Wie die Uni Basel berichtet, wurde ein Konstrukt entwickelt, um zu messen, weshalb so viel Zeit auf Social-Media-Plattformen verbracht und was gepostet wird.
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Wer ständig auf den sozialen Medien zeigt, wie gross sein Freundeskreis ist, hat womöglich DTBP. - Unsplash

Wer zu den Leuten gehört, die auf Instagram oder Facebook gern Fotos posten und dabei Leute verlinken, am liebsten mit einem Zusatz wie «#bestfriends» oder «Freunde für immer», dann besteht ein hoch ausgeprägtes DTBP; «Desire To Belong Publicly», übersetzt etwa «Wunsch nach öffentlicher Zugehörigkeit».

Das Konstrukt des DTBP ist neu entwickelt von Forschenden der Universität Basel und der Universität Koblenz-Landau.

«Damit schlagen wir eine Brücke zwischen dem realen Leben und den sozialen Medien», sagt Sozialpsychologin Christiane Büttner.

Neuer Bereich in der Forschung

Die Doktorandin an der Psychologischen Fakultät der Universität Basel hat gemeinsam mit ihren Kolleginnen Dr. Fanny Lalot und Prof. Dr. Selma Rudert einen neuen Bereich in der Forschung rund um Social Media unter die Lupe genommen.

Warum und wie nutzen Privatpersonen die sozialen Medien? Bisher wurde vor allem die Dauer der Plattform-Nutzung untersucht.

Je wichtiger es den Nutzenden ist, auf Social Media ihre sozialen Interaktionen aus dem echten Leben darzustellen, desto höher fällt der DTBP-Wert aus.

Andere sollen sehen, wie gross der Freundeskreis ist

Qualitative Posts betonen, wie eng das soziale Band mit spezifischen Personen ist.

Bei quantitativen Posts geht es hingegen darum, einen möglichst breiten Freundeskreis zu präsentieren.

Am Ende sei die Motivation immer die gleiche: «Wie inszeniere ich mein reales Leben so auf Social Media, dass andere sehen, dass ich ein tolles soziales Netz habe?», fasst Büttner zusammen.

Beliebtheit und Attraktivität wichtig

Das hat auch einen tieferen Sinn: Einerseits können mit solchen Posts existierende soziale Bande gestärkt werden.

Andererseits können andere User daraus schliessen, dass die Person, die etwas postet, sehr gut sozial vernetzt ist.

Das kann sich positiv auf die Beliebtheit und Attraktivität der postenden Person auswirken.

Abhängigkeitstendenzen werden vorhersehbar

Dass die Forscherinnen mit ihrem Konstrukt auf dem richtigen Weg sind, zeigen die Interpretationen, die sie durch DTBP vornehmen können.

«Wenn wir den DTBP-Wert kennen, können wir zum Beispiel vorhersagen, ob es bei den betroffenen Personen eine Tendenz zur Abhängigkeit von Social Media gibt», sagt Büttner.

Mit DTBP können sie aber nicht nur Prognosen über eine erhöhte Suchtgefährdung machen, sondern auch Interventionen ableiten.

«Wenn klar ist, durch welche Posts man langsam in eine Abhängigkeit von Social Media rutscht, kann man jungen Usern auch zeigen, wie sie die Plattformen nicht nutzen sollen», so Büttner.

Konstrukt mit neuen Daten füttern

Die Sozialpsychologinnen haben ihr Konstrukt für eine bestimmte Art von Social Media-Plattformen gebaut.

Grösstenteils fotobasiert mit einem persönlichen Profil, das permanent sichtbar ist, und der Möglichkeit, Leute zu verlinken.

«Es lässt sich aber nicht ausschliesslich auf Instagram und Facebook anwenden», betont Büttner.

«Uns war wichtig, dass es auch möglich wäre, DTBP für Plattformen anzuwenden, die es noch gar nicht gibt.»

Schliesslich entstehen ständig neue Social Media-Netzwerke.

Weitere Forschungen geplant

Nach ihrer Forschung zu Phubbing und Ausschluss in den sozialen Medien ist DTBP ein weiteres Puzzlestück in der Forschung von Christiane Büttner, aber nicht das letzte.

Als Nächstes will sie mit ihren Kolleginnen das DTBP-Konstrukt mit objektiven Informationen der Social Media-Nutzung verknüpfen, um ihr Konstrukt mit weiteren Daten zu unterfüttern.

Somit liesse sich zum Beispiel testen, wie gross die Unterschiede in der tatsächlichen Nutzung sozialer Medien sind, wie sich Abhängigkeiten von Social Media über die Zeit entwickeln, oder auch, welche Inhalte User mit höherem DTBP häufiger liken und kommentieren.

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