Die Nachfrage bei privaten und kirchlichen Hilfsangeboten ist in der Coronakrise stark angestiegen. Armutsbetroffene verzichten oft aus falscher Scham oder mangels Information auf öffentliche Sozialhilfe. Diese Hürden will die Stadt Bern mit einem Faltblatt abbauen.
Armut
Armut in der Schweiz ist kaum sichtbar. aber sie existiert. (Symbolbild) - Pixabay

Das Faltblatt mit dem Titel «Haben Sie Probleme wegen Corona?» macht in einfacher Sprache auf die Rechte und Pflichten der Sozialhilfe aufmerksam und wurde in elf Sprachen übersetzt. Angestossen wurde die Idee vom Runden Tisch zu Corona und Armut, wie die Stadt Bern am Donnerstag mitteilte.

Besonders von der Coronakrise betroffen seien Personen, die bereits vor der Pandemie mit wenig Mitteln auskommen mussten. Obwohl das Geld für Essen, Miete und Krankenkasse fehlt, verzichteten Betroffene oft auf eine Anmeldung beim Sozialdienst und gingen zu privaten und kirchlichen Hilfsangeboten.

Das Meiden der öffentlichen Sozialhilfe hat aus Sicht der Stadt Bern auch mit der Angst der Betroffenen zu tun, wegen der Verschärfungen im Ausländerrecht ihre Aufenthaltsbewilligung zu verlieren. Diverse Studien zeigten, dass es schon länger eine relevante Nichtbezugsquote bei der Sozialhilfe gebe.

Die Verschärfungen bei den Sanktionen, bei der Rückzahlungspflicht und vor allem im Ausländerrecht hätten die Hürden zur Sozialhilfe deutlich erhöht. Dadurch seien faktische Lücken in der sozialen Sicherheit entstanden und Menschen nähmen prekäre Lebensverhältnisse in Kauf, weil sie behördlicher Hilfe misstrauten.

Die Stadt Bern nehme sorgfältige Einzelfallprüfungen vor, um Härtefälle zu vermeiden. «Leider ist diese Botschaft noch zu wenig in der Bevölkerung angekommen,» wird Gemeinderätin Franziska Teuscher (Grünes Bündnis) in der Medienmitteilung zitiert.

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