Die VW-Generalversammlung in Berlin wurde durch diverse Proteste gestört. Schnell wurde klar: Das Management konnte wohl nicht mit grosser Harmonie rechnen.
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Volkswagen AG hatte am Mittwoch seine erste Präsenzgeneralversammlung seit dem Beginn der Pandemie. - sda - KEYSTONE/EPA/FOCKE STRANGMANN
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Das Wichtigste in Kürze

  • Am Mittwoch war die erste ordentlichen Präsenzgeneralversammlung von VW nach der Pandemie.
  • Die Versammlung wurde durch Protesten von Klima- und Menschenrechtsaktivisten gestört.
  • Eine Aktivistin protestierte sogar mit nacktem Oberkörper.

Die VW-Hauptversammlung am Mittwoch in Berlin wurde durch mehrere Proteste von Klimaaktivisten und Menschenrechtsaktivisten gestört. Gleich bei den einführenden Worten des Aufsichtsratschefs Hans Dieter Pötsch (72) warf eine Person eine Torte auf das Podium. Diese war offensichtlich für den Vertreter der Eigentümerfamilie, Wolfgang Porsche (80) gedacht. Sie verfehlte das Ziel, liess den Manager jedoch schon früh aufschrecken.

Die Kritik zielte ab auf den Umgang der Wolfsburger mit dem Dieselskandal. Und der Menschenrechtssituation in China, aber auch den Verkauf von Verbrennerautos.

Der neue VW-Chef Oliver Blume (54) will eigentlich vor allem Entschlusskraft demonstrieren. Er referierte vor den Aktionären über seinen Zehn-Punkte-Plan, der dem Autobauer am Wendepunkt zur Elektromobilität. Und zum vernetzten Auto seine Stellung sichern soll.

Aktivisten protestierte mit nacktem Oberkörper gegen Volkswagen AG

Vergangene Woche legte der Konzern Geschäftszahlen für die ersten drei Monate vor. Diese wiesen wegen der finanziellen Bewertung von Rohstoffsicherungsgeschäften bei den Gewinnen nach unten. Im eigentlichen Tagesgeschäft sah es aber besser aus. Selbst für die schwierige Lage beim Verkauf von Autos in China, fand Blume in den vergangenen Tagen zuversichtliche Worte.

Auch Blume musste seine Rede unterbrechen, als eine Aktivistin mit nacktem Oberkörper und Plakat lautstark seinen Vortrag störte. Und damit auf Menschenrechtsprobleme in China hinweisen wollte. Es handelte sich nicht um die letzte Störung.

Menschenrechtsorganisationen kritisieren Produktion in China

VW wird vorgeworfen, nicht genug gegen mutmassliche Zwangsarbeit von Minderheiten in China zu tun. Die Uiguren werden laut Menschenrechtsorganisation gezielt von der Regierung in Peking unterdrückt.

VW hält dagegen, dass es in dem Werk mit 240 Mitarbeitenden keine Anzeichen für Menschenrechtsverletzungen gebe. Der Konzern stehe weltweit gegen Zwangsarbeit ein. Dies sagte Rechtsvorstand Manfred Döss.

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Der Volkswagen AG wird vorgeworfen in der Produktion in China gegen Menschenrechte zu verstossen. - keystone

Dass Aktivisten das Umfeld von Generalversammlung für ihre Anliegen nutzen, ist nicht ungewöhnlich. Im Saal sieht man solche Proteste auch wegen der Sicherheitsvorkehrungen am Eingang aber selten.

Der VW-Konzern reagierte auf die Proteste mit einer Stellungnahme. «Ein konstruktiver Austausch ist wichtig. Und eine GV bietet dafür eine gute Möglichkeit», hiess es darin. «Bis auf Einzelne halten sich alle an die dafür vorgesehenen Regeln.»

Aktionärsvereine sind unzufrieden mit der VW-Führung

Doch auch Aktionärsvereine und Fondsgesellschaften zeigten sich unzufrieden mit der VW-Führung. Marc Liebscher von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger monierte, dass Aktionärsvertreter seit Jahren Fragen zu guter Unternehmensführung und weiteren Problemen gestellt, aber kaum Antworten bekommen hätten.

Für Aktionärsvertreter ist insbesondere die Doppelfunktion von Blume als VW-Konzern- und Porsche-Chef ein Grund zur Sorge. Ulrich Hocker von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz räumte zwar ein, dass die Führung der Sportwagentochter Porsche für einen Autofan eine gewisse Faszination darstelle. «Aber beide zusammen, das geht nicht», kritisierte er.

«Die Aktionäre wollen einen Vorstandsvorsitzenden, der sich voll und ganz auf eine Aufgabe konzentrieren kann», sagte Hendrik Schmidt von der Deutsche-Bank-Fondstochter DWS.

«Wir wünschen uns, dass bald Vernunft in Wolfsburg einkehren wird und Sie das Porsche-Mandat niederlegen», rief Ingo Speich von der Sparkassenfondstochter Deka Invest Blume zu.

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Wolfgang Porsche wurde erneut in den Aufsichtsrat gewählt. - keystone

Unter anderem sollte Grossaktionär Wolfgang Porsche erneut für eine volle Amtszeit in den Aufsichtsrat gewählt werden, auch wenn er die Regelaltersgrenze von 75 Jahren bereits seit fünf Jahren überschritten hat. Die Mehrheitsverhältnisse bei Volkswagen sind klar verteilt.

Die Holding der Eigentümerfamilien Porsche und Piëch, die Porsche SE, hält mit 53 Prozent den grössten Stimmrechtsanteil vor dem Land Niedersachsen mit 20 Prozent und dem Staatsfonds aus Katar mit 17 Prozent. Die Vorzugsaktionäre haben dagegen kein Stimmrecht.

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