Der grösste börsenkotierte Immobilienkonzern der Schweiz, SPS Swiss Prime Site, setzt bei der Entwicklung seiner Projekte seit geraumer Zeit auf Nachhaltigkeit und zunehmend auch auf Kreislaufwirtschaft. Bis zum Jahr 2040 will das Unternehmen klimaneutral werden. Das kostet zunächst Geld.
swiss prime site
Das Logo der Immobilien-Investmentgesellschaft Swiss Prime Site. - Keystone
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • Innerhalb der zur SPS gehörenden Gruppengesellschaft Wincasa, die in der Schweiz rund 240'000 Objekte - darunter 120'000 Wohnungen - verwaltet, gebe es schon seit zehn Jahren eine Nachhaltigkeitsequipe, sagt Konzernchef René Zand in einem Interview mit der Nachrichtenagentur AWP.

«Wir messen alle Betriebsdaten und kennen diese für alle Liegenschaften.»

Über die nächsten 20 Jahre werde SPS nun 650 Millionen Franken investieren, sagt Zahnd. Dafür soll aber kein zusätzlicher Franken fliessen. Denn SPS nehme innerhalb von 20 Jahren jede Liegenschaft im Rahmen des normalen Unterhaltszyklus einmal «in die Finger». Die Liegenschaften, die mit Öl und Gas betrieben werden, würden nun vorgezogen.

Zunächst gehe es zunächst um die Änderung der Energiesysteme und um die Fassadendämmung. «Idealerweise kommt Fernwärme oder auch ein anderes Energiesystem wie Wasser zum Zug. Die Elektroenergie werde mit Photovoltaik-Anlagen ergänzt. »Mit einer vernünftigen Planung kommt man gut zum Ziel«, sagt Zahnd.

Swiss Prime Site will aber nicht nur CO2-neutral werden. Die Projekte, die das Unternehmen selbst entwickle, seien nicht nur CO2-neutral. «Die meisten sind auch Kraftwerke, die Energie abgeben», sagt der CEO. Damit könne auch kompensiert werden. Das Ziel 2040 schaffe Swiss Prime Site daher ohne den Kauf von CO2-Zertifikaten.

Zudem zögen die meisten Mieter, insbesondere wenn es sich um Firmen handelt, inzwischen am gleichen Strick. Anfangs sei es schwierig gewesen. Aber viele mietende Firmen seien auch börsenkotiert und müssten daher selbst Nachhaltigkeitsberichte abliefern. Sie kämen nun diesbezüglich vermehrt auf Swiss Prime Site zu. Dies erlaube es dem Immobilienunternehmen auch, zunehmend sogenannte «Greenlease» Verträge abzuschliessen. Dabei soll der Mieter zu einer möglichst nachhaltigen Nutzung und der Vermieter zu einer möglichst nachhaltigen Bereitstellung der Immobilie veranlasst werden. «Vor zwei Jahren war dies noch ganz anders.»

Auch die Kreislaufwirtschaft, also die Wiederverwendung von Baumaterial nach dem Ende eines Immobilienzyklus, wird für die Immobilienbranche immer wichtiger. Gebäude sollen in Zukunft zu Materialdepots werden. Swiss Prime Site wolle einen Bau so strukturieren, dass am Ende der Lebensdauer eines Gebäudes fast alle Rohstoffe sortenrein getrennt würden und wieder verwertet werden könnten. «Das bedeutet zum Beispiel, dass man nicht mehr alles mit Bauschaum verkleben und auch keinen Lack mehr benützen darf.»

80 bis 85% des Materials einer Immobilie müssten wieder verwendet werden können. Das Ziel sei, eine neue Liegenschaft nach diesem Konzept zu bauen. «Wir müssen weg von der Wegwerfgesellschaft», so Zahnd.

Das dürfte sich auch finanziell lohnen. «Heute bezahlen wir für den Abbruch. Morgen nicht mehr», sagt Zahnd. Letztlich sei ein Gebäude nichts anderes als ein Depot für Rohmaterial. Dadurch erhalte jedes Material ein zweites oder drittes Leben.

Doch dafür braucht es ein Kataster für Material. «Wir sind Mitglied von Mataster, einer Plattform für die Erfassung von Baumaterialien.» Diese gebe Auskunft darüber, welche Materialien wo verbaut werden und welchen Restwert sie noch hätten, sagt Zahnd. Damit könne man am Ende der Lebensdauer das Material verkaufen. Dies dürfte auch die Bewertung einer Immobilie beeinflussen. «Muss ich noch abschreiben und wenn ja wie viel noch?»

Zunächst dürfte Bauen aber etwas teurer werden. «Wenn das Konzept erst einmal besser bekannt ist und vermehrt angewendet wird, werden die Kosten aber wieder etwa gleich hoch sein, wie wenn konventionell gebaut worden wäre», ist Zahnd überzeugt. Bei einer Immobilie fielen 20 Prozent der Kosten beim Bau an. 80 Prozent seien Unterhaltskosten. «Wenn der Betrieb dadurch günstiger wird, wird sich das immer amortisieren», sagt Zahnd.

Swiss Prime Site hat das neue Konzept bereits beim Umbau des Messeturms in Basel erfolgreich getestet. Aktuell baue der Konzern das ehemalige Swisscom-Gebäude an der Müllerstrasse in Zürich um, sagt Zahnd. Dabei werde die veraltete Immobilie auf die Tragstrukturen zurückgebaut und danach wieder aufgebaut. «Letztlich wird es wohl etwa ein Drittel sein, der wiederverwendet werden kann», sagt Zahnd.

Und das neue Konzept bei der Müllerstrasse trägt bereits Früchte in Form eines prominenten Mieters. «Das Konzept der Kreislaufwirtschaft war ein wichtiger Grund dafür, dass Google Mieter geworden ist», sagt Zahnd.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

RohstoffeSwisscomFrankenEnergieGoogleWasser