In der Stadt Bern entsteht für die Unterbringung von Schutzsuchenden aus der Ukraine ein grosses Containerdorf mit fünf modularen Wohneinheiten.
Ukraine-Krieg
Ukrainische Flüchtlinge. (Archiv) - Keystone

Im Moment ist Material für Container-Unterkünfte überall Mangelware, doch der Kanton Bern ist in der glücklichen Lage, genügend davon für ein ganzes Container-Dorf zu haben. Nun brauchte es nur noch einen Standort.

Der Kanton klopfte bei der Stadt Bern an, ob dort unbürokratisch und rasch ein solcher freigemacht werden könnte. Die Stadt Bern habe sofort Hand geboten, wie Stadtpräsident Alec von Graffenried an einer Medienkonferenz des Kantons sagte.

Die Siedlung entsteht im nördlichen Teil des Viererfelds. Auf dem heute vorwiegend landwirtschaftlich genutzten Areal soll dereinst ein neues Stadtquartier entstehen. Das Container-Dorf für die Schutzsuchenden tangiert dieses Vorhaben nicht, wie von Graffenried ausführte. Bereits am Freitag, 8. April 2022, geht es los mit den Arbeiten am Container-Dorf.

Gruppenunterkunft für kurzfristigen Aufenthalt

Bei der Container-Siedlung handelt sich um eine Gruppenunterkunft, die sich eher für einen kurzfristigeren Aufenthalt eignet, wie von Graffenried ausführte. Es seien also keine Wohnungen für einen Langzeitaufenthalt. Von Graffenried sieht die Container-Siedlung eher als Ersatz für unterirdische Unterkünfte.

Die Geflüchteten kämen oftmals direkt aus einem Bunker in der Ukraine und sollten nicht wieder unterirdisch leben müssen. Der Berner Stadtpräsident rechnet damit, dass das Dorf je Bedarf zwei Jahre oder länger bestehen bleibt. «Wir fahren hier auf Sicht», sagte der Berner Stadtpräsident.

In der Ukraine sind seit Kriegsbeginn geschätzte sechs Millionen Menschen auf der Flucht. In der Schweiz kommen täglich rund 1000 Schutzsuchende an, im Kanton Bern zwischen 100 und 150 pro Tag.

Bis Ende Jahr: Aufnahme von bis zu 30'000 Geflüchteten im Kanton Bern

Aktuell sind rund 4200 Ukrainerinnen und Ukrainer im Kanton Bern registriert. 900 von ihnen sind in Kollektivunterkünften untergebracht, 500 warten in Durchgangszentren in Zivilschutzanlagen auf einen definitiven Wohnort, über 2800 konnten privat untergebracht werden. Das gab Regierungsrat Pierre Alain Schnegg bekannt.

Der Kanton Bern bereitet sich darauf vor, bis Ende Jahr rund 30'000 Geflüchtete aus der Ukraine aufnehmen zu können. Schnegg dankte der Berner Bevölkerung für ihre Solidarität und ihr Engagement.

Gastfamilien können eine Pauschale von 195 Franken pro Monat erhalten, sofern die Geflüchteten mindestens drei Monate bei ihnen bleiben können. Denn so lange bräuchten die Menschen Zeit, um sich zu erholen und neu auszurichten, wie Manuel Michel, Vorsteher des Amtes für Integration und Soziales, sagte.

Bei Registierung: Sozialhilfe und Krankenversicherung

Die Schutzsuchenden erhalten, sofern sie registriert sind, Sozialhilfe. Mit einer Registrierung sind sie auch krankenversichert.

Bei aller Solidarität wies Michel aber auch darauf hin, dass sich Gastfamilien die Aufnahme Schutzsuchender gut überlegen sollen, damit das Obdach auch über längere Zeit eine nachhaltige und gute Lösung für alle sei. Michel kündigte auch an, dass ein unabhängiger Aufsichtsdienst eingesetzt wird.

Unter den Schutzsuchenden sind auch viele Kinder und Jugendliche. Sie werden je nach Situation in Regelklassen oder in sogenannten Willkommensklassen eingeschult. An beiden Orten steht der Spracherwerb zunächst im Zentrum.

Auch der Bezug zur Ukraine soll nicht verloren gehen, wie Bildungsdirektorin Christine Häsler sagte. Dazu gibt es eine ukrainische Lernplattform.

Lehrkräfte gesucht!

Bis Ende letzter Woche waren in der Volksschule im Kanton Bern 620 Kinder aus der Ukraine eingeschult worden. Vor allem die Schulen und Gemeinden hätten eine riesige Arbeit geleistet, lobte Häsler.

Ein Problem ist der schon vor der Flüchtlingswelle herrschende Lehrkräftemangel im Kanton Bern. Die Bildungsdirektion hat eine Online-Registration aufgebaut, wo sich Personen mit pädagogischem Hintergrund, vorzugsweise auch mit ukrainischen oder russischen Sprachkenntnissen, melden können.

Bereits über 100 Personen hätten die Plattform genutzt, berichtete Häsler. Darunter seine Geflüchtete, aber auch pensionierte Lehrkräfte.

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