Verzicht oder Auszeit: Am Aschermittwoch beginnt die Fastenzeit

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Bern,

Nach der Fasnachtsphase beginnt die traditionelle Fastenzeit. Doch was bedeutet das eigentlich?

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In den letzten Tagen der Fastenzeit fällt der Verzicht besonders schwer. (Symbolbild) - ViDI Studio/Shutterstock.com

Nach der heissen Fasnachtsphase steht die traditionelle Fastenzeit vor der Tür. Dem Brauch folgend lassen manche Menschen vom Aschermittwoch bis Ostern die Finger von Alkohol oder Süssigkeiten, andere verzichten zumindest zeitweise auf Smartphone oder Auto. Viele entscheiden sich auch für eine klassische Fastenkur.

Fragen und Antworten zum Fasten:

WAS IST DIE FASTENZEIT? Die Tradition des Fastens kommt in den meisten grossen Weltreligionen vor. Die traditionelle Fastenzeit im Christentum dauert von Aschermittwoch bis Karsamstag vor Ostern, also in diesem Jahr bis zum 30. März.

Sie wird teils auch Passionszeit genannt und soll an die Leidensgeschichte von Jesus bis zu seiner Kreuzigung erinnern, der an Karfreitag gedacht wird. Christen fasten in dieser Zeit für 40 Tage und besinnen sich so auf ihren Glauben. Sonntage werden jedoch nicht mitgerechnet, sodass die Fastenzeit 46 Tage dauert.

Traditionell wird unter Fasten der Verzicht auf bestimmte Lebensmittel oder eine Reduktion der Nahrungsaufnahme verstanden. Ähnliche Traditionen gibt es im Judentum vor Jom Kippur sowie im Islam im Ramadan.

WELCHE MÖGLICHKEITEN GIBT ES NEBEN DEM NAHRUNGSVERZICHT? Heute ist die Fastenzeit für viele eher eine Zeit allgemeiner Einkehr und Reflexion. Die Bandbreite der Möglichkeiten ist gross.

In der evangelischen Kirche gibt es die Aktion «Sieben Wochen ohne». Sie steht in diesem Jahr unter dem Motto «Komm rüber! Sieben Wochen ohne Alleingänge» und will dazu anregen, die Gemeinschaft neu zu entdecken.

Klimafasten: Umweltschutz trifft Religion

Anregungen für Klimagerechtigkeit und Umweltschutz dagegen will die Aktion «Klimafasten» der Kirchen geben, die in jeder Fastenwoche für ein anderes Thema sensibilisieren möchte. Eine Woche widmet sich etwa der Ernährung, eine andere der Mobilität.

Medienexperten empfehlen darüber hinaus eine «digitale Auszeit», also den bewussten Verzicht auf Fernsehen, Computer und Smartphone. Angesichts des steigenden Medienkonsums und seiner Folgen stösst dies bei vielen Menschen auf Resonanz, auch wenn sie nicht religiös sind.

Gesundheitliche Aspekte des Fastens

Um Kinder und Jugendliche zum Medienfasten zu animieren, sollten Familien aber gemeinsam festlegen, welche Geräte an welchen Tagen und zu welchen Zeiten Pause haben sollen.

Gemäss Umfragen verzichteten gegen 60 Prozent oder etwas weniger als zwei Drittel der Menschen schon einmal für mehrere Wochen gezielt auf ein bestimmtes Genussmittel oder Konsumgut.

In der Verzichtsrangliste ganz oben stehen demnach Alkohol und Süssigkeiten, gefolgt von Fleisch. Vielen geht es vor allem um gesundheitliche Aspekte. Auch der Wunsch, weniger zu rauchen sowie weniger Medien zu konsumieren, spielte für die Menschen in der Umfrage eine grosse Rolle.

Fasten: Reinigung von Körper und Geist

Beim klassischen Fasten, das nicht zwingend einen religiösen Hintergrund haben muss, wird für eine bestimmte Zeit völlig oder teilweise auf Essen verzichtet. Befürworter versprechen sich davon Wohlbefinden, «Reinigung von Körper und Geist» – aber auch Gewichtsreduzierung sowie Entspannung.

Wenn der Körper keine oder weniger Nahrungsenergie erhält, stellt er sich auf den sogenannten Fettstoffwechsel um. Der Organismus greift seine Energiereserven an, vor allem die körpereigenen Kohlehydratreserven in Leber und Muskeln, Körpereiweiss und anschliessend die Fettreserven.

Gesunde Praktiken während des Fastens

Fasten aktiviert die körpereigene «Müllabfuhr», die sogenannte Autophagie. Dadurch kann der Körper seine Zellen selbstständig reinigen, defekte oder schadhafte Moleküle werden abgebaut oder kleingehäckselt, und neue Energie wird gewonnen. Eine klassische Fastenkur dauert meist sieben bis zehn Tage.

Grundsätzlich gilt: viel trinken. Auch Bewegung ist bei einer Fastenkur wichtig, um Muskelabbau vorzubeugen. Gerade wer strikt fasten will, sollte zuerst mit einem Arzt sprechen. Das gilt vor allem bei Vorerkrankungen.

Wer sollte nicht fasten?

Wer abnehmen möchte, dem helfen Fasten oder vorübergehende Diäten indes nur bedingt. Wer dauerhaft Gewicht verlieren will, muss seine Ernährung grundsätzlich umstellen und sich ausreichend bewegen. Eine Möglichkeit ist das Intervallfasten, bei dem über einen langen Zeitraum tage- oder stundenweise auf Nahrung verzichtet wird.

Kindern, Schwangeren und Stillenden wird vom Fasten generell abgeraten. Wer an einer chronischen Krankheit leidet oder regelmässig Medikamente einnimmt, sollte vor dem Fasten unbedingt mit einem Arzt Rücksprache halten.

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