US-Zölle beginnen Schweizer Industrie zu belasten
Das Gesamtbild der Schweizer Wirtschaft ist trüb. Eine Umfrage zeigt, dass viele Industrieunternehmen einen direkten Zusammenhang mit den US-Strafzöllen sehen.

Das Wichtigste in Kürze
- Die Schweizer Industrie hat bereits die Folgen der US-Zölle zu spüren bekommen.
- Der Industrie-PMI ist im April auf den tiefsten Stand seit Juli 2024 abgestürzt.
- Dies betrifft besonders die Auftragslage und die Beschäftigung.
Die Schweizer Wirtschaft bekommt die Folgen der US-Handelspolitik und dem Zoll-Hammer von Präsident Donald Trump bereits mit Wucht zu spüren: bei Aufträgen, Arbeitsplätzen und den Aussichten.
Während einzelne Sektoren wie die Pharmaindustrie noch von Ausnahmen profitieren, ist das Gesamtbild trüb. Der Industrie-Einkaufsmanagerindex (PMI) ist im April um 3,1 auf 45,8 Punkte abgestürzt – der tiefste Stand seit Juli 2024.
Zusammenhang mit US-Strafzöllen
Bei Werten unter 50 Punkten gehen die befragten Unternehmen insgesamt von einer schrumpfenden wirtschaftlichen Aktivität aus. Der Industrie-PMI verfehlte den 28. Monat in Folge die Wachstumsschwelle.
Viele Industrieunternehmen sehen einen direkten Zusammenhang mit den neuen US-Strafzöllen. Dies laut der am Freitag veröffentlichten Umfrage des Einkauf-Fachverbands procure.ch und der Grossbank UBS.
43 Prozent gaben an, in den letzten zwölf Monaten von protektionistischen Massnahmen betroffen gewesen zu sein. Das sind mehr als doppelt so viele als noch im März.

Damit rückt erstmals konkret ins Bild, was Ökonomen bereits seit Wochen als Risiko beschrieben hatten: Die Zölle der US-Regierung unter Präsident Donald Trump beginnen die exportorientierte Schweizer Industrie spürbar zu belasten.
Belastung durch US-Zölle für Schweizer Tech-Firmen hoch
Trump hatte am 9. April neue Basiszölle von 10 Prozent eingeführt, die auch für die Schweiz gelten. Mit Ausnahme von Stahl- und Aluminium, für die weiterhin 25 Prozent Zoll fällig sind.
Präsident Trump hat zwar angedrohte «reziproke Zölle» für die Schweiz von satten 31 Prozent für 90 Tage ausgesetzt. Dennoch bleibt die Belastung insbesondere für Schweizer Tech-Firmen hoch, da die neuen Zölle auf bestehende Abgaben aufgeschlagen werden. Die Tech-Industrie ist laut dem Branchenverband Swissmem mit mehr als einer Verdoppelung der Zollschranken konfrontiert.
Der Rückgang des Einkaufsmanager-Indexes PMI betrifft besonders die Auftragslage und die Beschäftigung. Zwei von drei Firmen rechnen mit einer weiteren Zunahme an Handelshemmnissen in den kommenden zwölf Monaten: ein Ausdruck wachsender Unsicherheit.
Parallel zum PMI signalisieren auch andere Frühindikatoren eine deutliche wirtschaftliche Eintrübung. Das Konjunkturbarometer der KOF fiel im April um 6,1 Punkte auf 97,1 Zähler. Damit liegt es erstmals in diesem Jahr unter dem mittelfristigen Durchschnitt.
Besonders betroffen ist das Verarbeitende Gewerbe, mit Einbrüchen unter anderem im Maschinen-, Fahrzeug- und Druckereibereich. Die KOF erwartet je nach Ausmass der Handelskonflikte eine jährliche Wachstumsdämpfung zwischen 0,2 und 0,6 Prozentpunkten.
Arbeitsmarkt im Bereich Personaldienstleister zeigt sich ernüchternd
Auch der von UBS ermittelte CFA-Indikator verzeichnete mit einem Minus von 40,9 auf -11,6 Punkte den stärksten Einbruch seit Jahren. Der CFA-Indikator lag letztmals im November 2022 mehr als 50 Punkte im Minus.
Seit dessen Einführung gab es nur zu vier Gelegenheiten einen noch stärkeren Rückgang: während der Finanzkrise 2008, nach der Aufhebung des Franken-Mindestkurses im Jahr 2015 und zweimal während der Covid-Pandemie.
Für das laufende Jahr erwarten laut Umfrage nur noch 20 Prozent der Analysten ein Schweizer Wachstum von über 1,5 Prozent. Im Jahr 2026 liegt dieser Wert bei 34 Prozent.
Ernüchternd zeigt sich bereits der Arbeitsmarkt im Bereich der Personaldienstleister – traditionell eine konjunktursensitive Branche. Im ersten Quartal 2025 brach das Feststellengeschäft um 25 Prozent ein, die Zahl der geleisteten Stunden sank um 8,4 Prozent.
Laut dem Branchenverband Swissstaffing wird die US-Zollpolitik in einer ohnehin labilen Konjunkturlage zum zusätzlichen Belastungsfaktor.
Analysten und Ökonomen warnten zuletzt vor einem Szenario. In dem sich globale Handelskonflikte weiter zuspitzen und die Schweizer Exportwirtschaft strukturell unter Druck gerät. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) könnte demnach gezwungen sein, mit Zinssenkungen oder Deviseninterventionen zu reagieren.