Vertreter der Wirtschaftsdachverbände haben vor dem Fachkräftemangel gewarnt. Das Problem wird sich mit der Pensionierung der «Babyboomer» verschärfen.
Economiesuisse
Economiesuisse unterstützt die Sparmassnahmen. - keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Schweizer Wirtschaftsvertreter warnen vor dem wachsenden Fachkräftemangel.
  • Die demografische Entwicklung wird das Problem in den nächsten Jahren verschärfen.
  • Die Zuwanderung allein kann das Manko am Arbeitsmarkt nicht beheben.

In der Schweiz fehlt vielen Firmen geeignetes Personal und in praktisch allen Branchen wird händeringend nach Arbeitskräften gesucht. Der Fachkräftemangel ist seit Jahren ein Problem, das sich verschärfen dürfte, wie Vertreter des Wirtschaftsdachverbands Economiesuisse und des Arbeitgeberverbands befürchten. Sie suchen nach Lösungen.

Sorgen bereitet den Verbänden vor allem die demografische Entwicklung: In den kommenden Jahren würden zu viele Arbeitnehmende aus den geburtenstarken Jahrgängen («Babyboomer») in Pension gehen. Zugleich rückten zu wenige Junge in den Arbeitsmarkt nach, warnt Economiesuisse-Präsident Christoph Mäder am Montag vor Medienvertretern.

Christoph Mäder Ecnonomiesuisse
Christoph Mäder, Präsident des Dachverbands der Schweizer Wirtschaft «Ecnonomiesuisse». - Keystone

Selbst ohne weiteren Jobzuwachs dürften bis im Jahr 2040 dem hiesigen Arbeitsmarkt kumuliert 431'000 Personen fehlen, so Mäder weiter. «Das sind rund 8 Prozent der heute erwerbstätigen Bevölkerung.»

Eine Möglichkeit, um offene Arbeitsplätze zu besetzen, ist die Zuwanderung. Ohne ausländische Arbeitskräfte wäre die Schweiz nicht so erfolgreich, wie sie heute dastehe, hielt SAV-Präsident Valentin Vogt fest. Ohne sie stünden Baustellen still und Restaurants oder Spitäler hätten grosse Schwierigkeiten, den Betrieb aufrechtzuerhalten.

Zuwanderung nötig

Im Vorfeld der eidgenössischen Wahlen im Oktober wächst aber der Widerstand von rechts gegen die Zuwanderung. Allen voran die SVP plant, mit der Lancierung einer entsprechenden Initiative der Zuwanderung Grenzen zu setzen. Dagegen wehrt sich Vogt: «Wir werden weiterhin auf eine gezielte, arbeitsmarktorientierte Zuwanderung angewiesen sein.»

Für die Schweiz gelte es, die Personenfreizügigkeit mit den EU-/EFTA-Staaten zwingend beizubehalten, fordert Vogt, der an der morgigen Jahresversammlung sein Amt an Severin Moser übergeben wird. Zudem seien Kontingente aus Drittstaaten zu klein und sie sollten besser auf die Bedürfnisse der Wirtschaft zugeschnitten werden.

Manko kann nicht durch Zuwanderung behoben werden

Durch Zuwanderung allein könne das immer grösser werdende Manko am Arbeitsmarkt aber nicht behoben werden, heisst es weiter. Es müsse auch die Produktivität in der Schweizer Wirtschaft verbessert werden und dazu bräuchten die Firmen gute Rahmenbedingungen. Das bedeute unter anderem genügend Mittel für Forschung und Innovation sowie weniger Regulierung und Vorschriften.

Zudem müsse die Wirtschaft das inländische Arbeitskräftepotenzial noch besser nutzen, so die Mitteilung weiter. Es brauche unter anderem eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Und die Verbände fordern den Staat dazu auf, das starke Stellenwachstum bei Bund, Kantonen und staatsnahen Betrieben einzudämmen. Denn das binde immer mehr Arbeitskräfte, die schliesslich der Privatwirtschaft fehlten.

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