Berner Politikerinnen und Politiker haben am Freitag zum ersten Mai faire Löhne für systemrelevante Berufe gefordert.
Regula Rytz
Regula Rytz (Grüne/BE) verfolgt interessiert das Geschehen im Nationalratssaal. - sda - Keystone/ANTHONY ANEX

Berner Politikerinnen und Politiker haben am Freitag zum ersten Mai faire Löhne für systemrelevante Berufe gefordert. Zum Tag der Arbeit veröffentlichten sie Videobotschaften, denn Kundgebungen sind in Zeiten von Corona verboten.

Erstmals seit 130 Jahren fand der Feiertag der Arbeitnehmendenbewegung daher ohne offizielle Kundgebungen statt. In ihren Videobotschaften waren sich die Berner Politikerinnen und Politiker einig: Die Coronakrise habe allen vor Augen geführt, welche Berufe für das Funktionieren der Gesellschaft wirklich wichtig seien. Und gerade in diesen Berufen seien die Arbeitnehmenden oftmals schlecht bezahlt.

«Die Gesellschaft nimmt viele Dienste einfach als gegeben war», wandte sich SP-Grossrätin und Präsidentin des Gewerkschaftsbunds Bern an die Arbeitnehmenden. Erst jetzt, in Zeiten des Coronavirus werde die Arbeit von Pflegenden, Betreuenden, Verkaufspersonal und vielen anderen wertgeschätzt. Sie alle leisteten systemrelevante Arbeit. «Das ist Service Public - nicht in erster Linie Fluggesellschaften oder Banken», sagte Stucki.

Auch Grünen-Nationalrätin Regula Rytz bedankte sich bei allen Arbeitnehmenden, die in den letzten Wochen und Monaten «Unglaubliches geleistet haben». Insbesondere lobte Rytz die Arbeit von Eltern und Betreuenden. Sie hätten die Kinder durch schwierige Zeiten gelotst, «eingeklemmt zwischen Homeoffice und Homeschooling».

Auch Rytz strich den Wert gerechter Entlöhnung hervor. «Wir kämpfen für faire Löhne, gerade für Frauen und für die Carearbeit, die sie leisten».

Rytz erinnerte aber auch an Menschen, die in äusserst prekären Verhältnissen lebten, etwa in Flüchtlingslagern. Es gelte, die Solidarität auf der ganzen Welt zu stärken.

Corrado Pardini, alt Nationalrat und Präsident des Gewerkschaftsbundes Kanton Bern, wies auf die abertausenden von Menschen hin, die derzeit um ihren Arbeitsplatz bangten oder in prekären Verhältnissen ihren Dienst der Gesellschaft zur Verfügung stellten. Ihnen allen «gilt unsere Solidarität», versprach Pardini.

In Zeiten von Corona zeige sich, wie wichtig ein gutes öffentliches Gesundheitswesen sei und ein starker Staat, sagte die grüne Stadtberner Gemeinderätin Franziska Teuscher. Doch kaum habe der Bund Gelder für die Wirtschaft gesprochen würden schon wieder neoliberale Ideologien ausgerollt.

Solchen Ideen müsse man die Stirne bieten, forderte Teuscher. «Als Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter wollen wir auch nach der Krise einen starken Staat, der sich um alle Menschen kümmert und tragfähige Netze bietet, damit niemand durch die Maschen fällt.»

Nach der Krise könne es nicht weitergehen wie vorher, gab sich Jesus Fernandez, Präsident des Gewerkschaftsbunds Biel-Lyss-Seeland, kämpferisch. Die Schere zwischen Besitzenden und Besitzlosen dürfe sich nicht weiter öffnen. Das gelte auch bei den Löhnen. «Wir tun gut daran, wenn wir uns zusammenschliessen und organisieren», betonte Fernandez.

Die Arbeitnehmenden bräuchten eine starke Stimme, denn der Diskurs über die Zeit nach Corona werde entscheiden, «wie solidarisch und nachhaltig unser Leben in Zukunft aussehen wird.»

Wegen des Kundgebungsverbots aufgrund der Corona-Pandemie mussten sich Politikerinnen und Gewerkschafter mit dem visuellen Medium der Videobotschaft behelfen. Dies liess Raum für eine gewisse Phantasie in der Ausgestaltung.

Regula Rytz etwa sass für die Aufnahmen unter dem Bild einer riesigen Weltkugel während ihre Stimme durch den Raum hallte. Die Weltkugel diente Symbol für die weltweite Solidarität.

Franziska Tesucher mochte es eher lokaler und begab sich bei sichtlich windigem Wetter für die Aufnahme nach draussen. Als Location diente eine nach der Frauenrechtlerin Margarethe Hardegger benannte Strasse in Bern.

Beatrice Stucki wagte sich ebenfalls ins Freie, wo sie unter einem Baum sitzend ihre Botschaft verlas. Ohne eine Miene zu verziehen, zog sie zum Schluss eine kleine Musikdose hervor, die die Internationale abspielte.

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