Die Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie der Universitären Psychiatrischen Dienste Bern (UPD) betreut 50 Prozent mehr Patientinnen und Patienten als vor der Coronapandemie. Chefarzt Jochen Kindler spricht von einer abrupten Zunahme seit der zweiten Coronawelle im Herbst 2020.
Bern Ukraine Krieg
Der Kanton Bern hat eine Broschüre mit wichtigen Infosfür den Ernstfall verschickt. Der Zeitpunkt hänge aber nicht mit dem Ukraine-Krieg zusammen. - Keystone

Massnahmen wie Schulschliessungen, die Einschränkung von Freizeitangeboten, aber auch die Angst zu erkranken hätten den Stresslevel deutlich und andauernd angehoben. Das sagt Kindler in einem am Dienstag vom online erscheinenden Berner «Journal B» publizierten Interview. Dieses war zuerst im «Berner Landboten» erschienen.

Vor allem das Notfallzentrum und die Jugendstationen der Klinik sind laut Kindler «völlig am Überlaufen».

Die momentane Situation führe gleichermassen zu Neuerkrankungen wie zur Verstärkung von bestehenden Problemen bei Kindern und Jugendlichen, sagt Kindler weiter. Kinder im Alter von fünf bis zwölf Jahren berichteten vor allem über die Angst, ältere Personen wie etwa Grosseltern anzustecken.

Jugendliche zwischen 12 und 18 hätten Angst um ihre Zukunft und ihre Ausbildung. «Sie verlieren die Perspektive», sagt Kindler. Gerade Essstörungen beschäftigten die Klinik seit Herbst 2020 besonders, aber auch Depressionen, Angsterkrankungen und Selbstverletzungen.

Dass Jugendliche unter den Corona-Massnahmen leiden, stellte Mitte Dezember auch schon die Konferenz der kantonalen Sozialdirektorinnen und -direktoren fest. Dies gestützt auf eine Umfrage bei Organisationen für Kinder- und Jugendhilfe.

Pro Juventute, die Schweizer Stiftung für Kinder und Jugendliche, gab Mitte November bekannt, sie habe im Corona-Jahr 2021 fast doppelt so viele Suizid-Beratungen durchgeführt wie vor der Pandemie.

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