Bohrkerne aus zwei kleinen Seen sollen Aufschluss über die Umweltgeschichte des Kantons Thurgau seit der letzten Eiszeit liefern. Dafür arbeitet das Amt für Archäologie mit der Universität Basel zusammen. Die finanziellen Mittel stammen aus dem Walter-Enggist-Fonds.
Thurgau
Flagge des Kantons Thurgau. (Symbolbild) - Keystone

Bis heute sei nicht umfassend untersucht worden, wie sich die Umwelt- und die Lebensbedingungen in der Besiedlungszeit des Thurgaus verändert hätten, teilte das Thurgauer Amt für Archäologie am Mittwoch mit.

In Kooperation mit der Universität Basel sollen nun Grundlagendaten zu Umwelt, Klima und menschlichem Einfluss während der letzten 15'000 Jahre erarbeitet werden. Dafür wird auf das Informationspotenzial von See-Sedimenten zurückgegriffen.

Für das Projekt wurden die beiden kleinen Seen Bichel- und Hüttwilersee ausgewählt, die beide in Privatbesitz sind. Im Herbst 2019 entnahm dort ein Team Bohrkerne, die eine durchgehende Sedimentabfolge enthalten. Das manuelle Herausziehen der meterlangen Sedimentsäulen aus dem Seegrund sei sehr anspruchsvoll gewesen, heisst es in der Mitteilung.

Der rund sieben Meter lange Kern aus dem Bichelsee decke eine Zeitspanne vom Spätneolithikum (um 3200 v. Chr.) bis heute ab. Die 13 Meter lange Sedimentsäule aus dem Hüttwilersee reiche von der ausgehenden letzten Eiszeit bis in die Gegenwart.

Diese Sedimentkerne werden nun präpariert und untersucht. Ein Team entnimmt dabei in regelmässigen Abständen Stichproben. Diese werden gesiebt und chemisch aufbereitet und von unerwünschten Bestandteilen wie Kalk- und Tonpartikeln gereinigt.

Was danach komme, sei aufwendige Handarbeit, teilte das Amt für Archäologie mit. Die Forschenden müssen mikroskopisch kleine biologische Überreste wie Pollenkörner oder Insektenreste bestimmen und zählen. Mit einer Analyse lässt sich dann unter anderem feststellen, ab wann sich die Kastanie in der Gegend ausbreitete oder Flachs angebaut wurde.

Es gibt bereits erste Erkenntnisse: Dazu gehört, dass es rund um den Bichelsee in der Bronze- und Eisenzeit zu grösseren Waldrodungen und verstärkter Bodenerosion gekommen ist. Ausserdem konnte das Aufkommen von Walnuss und Esskastanie verortet werden.

Die Sedimentkerne seien wie ein Geschichtsbuch, das es zu entziffern gelte, heisst es dazu. Dafür brauche es Zeit: Ein Abschluss der Arbeiten ist in rund drei Jahren vorgesehen.

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