Eine Studie aus England zeigt: Mehr Biolandwirtschaft könnte die CO2-Bilanz verschlechtern. Auf die Schweiz lassen sich die Ergebnisse nicht direkt ummünzen.
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Biolandwirtschaft ist weniger ertragsreich als konventionelle. - dpa/AFP
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Das Wichtigste in Kürze

  • Gemäss einer Studie verursacht Biolandwirtschaft mehr Treibhausgase als konventionelle.
  • Weil die Schweiz viel Grünland hat, lassen sich die Ergebnisse nicht direkt übertragen.

Dass die Landwirtschaft die Umwelt belastet, ist unbestritten. Gerade Kunden, denen Umweltschutz am Herzen liegt, kaufen deshalb Biolebensmittel.

Das hat einerseits positive Effekte für die Umwelt, zeigt eine neue Studie der Royal Agricultural University. Forscher analysierten dabei, welche Auswirkung eine Umstellung von konventioneller auf ökologische Landwirtschaft in England und Wales auf die Umwelt hätte.

Resultat: Bauen Landwirte Gemüse und Getreide nach Biorichtlinien an, sinken die Treibhausgasemissionen um 20 Prozent. Bei der Nutztierhaltung liessen sich die Emissionen um vier Prozent senken.

Weniger Erträge bei Biolandwirtschaft

Nur: Mit der Biolandwirtschaft sinken auch die Erträge. Die Forscher gehen davon aus, dass die Bauern mit Ernteeinbussen von rund 40 Prozent rechnen müssen. Weil dadurch mehr importiert werden muss, würden unter dem Strich die CO2-Emissionen steigen.

Schweiz Bio
In der Schweiz wird viel Futtermittel angepflanzt. - sda - Keystone/AP/SVEN KAESTNER

Doch trifft das Szenario auch auf die Schweiz zu? Urs Niggli, Direktor des Forschungsinstituts für biologischen Landbau (FiBL) in Frick AG, hält die Studie für gut gemacht.

Direkt auf die Schweiz ummünzen kann man das Resultat trotzdem nicht. Grund: Der Anteil von Grünland ist im Vergleich mit 70 Prozent sehr hoch. Diese Flächen werden für die Viehhaltung verwendet. Hierbei ist der Ertragsunterschied zwischen Bio und Konventionell recht klein.

Schweizer Bauern stehen besser da

Und in England und Wales gibt es viele Ackerbetriebe, die keine Tiere haben. «Das macht die Düngung auf Biobetrieben schwierig», erklärt Niggli. Anders in der Schweiz: Hier werden viele Betriebe gemischt geführt. Ackerbau wird etwa ergänzt durch Milchwirtschaft oder Schweinemast.

Foodwaste
Nirgends entsteht so viel Foodwaste wie beim Endkonsumenten. - WWF

Niggli sieht, dass die Biolandwirtschaft punkto Produktionstechnik Rückstand hat. «Weil während Jahrzehnten wenig Forschung gemacht wurde.» Nicht nur in der Schweiz, sondern weltweit. Er sieht noch ein grosses Potenzial, um die Biolandwirtschaft produktiver und effizienter zu machen.

Weniger Foodwaste als Lösung

Heute wird jedes dritte Lebensmittel weggeworfen. Eine reine Klimabelastung, findet Niggli. «Wenn wir 50 Prozent weniger Lebensmittel verschwenden und 50 Prozent weniger Futtergetreide an Tiere füttern, können wir problemlos mehr Biolandbau haben.» Weniger Futtergetreide würde aber auch heissen, dass der Fleischkonsum reduziert werden müsste.

Hier sieht Niggli den Königsweg. Wären beide Probleme gelöst, wäre Biolandbau die deutlich bessere Landwirtschaft. «Sie schont die Böden, fördert die Biodiversität, belastet die Umwelt nicht mit chemischen Substanzen und fördert das Tierwohl.»

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