Nostalgie pur: Musikalische Reise zurück zu den Wurzeln

Oliver Dütschler
Oliver Dütschler

Biel/Bienne,

Bei den «Christmas Sessions 2022» im Kongresshaus Biel verzauberten die Musiklegenden Fausto Leali, Drupi, Fiordaliso und Matia Bazar das Publikum.

Fausto Leali
Die italienischen Musikstars um Fausto Leali begeisterten die Zuschauer im Kongresszentrum Biel. - Oliver Dütschler

Nau.ch traf die Pop-Ikonen Fausto Leali, Drupi, Fiordaliso und Matia Bazar zum Blitz-Interview.

Nau.ch: Anlässlich der «Christmas Sessions 2022» habt ihr in Biel einen grossartigen Auftritt hingelegt. Welche Beziehung habt ihr zur Schweiz?

Fausto Leali: Ich habe viele Konzerte in allen Landesteilen der Schweiz gespielt, aber noch nie in Biel. Da ich unweit der Schweiz – in der Nähe von Como – lebe, ist meine Mentalität schon fast schweizerisch. Die Ordnung und die Sauberkeit schätze ich sehr. Die Schweizer sind tüchtige, ehrliche Arbeiter.

Silvia Mezzanotte (Matia Bazar): Ich hatte die Möglichkeit, die Altstadt in Biel anzuschauen – wirklich sehr gemütlich.

Ich war nur wenige Male für Konzerte in der Schweiz. Dabei habe ich stets eine grosse Wärme und Herzlichkeit seitens der Menschen gespürt.

Carlo Marrale (Gründungsmitglied, Matia Bazar): Ich habe Sympathien für die Schweiz und auch mehrere Freunde im südlichen Teil der Schweiz. In der Schweiz lässt es sich leben.

Drupi: Ich habe nur gute Erinnerungen an die Schweiz, ein schönes und sauberes Land mit fantastischen Seen. Ich fühle mich wohl hier.

Fiordaliso: Meine Tante lebte unweit von Bern und ich habe als Kind viele schöne Sommer bei ihr verbracht. Wenn ich in die Schweiz komme, habe ich ein Gefühl von Sicherheit, Sauberkeit und Gelassenheit.

In einigen Momenten auch eine gewisse Traurigkeit, weil hierzulande alles sehr ruhig ist. Wenn man die Ruhe sucht, muss man in die Schweiz kommen.

Fausto Leali
Fausto Leali gewann im Duett mit Anna Oxa das Sanremo-Festival 1989 und vertrat Italien im gleichen Jahr beim Eurovision Song Contest in Lausanne. - Oliver Dütschler

Nau.ch: Ihr blickt auf mehrere Jahrzehnte Musikkarriere zurück. Gab es eine besonders goldene Zeit für euch, an die ihr euch heute noch gerne zurückerinnert?

Fausto Leali: Für meine Karriere hatte das Sanremo-Festival eine grosse Bedeutung: Ich debütierte 1968 bei diesem Gesangswettbewerb. Danach nahm ich in rascher Folge noch weitere Male am Festival teil, ohne jedoch grossen Erfolg zu haben.

Nach 14 Jahren nahm ich 1987 mit «Io Amo» wieder am Festival teil, 1988 mit «Mi manchi» und 1989 gewann ich das Festival schliesslich mit «Ti lascero» im Duett mit Anna Oxa. Das war eine Wiedergeburt von Fausto Leali.

Im gleichen Jahr vertraten wir Italien mit «Avrei voluto» beim Eurovision Song Contest in Lausanne. Ich bin nach wie vor mit Anna Oxa befreundet, auch wenn wir etwas weniger Kontakt haben – sie lebt in Chiasso.

Silvia Mezzanotte: Die Geschichte von Matia Bazar begann im Jahr 1975 in Genua. Inzwischen hat es einige Wechsel bei der Bandzusammensetzung gegeben.

Carlo Marrale (Anm. d. Red. Gründungsmitglied von Matia Bazar) und ich haben historische Momente miterlebt – Carlo hat übrigens einige der erfolgreichsten Lieder von Matia Bazar geschrieben und das Sanremo-Festival 1978 gewonnen.

Ich habe das Sanremo-Festival, den wichtigsten Musikanlass in Italien, 2002 mit Matia Bazar gewonnen.

Drupi: Die Anfänge sind immer am schönsten und magischsten. Da gibt es Überraschungen und Du hast viel Energie – das ist bei mir schon eine Weile her.

Fiordaliso: Die achtziger Jahre haben mir enorm viel gegeben vor allem 1984, das Jahr mit dem Song «Non voglio mica la luna» – diese Jahre waren wunderschön.

Fiordaliso
Die Sängerin Fiordaliso nahm neun Mal beim international reputierten Sanremo-Festival teil. - Oliver Dütschler

Nau.ch: Ihr habt zahlreiche Welthits herausgebracht. Was bedeutet es für euch, wenn ihr seht, welche Beliebtheit eure Lieder auch heute noch haben und wie viele Fans euch an den Konzerten sehen wollen?

Fausto Leali: Dies ist eine grosse Befriedigung für die geleistete Arbeit. Das gibt einem die Kraft, um stets weiterzumachen und nach vorne zu schauen.

Wenn die Leute begeistert applaudieren oder sich sogar erheben ist das ein sehr schönes Gefühl und der Grund dafür, dass man nicht aufhören kann zu singen.

Auch Tony Bennett (Anm. d. Red. ein US-amerikanischer Jazzsänger) singt mit 96 Jahren immer noch.

Carlo Marrale: Das sind grosse Emotionen, denn einige Lieder sind in der Intimität meines Schlafzimmers mit der Gitarre entstanden.

Das zeigt, dass die Menschen etwas im Herzen tragen und das ist das Schönste, was einem Musiker passieren kann.

Drupi: Das ist schön und zeigt, dass sich all die Arbeit gelohnt hat. Glücklicherweise bin ich Teil der Musikgeschichte – das erfüllt mich mit Stolz.

Fiordaliso: Das macht mich stolz – wenn die Leute meine Lieder singen, bin ich glücklich.

Matia Bazar
Die Band Matia Bazar trat in Biel mit Gründungsmitglied Carlo Marrale und Starsängerin Silvia Mezzanotte auf. - Oliver Dütschler

Nau.ch: Wir starten nun in die besinnliche Jahreszeit. Wohin schweifen eure Gedanken, wenn ihr einmal Zeit für euch habt?

Fausto Leali: Ich habe während der Covid-Pandemie viele Stücke geschrieben. So viele, dass sich meine Gedanken aktuell darum drehen, was ich davon behalten und was wegwerfen soll.

Silvia Mezzanotte: Ich lese viel und gehe gerne ins Kino. Weiter habe ich eine akademische Aktivität – ich suche neue Gesangstalente, für die ich Lehrgänge abhalte. Es freut mich, wenn ich meine Erfahrung an andere weitergeben kann.

Carlo Marrale: Ich lese und komponiere viel. Auch die grossen Themen in der Welt wie der Krieg und die Nuklearbedrohung beschäftigen mich.

Drupi: Ich lese und reise gerne – manchmal male ich auch. Weiter halte ich mich gerne in der Natur auf oder gehe fischen – glücklicherweise habe ich viele verschiedene Interessen.

Fiordaliso: Meine Gedanken gelten aktuell dem Frieden. Ich würde mir eine Welt wünschen, in der es keine Menschen gibt, die frieren müssen wie in der Ukraine oder solche, die keine Arbeit haben. Aber dies ist natürlich eine Utopie.

Drupi
Drupi spielte alle grossen Hits an den «Christmas Sessions 2022» in Biel (im Hintergrund seine Ehefrau Dorina Dato am Keyboard). - Oliver Dütschler

Nau.ch: Dezemberzeit ist Weihnachtszeit! Wie und mit wem feiert ihr Weihnachten?

Fausto Leali: Leider bin ich bereits zum dritten Mal verheiratet (lacht). So habe ich drei Familien, mit denen ich je einen Tag verbringe. Das läuft bereits seit vielen Jahren so und ist überhaupt kein Problem.

Da meine Frau aus Foggia im Süden Italiens stammt, gibt es stets ein traditionelles Gericht aus Appulien, wenn wir dort sind. Aber manchmal auch Polenta und zum Dessert Panettone.

Carlo Marrale: Ich verbringe die Zeit gerne mit meiner Frau in Ruhe zuhause. Ich habe keine Kinder – meine Kinder sind meine Lieder.

Silvia Mezzanotte: Das sind grosse Kinder, die man in der ganzen Welt hört. Ich verbringe die Zeit gerne mit der Familie und versuche auch nahe bei meiner Mutter zu sein, die 91 Jahre alt ist. In Bologna isst man Tortellini in der Brühe, Lasagne oder die Spezialität Schweinefuss.

Drupi: An Weihnachten bin ich am liebsten mit meiner Frau. Jedes Jahr improvisieren wir, normalerweise sind wir zuhause.

Letztes Jahr habe wir eine kleine Reise gemacht. Ein traditionelles Weihnachtsessen haben wir nicht – das wäre langweilig. Schauen wir, was es dieses Jahr zu essen gibt.

Fiordaliso: Mit meinen Kindern und meinem Grosskind Rebecca Luna, meinen Geschwistern und meinem Vater. Er ist 93 Jahre alt, lebt mit mir und ich kümmere mich als Tochter um ihn.

Dieses Jahr fehlt leider meine Mutter, die an Covid verstorben ist. Weihnachten ist heilig, da trifft sich die ganze Familie – wir essen zusammen und verbringen den Abend zusammen.

«Christmas Sessions»
Die italienischen Musiklegenden präsentierten dem Bieler Publikum bei den «Christmas Sessions» ein hervorragendes Konzert. - Oliver Dütschler

Nau.ch: Hand aufs Herz: Welches Weihnachtsgeschenk wünscht ihr euch?

Fausto Leali: Ich wünsche mir eine friedliche Welt, die es objektiv gesehen aber nie geben wird.

Carlo Marrale: Ich wünsche mir, dass ich den Menschen mit der Musik noch lange Freude schenken kann.

Drupi: Ich wünsche mir, dass Putin mir den Frieden schenkt, den ich habe diese schlechte und hässliche Atmosphäre satt. Dieses Geschenk würde mir grosse Freude machen.

Fiordaliso: Ich wünsche mir meine Kinder, meine Brüder und meinen Vater lachen zu sehen.

«Christmas Sessions»
Die «Christmas Sessions» in Biel gehörte auch dieses Jahr zu den absoluten Highlights im Musikkalender hierzulande. - Oliver Dütschler

Der Veranstalter der «Christmas Sessions 2022» HENA Music verstand es einmal mehr ein hochkarätiges Programm mit italienischen Künstlern zusammenzustellen, das die zahlreichen Zuschauer abermals restlos begeisterte.

Für einen hochprofessionellen Mediensupport sorgte zudem Rolf Schlup (Das Office), der in der internationalen Musikwelt einen hervorragenden Namen geniesst. Grosse Klasse auf und neben der Bühne – chapeau!

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