Kanton Bern überprüft Zukunft der Landwirtschaft im Strafvollzug
Wie der Kanton Bern mitteilt, wird die Zukunft der Landwirtschaft im Strafvollzug überprüft. Im Vordergrund stehen auch der Naturschutz und die Biodiversität.

Der Kanton Bern betreibt durch das Amt für Justizvollzug an den Standorten der Justizvollzugsanstalten (JVA) Witzwil und St. Johannsen zwei grosse Landwirtschaftsbetriebe.
In Witzwil befindet sich die grösste landwirtschaftliche Nutzfläche des Kantons und einer der grössten Bauernbetriebe der Schweiz.
Beide Standorte grenzen an Naturschutzgebiete oder sind Teil von Reservaten von nationaler und internationaler Bedeutung, weshalb der Förderung von Biodiversität und Artenvielfalt bereits heute hohe Aufmerksamkeit zukommt.
Bei beiden Betrieben müssen Ställe instand gesetzt werden
Die landwirtschaftlichen Infrastrukturen an beiden Standorten wurden letztmals in den 1980er-Jahren erneuert.
So müssen bei beiden Betrieben die Ställe instand gesetzt werden, dies auch, um die geltenden Auflagen bezüglich Tierwohl und Gewässerschutz zu erfüllen.
Ausrichtung der Landwirtschaftsbetriebe soll festlegt werden
Vor diesem Hintergrund und in Anbetracht der geplanten Neubauten und Sanierungen erteilt der Sicherheitsdirektor den Auftrag, die strategische Ausrichtung der Landwirtschaft festzulegen.
In einem direktionsübergreifenden Projekt mit dem Amt für Justizvollzug, dem Amt für Grundstücke und Gebäude und dem Amt für Landwirtschaft und Natur soll hierzu eine Gesamtsicht erarbeitet werden.
Eine solche erlaubt es, die künftig notwendige Grösse und Ausrichtung der Landwirtschaftsbetriebe zu überprüfen und allenfalls anzupassen.
Naturschutz und Biodiversitätsförderung sind wichtige Betriebszweige
Die Landwirtschaft in den Justizvollzugsanstalten dient primär der Erfüllung der staatlichen Aufgabe des Strafvollzugs.
Sie bietet den arbeitspflichtigen eingewiesenen Gefangenen im Straf- und Massnahmenvollzug eine sinnvolle und unterschiedlich anspruchsvolle Beschäftigung.
Naturschutz und Biodiversitätsförderung sind neben der produzierenden Landwirtschaft wichtige Betriebszweige.
Die bisherigen Bemühungen sollen zur nachhaltigen Steigerung der Biodiversität an den Standorten Witzwil und St. Johannsen noch verstärkt werden.
Das Gebiet ist für Naturschutz von grosser Wichtigkeit
Durch die besondere Lage der JVA Witzwil ist das Gebiet für den Naturschutz seit jeher von grosser Wichtigkeit.
Die unmittelbare Nachbarschaft zum grössten Flachmoorgebiet der Schweiz am Südufer des Neuenburgersees, die zentrale Lage an einer der wichtigsten Vogelzugrouten sowie weitere Faktoren (Klima, Bodenverhältnisse) ergeben ein für Mittellandverhältnisse grossartiges Potenzial, insbesondere für Brut- und Gastvögel.
Dieser Besonderheit ist in der Festsetzung der zukünftigen Landwirtschaftsstrategie Rechnung zu tragen.
Dadurch können die Vorgaben für ökologische Infrastruktur teilweise auf kantonseigenem Land umgesetzt werden, davon profitieren indirekt die Bauernbetriebe im Seeland.
Nahrungsmittelproduktion ist Aufgabe der Bauern
Landwirtschaftliche Flächen, die für die genannten Aufgaben nicht mehr benötigt werden, könnten an Bauern in der Region zur Bewirtschaftung abgegeben werden.
Es ist Aufgabe des Staates, Justizvollzugsanstalten zu betreiben und die dafür nötigen Arbeitsplätze in der Landwirtschaft zur Verfügung zu stellen.
Produktion von Nahrungsmitteln ist Aufgabe der Bauern. Modalitäten hierfür wie auch finanzielle Auswirkungen müssen im Projekt ebenfalls bestimmt werden.
Es braucht zudem Klarheit darüber, wer neben den beiden Institutionen des Freiheitsentzuges für diese übergeordneten Aufgaben die Verantwortung übernimmt und deren Finanzierung sicherstellt.