die zwischen der Hochfelderstrasse und dem heutigen Trakt A des Spitals liegen – ein Stück Eichenwald mit 26 Bäumen. Der «Brunnerstift», ein bedeutendes historisches Gebäude, muss zudem abgerissen werden.

Unsere Kritik richtete sich auf mehrere Punkte: In der Machbarkeitsstudie sind alternative Standorte, für die es das Waldstück und damit die Rodung der Bäume nicht brauchen würde, zu wenig geprüft worden; das Spital Bülach sichert mit seinen aktuell 200 Betten die medizinische Versorgung von 180‘000 Menschen im Zürcher Unterland; das prognostizierte Wachstum führt bei einer Zielauslastung von 80% zu einem Bettenbedarf von nur 225 Betten im Jahr 2030.

Die Rechnungsprüfungskommission (RPK) bemängelte zudem, dass die 40 Einwendungen, die im Sommer bei der Stadt eingingen, von derselben Firma behandelt wurden, welche auch die Machbarkeitsstudie erarbeitet hat. Für Thomas Langholz ist das eine Selbstverständlichkeit, für die RPK nicht.

Zum Autor

Luís Manuel Calvo Salgado, ist Fraktionspräsident und Stadtratskandidat der Grünen Partei Bülach.

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