Die Gewitter von Montagabend und die Regenfälle von Dienstag haben überall im Kanton Bern Seen und Flüsse anschwellen lassen. Es kam an zahlreichen Orten zu Erdrutschen, was zu unterbrochenen Strassen und Bahnlinien führte.
Sicht auf die grossen Wassermengen der Simme, am Dienstag, 13. Juli 2021, beim Stauwehr in Wimmis. Der Pegel des Thunersees liegt nur noch wenige Zentimeter unter der Schadensgrenze. (KEYSTONE/Peter Schneider) - keystone

Am frühen Morgen verschüttete ein Murgang zwischen Thörishaus BE und Flamatt FR ein Gleis der Bahnlinie Bern-Freiburg. Weil ein Gleis befahrbar blieb, konnten die Fernverkehrszüge passieren. Es kam aber zu Einschränkungen vor allem auf der S-Bahn-Linie 2 (Bern-Laupen). Die Dauer der Störung blieb am Dienstag gegen Abend unbestimmt.

Am Mittag stoppte ein Erdrutsch die Züge zwischen Gümmenen BE und Kerzers FR auf der Linie Bern-Neuenburg. Schon ab etwa 14 Uhr war die Linie wieder normal befahrbar.

Im Haslital führte die Aare so viel Wasser, dass die Zentralbahn aus Sicherheitsgründen den Zugverkehr zwischen Meiringen und Brienzwiler einstellte. Es verkehrten Ersatzbusse. Wann diese Linie wiedereröffnet werden kann, war am Dienstag gegen Abend offen.

Der Kanton Bern sperrte aus Sicherheitsgründen den Susten- und den Grimselpass. Da und dort gingen Erdrutsche auf Kantonsstrassen nieder, so etwa zwischen Laupen und Neuenegg und zwischen Lüterswil und Balm bei Messen, wie der TCS-Verkehrsinfo zu entnehmen war.

Die Kantonspolizei erhielt zwischen Montagabend und Dienstagmittag total rund hundert Schadenmeldungen. Die Niederschläge fielen auch in Form von Hagel, so etwa im Schwarzenburgerland und im unteren Emmental.

In Meiringen fielen laut der Naturgefahren-Internetseite des Kantons Bern seit vergangenem Freitag etwa 70 Millimeter Niederschlag. Der Pegel des Brienzersees stieg denn auch am Dienstag stark an. Der Thunersee-Pegel näherte sich am Dienstag gegen Abend wieder der Hochwassergrenze von 558,3 Metern über Meer, nachdem er zwischenzeitlich auf etwa 558,15 Metern abgesunken war.

Wenn es in den Bergen und im übrigen Kanton andauernd regnet, steigt mit der Zeit auch der Pegel des Bielersees. Auch er näherte sich am späteren Dienstagnachmittag langsam der Hochwassergrenze.

In Bern transportierte die Aare am Mittag mehr als 450 Kubikmeter Wasser pro Sekunde. Das liegt über der Schadengrenze. Der Fluss trat an gewissen Stellen über die Ufer. In Thun und Bern hatten die Feuerwehren seit Samstag mobile Schutzelemente in Position gebracht.

Normale Abflüsse der Aare in Bern liegen im Sommer zwischen 200 und 300 Kubikmeter pro Sekunde, im Winter zwischen 50 und 100 Kubikmeter. Während der Jahrhundert-Hochwasser von 1999 und 2005 transportierte die Aare mehr als 600 Kubikmeter Wasser pro Sekunde.

Weil die Wetterdienste weitere Niederschläge voraussagen, geht der Kanton Bern davon aus, dass die Hochwassergrenze am Thunersee in der Nacht auf Mittwoch erreicht wird. Auch an weiteren Seen sowie Flüssen könne das Wasser über die Ufer treten, warnte die Staatskanzlei am Dienstag.

Die Seepegel erreichten ihre Höchststände erst gegen Ende der Woche. Ebenfalls erst in der zweiten Wochenhälfte werde die Aare am meisten Wasser abführen. Die Situation im Kanton Bern bleibe deshalb angespannt.

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