Ein Basler Unternehmen will die BLS Schifffahrt AG übernehmen. Eine entsprechende Offerte sei bereits deponiert worden, teilte die United Rivers Gruppe am Dienstag mit.

Doch die BLS will davon nichts wissen. Für den Verwaltungsrat der BLS AG stehe ein Verkauf ihrer Schifffahrtstochter nicht zur Diskussion, erklärte Mediensprecherin Helene Soltermann auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

Die BLS begrüsse weiterhin Gespräche mit strategischen Investoren. Aus diesen möglichen Kooperationen sollten sich beispielsweise Vorteile im Betrieb nutzen und Angebote ausbauen lassen. Nicht im Fokus stehe, die Schifffahrt als reines Investitionsobjekt an ein Unternehmen oder eine Einzelperson abzutreten

United Rivers bezeichnet sich als führendes Unternehmen in der europäischen Passagierschifffahrt. 2004 vom Brienzer Robert Straubhaar als Einmannbetrieb gegründet, betreibe die Basler Firma heute mit rund 3000 Mitarbeitenden über 100 Passagierschiffe in ganz Europa.

Die Basler Firma hofft nun, dass sie bei ihren Übernahmegelüsten von der Politik unterstützt wird. Das macht sie in ihrem Communiqué vom Dienstag deutlich.

Darin kritisiert sie, dass der Kanton Bern und die bernischen Gemeinden die Kosten von 14,5 Millionen Franken für ein neues Thunersee-Schiff übernehmen sollen. Über das Geschäft wird demnächst das Berner Kantonsparlament entscheiden.

Der Regierungsrat habe im Antrag an den Grossen Rat verschwiegen, dass die United Rivers zur Übernahme der BLS Schifffahrt bereit sei, kritisiert die Basler Firma. Mit der Übernahme könnte der Kantonsbeitrag eingespart werden.

Ausserdem würde auch gleich «das strukturelle Defizit der staatlich betriebenen touristischen Unternehmung BLS Schifffahrt AG beseitigt». Lehne der Grosse Rat den Kredit ab, könnten der Verwaltungsrat der BLS und der Regierungsrat des Kantons Bern als Mehrheitseigner die Weichen dann in Richtung Privatisierung stellen.

Die Basler Firma hat nach eigenen Angaben grosse Pläne für die Schifffahrt auf dem Thuner- und dem Brienzersee. Sie möchte die bestehende Flotte für eine umweltschonende Schifffahrt nutzen, «einhergehend mit deutlich mehr Präsenz und Emotion» auf den beiden Seen.

«Ich finde es umwelt- und steuerpolitisch falsch, ältere Schiffseinheiten einfach zu verschrotten und dann beim Kanton die hohle Hand für Neubauten zu machen», lässt sich CEO Straubhaar zitieren.

United Rivers hat nach eigenen Angaben mit der Übernahme der Säschsischen Dampfschifffahrt gezeigt, dass ein unternehmerisches Vorgehen deutlich mehr Gäste und Zusatzeinnahmen bringen könne.

Ein anderes Beispiel für die erfolgreiche Privatisierung eines einst staatlichen Schifffahrtsunternehmens sehe man am Bodensee. Dort habe die SBB ihre ebenfalls strukturell defizitäre Schifffahrtsgesellschaft 2008 erfolgreich an Private übergeben. So seien auch Arbeitsplätze gesichert worden.

Der Kantonsbeitrag für das neue Thunersee-Schiff hat inzwischen die Kommissionshürde genommen, wie aus einem Communiqué der zuständigen Grossratskommission vom Dienstag hervorgeht. Ihrer Meinung nach muss der Regierungsrat aber sicherstellen, dass die gesprochenen Kantons- und Gemeindebeiträge im Fall eines Verkaufs der BLS Schifffahrt AG anteilsmässig zurückbezahlt werden.

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