Auch ohne Fair-Food-Initiative werde das Tierwohl bei Importprodukten verbessert, sagte der Bundesrat letztes Jahr. Der Tierschutz hat das Versprechen geprüft.
In Südamerika gelten weniger strenge Tierschutzgesetze.
In Südamerika gelten weniger strenge Tierschutzgesetze. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Vor einem Jahr wurde die Fair-Food-Initiative abgelehnt.
  • Geändert hat sich punkto Tierschutz laut einer Untersuchung vom STS nichts.

Ein Jahr ist es her, da hat das Schweizer Stimmvolk die Fair-Food-Initiative abgeschmettert. Nur knapp 39 Prozent der Stimmbürger legten ein Ja in die Urne. Damit sind die Schweizer den Empfehlungen des Bundesrats gefolgt.

Die Initiative verlangte, dass Schweizer Umweltschutz- und Tierschutzstandards auf für importierte Lebensmittel gelten soll. Der Bundesrat stellte sich dagegen. Er argumentierte, die Initiative würde mit Handelsabkommen in Konflikt geraten.

Mehr Tierwohl auch ohne Initiative?

Zudem erklärte der Bundesrat damals, dass die Landesregierung nachhaltig und fair produzierte Lebensmittel im In- und Ausland fördern wolle. Dazu würden die geltenden Bestimmungen ausreichen.

Fairfood
Die Fair-Food-Initiative wurde vom Stimmvolk abgelehnt. - Keystone

Der Schweizer Tierschutz (STS) hat darum ein Jahr nach der Abstimmung analysiert, was aus den Versprechen des Bundesrats geworden ist. «Das Fazit ist so skandalös wie es mancherorts im Ausland die Zustände in der Lebensmittelproduktion sind», schreiben die Tierschützer. Sowohl Politik wie Wirtschaft seien «weitgehend untätig» geblieben.

Für die Analyse hat der STS Befragungen bei Detailhändler, Importeuren und gewichtigen Gastro-Firmen durchgeführt. Resultat: «Die Hälfte des gesamten Importfleisches stammte im Jahr nach Fair-Food von Tieren deren Haltungsbedingungen Schweizer Tierschutzstandards in keinster Weise entsprechen.»

Der STS kritisiert, dass nach wie vor Fleisch von «hormongedopten» Rindern und Geflügelfleisch aus Tierfabriken in grossen Mengen importiert wird. «Schweinefleisch von Tieren, die ohne Schmerzausschaltung kastriert und unter misslichsten Bedingungen gemästet werden, wird dem Schweizer Konsumenten ebenso billig angeboten.»

Massentierhaltung
Mitglieder des Initiativkomitees stapeln die Kartons mit den Unterschriften für die Massentierhaltungsinitiative bei der Bundeskanzlei in Bern auf. - sda - Keystone/PETER KLAUNZER

«Politik lehnt Tierwohl-Vorstösse ab»

Den Ball sieht der Schweizerische Tierschutz auch bei der Politik. Der Landesregierung sei sehr wohl bewusst, wie viel Tierleid mit so manchem Importprodukt verbunden ist. «Trotzdem sind alle politischen Vorstösse zu diesem Thema seither abgelehnt worden.»

Das Thema Tierschutz wird die Politik noch lange beschäftigen. Letzte Woche wurde die Initiative «Keine Massentierhaltung» in der Schweiz eingereicht. Die Initianten – unterstützt vom Schweizer Tierschutz – fordern, dass die Würde des Tiers in der landwirtschaftlichen Tierhaltung geschützt wird.

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