Anwohner verärgert über grosse Einschränkungen
Das bevorstehende Formel-e Rennen hat bereits am Samstagnachmittag Tausende Interessierte in die Innenstadt und an die Rennstrecke gelockt.

Derweil ist der Unmut von Anwohnern und Umweltkreisen über das Rennen nicht zu überhören.
Die Rennstrecke führt in einem Rundkurs von der Laubeggstrasse den Aargauerstalden hinab zum Bärengraben und von dort den Muristalden hinauf in die Schosshalde und zurück ins Start/Zielgelände. Die 2,7 Kilometer lange Runde ist mehrfach gesichert durch massive Gitterzäune. Das gesamte Renngelände ist weiträumig abgesperrt - dies seit Mitte vergangener Woche.
Dies hat zur Folge, dass die Anwohner teilweise lange Umwege in Kauf nehmen müssen. Wer in diesem Teil der Stadt von A nach B will, muss genug Zeit einrechnen - und Nerven.
Ein geplanter kurzer Augenschein im Obstbergquartier mit Rückkehr in die Innenstadt erwies sich am Samstagnachmittag als einstündiger Irrweg durch Berns Quartiere. Auch die Verkehrsbetriebe Bernmobil müssen Einschränkungen gewärtigen wegen des Rennens.
Bern in Beschlag genommen
Kaum ein Anlass hat in den vergangenen Jahren den öffentlichen Raum in der Stadt dermassen in Beschlag genommen. Die untere Altstadt ist Fanzone und Partymeile. Ebenso das Gebiet beim Bärengraben.
Showacts auf der Bühne, Essensstände und Grossbildschirme sorgen für Unterhaltung in den Publikumszonen. Bereits am Vormittag versammelte sich dort eine beachtliche Menge Menschen, am Nachmittag war es rappelvoll. Über Andrang nicht beklagen konnten sich die Cafés in der Innenstadt.
In der Altstadt und beim Bärengraben herrschte Volksfeststimmung. Kinder schwenkten Fähnchen, die Elektroautomobilhersteller verteilt hatten. Derweil guckten sich die Väter die blitzblank polierten E-Autos an, die die Hersteller in der Fanmeile ausstellten.
Für die geladenen oder kräftig zahlenden Gäste des Rennens war auf der Nydeggbrücke und beim Bärengraben mit Kunstbauten eine grosse Zone aufgebaut worden. Über allem thront eine grosse Zeltkonstruktion.
Während sich viele über den Grossanlass in Bern freuen und die Volksfest- und Rennstimmung geniessen, ist auch der Protest gegen den Anlass nicht verstummt. Am Egelsee fand am Nachmittag ein Formel-F-Rennen statt. F steht für Fussgänger.
Auf dem Programm standen Entschleunigung und Nachhaltigkeit. Und das «enfant terrible» der Berner Gesellschaft, die Reitschule, wirbt als «Reitschul-e» für ihr Sommerfest als Alternative zum Autorennen.
Gegner kritisieren, dass das Rennen nicht ökologisch sei, da tausende Lastwagenfahrten nötig seien, um die riesige Infrastruktur nach Bern zu karren. Für Unbehagen sorgen auch saudische Sponsoren des Anlasses. Das konservative Land kaufe sich ein grünes Image, ist in Bern eine oft gehörte Kritik.