Kommunalwahlen im Tessin: Marco Chiesa, abtretender SVP-Präsident, kandidiert für einen Exekutivsitz in Lugano.
Marco Chiesa
Marco Chiesa bei einer Delegiertenversammlung. (Archivbild) - keystone

Mitte April finden im Kanton Tessin Kommunalwahlen statt. Besonders spannend dürfte es in Lugano werden: Hier kandidiert der abtretende SVP-Präsident Marco Chiesa für einen Sitz in der Exekutive. Die Frage, ob Chiesa auch für das Amt des Stadtpräsidenten kandidieren könnte, sorgt im Südkanton für einigen Wirbel.

Amtierender Präsident der grössten Tessiner Stadt ist Michele Foletti von der Lega dei Ticinesi. Obwohl SVP und Lega eine gemeinsame Liste präsentieren, sind sie im Rennen um das Amt des Stadtpräsidenten Konkurrenten. Chiesa hat bisher gegenüber den Tessiner Medien erklärt, er habe kein Interesse am Amt des Stadtpräsidenten. Trotzdem wird im Sottoceneri bereits heftig darüber debattiert, ob Chiesa als amtierender Ständerat überhaupt genügend Zeit für das Amt des Stadtpräsidenten hätte.

Das Amt des «Sindaco» von Lugano sei ein 100-Prozent-Job, lautet der Tenor. Die Geschichte der Lega ist mit jener Luganos seit deren Gründung im Jahr 1991 eng verknüpft. Vor der Amtszeit Folettis leitete der als umgänglich und kompromissbereit geltende Marco Borradori während acht Jahren die Geschicke der Stadt. 2021 starb der damals 62-jährige Lega-Politiker an einem Herzstillstand.

Wer tritt zur Wahl an?

Neben den beiden Lega-Vertretern Michele Foletti und Lorenzo Quadri – letzterer sitzt auch im Nationalrat – treten Tiziano Galeazzi (SVP), Vize-Stadtpräsident Roberto Badaracco (FDP), Karin Valenzano Rossi (FDP) und alt Ständerat Filippo Lombardi (Mitte) erneut zur Wahl an, wie ihre Parteien gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA bestätigten. SP-Stadträtin Cristina Zanini Barzaghi kandidiert nicht mehr. In der aktuellen Zusammensetzung ist Lugano die einzige grössere Stadt der Schweiz, die nicht von Rot-Grün, sondern von einer rechten Mehrheit regiert wird.

Zwar schwang die SVP bei den Tessiner Parlamentswahlen vor einem Jahr obenauf, während die Lega Sitze im Grossen Rat verlor. Doch bisher konnte die grösste Schweizer Partei ihren Siegeszug in den Legislativen kaum je auf die Exekutiven übertragen. Ob sich diese Regel auch im Tessin bewahrheitet, wird der 14. April zeigen.

An diesem Datum werden in insgesamt 81 Gemeinden neue Exekutiven und in 80 Gemeinden neue Legislativen gewählt. In den übrigen Kommunen gibt es stille Wahlen oder die Wahlen wurden verschoben. In einigen Gemeinden existieren zudem Gemeindeversammlungen anstelle von Gemeindeparlamenten.

Wahlen in weiteren Tessiner Gemeinden

In Aranno und Mergoscia ist die Wahl der Exekutive und in Lavizzara jene der Legislative verschoben worden. In allen drei Gemeinden seien nicht genug Kandidaten vorhanden, teilte die Staatskanzlei mit. Die Wahlen in den betreffenden Kommunen finden am 9. Juni statt.

Eine neue Ära wird gleich in zwei grösseren Ortschaften des Locarnese eingeläutet. In der Filmstadt Locarno tritt «Sindaco» Alain Scherrer (FDP) nach neun Jahren nicht mehr zur Wahl an. In Ascona wird eine Nachfolge für Stadtoberhaupt Luca Pissoglio gesucht. Der ebenfalls der FDP angehörende Politiker amtete zwölf Jahre als Gemeindepräsident.

An der Spitze der Kantonshauptstadt Bellinzona wird hingegen aller Wahrscheinlichkeit nach alles beim Alten bleiben: Stadtpräsident Mario Branda (SP) tritt nach zwölf Jahren für eine vierte Amtszeit an. Seinen Rücktritt angekündigt hat hingegen sein Stellvertreter Simone Gianini von der FDP, der im Oktober in den Nationalrat gewählt wurde.

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