Im Kanton Aargau sollen der Schutz der Gewässer in der Kantonsverfassung verankert und innerhalb von 20 Jahren mehr lebendige Feuchtgebiete geschaffen werden. Dies will eine Volksinitiative verschiedener Umweltverbände erreichen. Das Vorbild ist die 1993 vom Volk gutgeheissene Initiative für einen Auenschutzpark.
Der Hallwilersee bei Boniswil.
Der Hallwilersee bei Boniswil. - Nau.ch / jpix.ch
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Die «Gewässer-Initiative» solle dazu beitragen, dass mehr natürliche Feuchtgebiete zu Gunsten von Mensch, Tieren und Pflanzen geschaffen werden, teilte das Initiativkomitee am Montag mit. Dem Komitee gehören die Aargauer Sektionen von Pro Natura, WWF und BirdfLife sowie der Aargauische Fischereiverband und der Landschaftsschutzverband Hallwilersee an.

Mit im Komitee sind auch FDP-Nationalrat Matthias Jauslin, SP-Nationalrätin Gabriela Suter und GLP-Nationalrat Beat Flach sowie alt Grossrätin Sabine Sutter-Suter (Die Mitte). Damit im Kanton Aargau eine Volksinitiative bei der Staatskanzlei eingereicht werden kann, müssen innerhalb eines Jahres 3000 beglaubigte Unterschriften von Stimmberechtigten gesammelt werden.

Der Aargau als Wasserkanton habe eine Verantwortung, hiess es. Die Flüsse Aare, Reuss, Limmat und Rhein prägten des Lebensraum Aargau. Die Verfassungsinitiative will erreichen, dass innerhalb von 20 Jahren die für die Sicherung und Stärkung der Biodiversität notwendigen Feuchtgebiete geschaffen sind. Bäche, Auen, Moore, Weiher sowie Teiche gelten als Feuchtgebiete.

Auen, Bäche, Moore und Feuchtwiesen seien unersetzbare Lebensräume für einheimische Tiere und Pflanzen. Sie nährten den Grundwasserspeicher, schützten vor Überschwemmungen. Sie seien auch attraktive Naherholungsräume und trügen zum Klimaschutz bei.

Die auf Feuchtgebiete angewiesenen Tiere wie Frösche, Fische, Libellen und Vögel seien überdurchschnittlich gefährdet. Zur Erhaltung und dem Schutz der Biodiversität müssten deshalb mehr Feuchtgebiete geschaffen werden. Erforderlich wären gemäss Kanton zusätzliche Flächen in der Grössenordnung von 1000 Hektaren, wie die Initianten festhielten.

Der Klimawandel schärfe jedoch die Situation. Die Wasserführung wird im Sommer erheblich abnehmen. Die Gewässer könnten ihre natürlichen Funktionen immer weniger erfüllen. Mit zunehmender Hitze und Trockenheit würden auch die Böden, Feuchtgebiete, Amphibien- und Fischlaichgebiete sowie einst sichere Quellen vermehrt austrocknen. Wie der letzte Sommer gezeigt habe, bringe der Klimawandel auch mehr Hochwasser.

Das Vorbild der «Gewässer-Initiative» ist die 1991 lancierte Volksinitiative «Auenschutzpark - für eine bedrohte Lebensgemeinschaft». Die Aargauer Stimmbevölkerung hiess das Begehren 1993 mit einem Ja-Stimmen-Anteil von 67,7 Prozent gut.

Seit 1994 ist der Kanton laut Verfassung verpflichtet, innerhalb von 20 Jahren ein Prozent der Kantonsfläche als Auenschutzpark aufzuwerten. Der Kanton setzte in der Folge ein Renaturierungsprogramm um und investierte mehr als 60 Millionen Franken.

Inzwischen ist die Auenfläche von 600 Hektaren auf 1611 Hektaren angewachsen. Grosse Renaturierungsprojekte hätten den Aargauer Flüssen ein Stück Auendynamik zurückgegeben, hielt der Kanton in einer Bilanz zum 25-Jahr-Jubiläum fest.

Das Flächenziel sei mittlerweile erreicht. In Bezug auf die qualitative Umsetzung sei das Ziel zu 95 Prozent erreicht. Es seien noch nicht alle Aufwertungsprojekte vollständig umgesetzt.

Der Aargau - alemannisch: «Land am Wasser» - ist landschaftsgeschichtlich eng mit den Flüssen und den Auen verbunden. Drei Viertel der gesamten Wassermenge aller Bäche und Flüsse der Schweiz fliessen durch den Aargau. Die Flüsse Aare, Reuss, Limmat und Rhein waren ursprünglich von grossen Auen begleitet.

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