Nach dem erfolgreichen Börsengang von Galderma, erwarten Experten eine Wiederbelebung des IPO-Marktes in der Schweiz.
Börse in Frankfurt
Nach dem ersten erfolgreichen Börsengang in der Schweiz in diesem Jahr werden voraussichtlich noch weitere folgen. (Symbolbild) - AFP/Archiv

Auf den ersten erfolgreichen Börsengang in der Schweiz in diesem Jahr dürften weitere folgen. Fest steht bereits, dass der Telekomanbieter Sunrise noch 2024 zurück auf das hiesige Börsenparkett kehren wird. In der vorletzten Woche hat der Hautpflegespezialist Galderma den Gang an die Schweizer Börse gewagt.

«Nach einer Phase von knapp zwei Jahren ohne ‹echte› IPOs an der SIX Swiss Exchange war es wichtig, dass der Börsengang gelingt», sagt Andreas Neumann, Leiter Aktienkapitalmarkt bei der Zürcher Kantonalbank (ZKB) auf Anfrage. Gemeint ist ein «Initial Public Offering» (IPO), ein klassischer Börsengang mit der Ausgabe von neuen Aktien.

Europas Auftakt zur Wiedereröffnung des IPO-Marktes

«Wir erleben in Europa und in der Schweiz aktuell den Auftakt zu einer Wiedereröffnung des IPO-Marktes», sagt Reinout Böttcher, Leiter des Schweiz-Geschäfts sowie des hiesigen Investment Bankings von J.P. Morgan.

Galderma sei ein äusserst erfolgreicher Börsengang gewesen, resümiert Neumann von ZKB. Die ehemalige Nestlé-Tochter startete am 22. März mit einer Gesamtbewertung von rund 14,5 Milliarden Franken.

Es ist der grösste «echte» Börsengang in der Schweiz seit Landis+Gyr im Jahr 2017. Zuletzt war es lediglich zu mehreren grösseren Abspaltungen von bereits börsenkotierten Unternehmen gekommen (Sandoz und Alcon von Novartis, Accelleron von ABB).

Optimistische Stimmung für Neuzugänge

Die für Neuzugänge seit drei Jahren nicht ideale Stimmung hat sich laut Experten sichtlich aufgehellt. Die Aktienmärkte hätten bereits in den vergangenen Monaten eine beeindruckende Rallye hingelegt, da die Anleger ein «Goldlöckchen-Wirtschaftsszenario» einpreisen würden, sagt Böttcher von J.P. Morgan.

Gemeint ist eine moderat wachsende Weltwirtschaft bei moderater Inflation und niedrigen Zinsen. «Dies hat insbesondere für Kapitalmarkttransaktionen und Börsengänge ein wesentlich günstigeres Umfeld geschaffen», so Böttcher.

IPO-Welle rollt an: Was erwartet uns?

Die IPO-Welle ist nun losgerollt, sie dürfte sich jedoch womöglich erst im nächsten Jahr vollends entfalten. Marktteilnehmer rechnen in den kommenden Monaten mit weiteren Börsengängen – vereinzelt bereits im Jahr 2024, hauptsächlich jedoch ab dem ersten Halbjahr 2025.

Für 2024 geht ZKB-Experte Neumann von bis zu drei Transaktionen aus – inklusive möglicher Spin-offs. «Insbesondere auch in der Schweiz ist die Liste hochkarätiger IPO-Kandidaten lang», sagt Böttcher, der J.P. Morgan-Länderchef Schweiz.

Die Zukunft des Schweizer Aktienmarktes

Auch Markus Wetter, Leiter Aktienkapitalmarkt DACH bei UBS, erwartet über die nächsten zwölf Monate eine Normalisierung in Richtung der üblichen Level: «Im langjährigen Schnitt gibt es in der Schweiz vier bis fünf Börsengänge pro Jahr.» Dabei interessierten sich die Investoren breit für viele verschiedene Sektoren.

Konkrete Ankündigungen für echte Börsengänge in der Schweiz mit Ausgabe neuer Aktien gibt es zwar nicht, jedoch Pläne für weitere Spin-offs. So plant Liberty Global, Sunrise im zweiten Halbjahr 2024 abzuspalten und an SIX zu bringen.

Ausserdem wollen einige Schweizer Unternehmen ein Segment im Ausland kotieren: so etwa der Industriekonzern Holcim sein Nordamerika-Geschäft in den USA oder Phoenix Mecano einen Teil der Sparte DOT in China. Ab 2026 will die TX Group die Swiss Marketplace Group (SMG) – eine Betreiberin von digitalen Marktplätzen und ein Gemeinschaftsunternehmen mit Ringier und anderen – an die Schweizer Börse bringen. Auch ABB hält an den Plänen fest, die Division E-Mobility abzuspalten.

IPO-Trends und potenzielle Kandidaten im Blick

Mittelfristig planen noch weitere Unternehmen ein IPO: etwa MediCrops, ein auf den Vertrieb von medizinischem Cannabis spezialisiertes Unternehmen. Der Börsengang soll in den kommenden 18 bis 24 Monaten stattfinden, hiess es im Dezember 2023.

Unklar war aber noch, an welcher Börse in Europa. Weitere Unternehmen haben in der Vergangenheit verlauten lassen, über ein IPO nachzudenken. So prüft etwa Montana Aerospace einen Börsengang des Energie-Segments.

Auch aus dem Portfolio von Private-Equity-Häusern könnte es mittelfristig zu dem einen oder anderen Börsengang kommen. Der grosse Schweizer Asset Manager Partners Group etwa hatte 2023 so wenige Verkäufe wie seit der Finanzkrise nicht mehr. In der Schweiz hat die Gesellschaft wenige Beteiligungen. Allerdings wäre der Uhrenhersteller Breitling ein Kandidat für einen möglichen IPO. Bis dahin dürften aber sicherlich noch einige Jahre vergehen.

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