Die Zahl der Klagen gegen die Bayer-Tochter Monsanto in den USA wegen des umstrittenen Unkrautvernichtungsmittels Glyphosat ist bis Mitte Oktober auf etwa 42.700 gestiegen.
Glyphosathaltiger Unkrautvernichter Roundup
Glyphosathaltiger Unkrautvernichter Roundup - AFP/Archiv
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Das Wichtigste in Kürze

  • Bayer führt Anstieg auf höhere Ausgaben der Kläger für TV-Werbung zurück.

Das sind mehr als doppelt so viele Klagen wie Mitte Juli, als diese Zahl bei 18.400 lag. Der Anstieg sei «offensichtlich» darauf zurückzuführen, dass die Klägerseite ihre Werbeausgaben «signifikant erhöhte», erklärte Bayer am Mittwoch bei Vorlage der Quartalsbilanz.

Nach der Anordnung des Mediationsverfahrens durch einen Bundesrichter in Kalifornien im Mai hätten sich im dritten Quartal die geschätzten Ausgaben der Klägerseite allein für Fernsehwerbung auf mehr als 50 Millionen Dollar (rund 45 Millionen Euro) summiert, sagte Konzernchef Werner Baumann. Das sei etwa doppelt so viel wie in der gesamten ersten Hälfte dieses Jahres. Mit einem deutlichen Anstieg der Klagen sei daher zu rechnen gewesen.

Die Zahl der Klagen sage allerdings «nichts über deren Begründetheit aus», betonte Baumann. Bayer sei weiterhin überzeugt, gute Argumente zur Verteidigung gegen die erhobenen Ansprüche zu haben. Ausserdem sei Bayer «nach wie vor von der Sicherheit Glyphosat-basierter Produkte überzeugt».

Bayer beteilige sich «konstruktiv und lösungsorientiert» an dem Mediationsverfahren, werde allerdings nur einem Ergebnis zustimmen, das auch «wirtschaftlich sinnvoll» sei. Der Konzern beabsichtige zudem, sich in den anstehenden Berufungsverfahren gegen die drei erstinstanzlichen Urteile und in allen weiteren zukünftigen Verfahren «entschieden zur Wehr zu setzen».

Monsanto war in den USA drei Mal in erster Instanz verurteilt worden, legte jedoch jedesmal Berufung ein. Die Kläger machten jeweils für ihre Krebserkrankungen die jahrelange Anwendung glyphosathaltiger Mittel verantwortlich. Die zunächst verhängten Strafen und Schadenersatzzahlungen gegen Bayer wurden später zwar jeweils deutlich gesenkt, Anträge auf ein neues Verfahren wies die Justiz aber zurück.

Bayer hatte Monsanto im vergangenen Jahr für 63 Milliarden Dollar (rund 56,5 Milliarden Euro) übernommen. Seitdem steht Bayer zunehmend unter Druck. Glyphosat steht in der Diskussion, weil es möglicherweise eine krebsauslösende Wirkung hat - diese Frage ist in der Forschung allerdings umstritten. Ausserdem beklagen Umweltschützer Auswirkungen auf die Artenvielfalt.

Bayer betonte am Mittwoch erneut die «enorme Bedeutung von Glyphosat». Landwirte weltweit setzten den Wirkstoff ein, weil er «Unkraut bekämpft und Ernten schützt».

Der Konzern bilanzierte ein erfolgreiches drittes Quartal: Den Umsatz steigerte Bayer um 5,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal auf 9,8 Milliarden Euro. Beim Nettogewinn stand dagegen ein sattes Minus von fast 64 Prozent - dieser betrug 1,04 Milliarden Euro. Das allerdings lag vor allem an hohen Sondererträgen im Vorjahr, als Bayer aus Wettbewerbsgründen Geschäftsteile an den Konkurrenten BASF veräussert hatte, um Monsanto kaufen zu können.

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