Stimmung unter Schweizer Beschäftigten wird immer schlechter

Keystone-SDA
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Zürich,

Laut einer Umfrage ist die Lebenszufriedenheit unter Schweizer Beschäftigten deutlich gesunken – nur noch 45 Prozent zeigen sich zufrieden.

Beschäftigte
Nur 45 Prozent der Beschäftigten in der Schweiz sind noch zufrieden und zuversichtlich. (Symbolbild) - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Nur 45 Prozent der Schweizer Beschäftigten sind zufrieden.
  • Die Schweiz rutscht bei der Lebenszufriedenheit in Europa von Platz 11 auf Platz 22 ab.
  • Steigende Kosten und sinkendes Politikvertrauen tragen zur sinkenden Zufriedenheit bei.

Die Stimmung unter den Beschäftigten in der Schweiz sinkt immer tiefer. Mit 45 Prozent ist nicht mal mehr die Hälfte zufrieden und zuversichtlich. Im Vorjahr waren es noch 54 Prozent.

Dies geht aus einer weltweiten Umfrage des Beratungsunternehmens Gallup hervor, die am Mittwoch veröffentlicht wurde.

An der Befragung zwischen April und Dezember 2024 nahmen 227'000 Beschäftigte in 149 Ländern teil, davon über 52'000 in Europa.

Schweiz rutscht bei Lebenszufriedenheit auf Platz 22 ab

Mit 45 Prozent zufriedenen und zuversichtlich in die Zukunft blickenden Beschäftigten belegt die Schweiz im europäischen Vergleich Platz 22.

Im Vorjahr war es noch Platz 11. Auch in 15 anderen europäischen Ländern fiel die Beurteilung des eigenen Lebens kritischer aus als im Vorjahr.

Dagegen hat sie sich in 17 Staaten verbessert.

Zum Vergleich: Noch vor der Pandemie waren hierzulande knapp 70 Prozent der Angestellten zufrieden und zuversichtlich gewesen. Mit der Aufhebung des Lockdowns ging es seither markant bergab.

Mit dem Stimmungstief ist die Schweiz nicht alleine. Auch in Deutschland und Österreich ist die Zufriedenheit und Zuversicht praktisch auf dem gleich tiefen Niveau wie in der Schweiz.

Vielschichtige Gründe für sinkende Lebenszufriedenheit

Die Top 5 in Sachen Zufriedenheit und Zuversicht in Europa sind wie im letzten Jahr. Wenn auch in leicht veränderter Reihenfolge: Finnland (81 Prozent), Island und Dänemark (je 77 Prozent), Schweden und die Niederlande (je 69 Prozent).

«Der Rückgang der Lebenszufriedenheit in der Schweiz hat vielfältige Ursachen», erklärte der Gallup-Forschungsleiter in Europa, Marco Nink.

«Unsere Daten zeigen: Steigende Lebenshaltungskosten, schwindendes Vertrauen in die Politik und Sorgen um die wirtschaftliche Entwicklung belasten die Stimmung.»

Hinzu kämen eine grössere Unzufriedenheit mit bezahlbarem Wohnraum und der Qualität der Gesundheitsversorgung. Sowie eine wachsende Wahrnehmung von Korruption in der Wirtschaft.

Zudem gebe es Kritik am Umweltschutz – verbunden mit einer schlechteren Bewertung der Luft- und Wasserqualität.

Auch persönliche Erfahrungen wie eine zunehmende Betroffenheit durch Diebstahl würden Spuren hinterlassen.

83 Prozent machen im Job nicht mehr als nötig

«Die gute Nachricht: Der Lebensstandard in der Schweiz ist weiterhin sehr hoch. Und das Niveau an erlebter Wut, Einsamkeit und Traurigkeit bleibt gering», erklärte Nink. Zudem habe die emotionale Bindung an den Arbeitgeber abgenommen.

Nur acht Prozent der Beschäftigten hätten eine hohe emotionale Bindung, weil die Chefs gut seien.

Damit liegt die Schweiz auf dem vorletzten Platz in Europa. Im Vorjahr waren es noch neun Prozent gewesen. Allerdings sieht es in den beiden Nachbarländern Deutschland und Österreich ähnlich trübe aus.

Der überwiegende Teil der Beschäftigten in der Schweiz (83 Prozent) sei nur gering gebunden und mache nicht mehr als nötig.

«Neun Prozent haben innerlich gekündigt», hiess es weiter. Mit Folgen.

Wechselbereitschaft bleibt niedrig

Die innere Kündigung wirke sich aber nicht nur auf die Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit einzelner Unternehmen aus. Sondern auch auf die Volkswirtschaft als Ganze.

«Denn die (...) entstehenden Kosten aufgrund von Produktivitätseinbussen belaufen sich in der Schweiz auf rund 89,9 Milliarden Franken jährlich. Das entspricht rund zwölf Prozent der Wirtschaftsleistung», schrieb Gallup.

Dennoch sei die Wechselbereitschaft für einen neuen Job weiterhin gering. Nur 22 Prozent (+1 Prozentpunkt) beabsichtigen hierzulande, ihren Arbeitgeber zu wechseln. Und halten entweder die Augen offen oder sind aktiv auf der Suche.

Nur in Österreich (20 Prozent) sei der Wert noch niedriger. Dazu könne auch beitragen, dass deutlich weniger Beschäftigte in der Schweiz über ausgeprägten Stress klagte (30 Prozent). Im Vergleich: Der europäische Durchschnitt liegt bei 38 Prozent, hiess es in der Studie.

Kommentare

User #2902 (nicht angemeldet)

Immer wieder verwunderlich wie viele Menschen sich laufend einen Urlaub leisten können und trotzdem ihre Lebensqualität beklagen. Der Wohnraum pro Person ist tendenziell steigend und wird hauptsächlich in preislich gehobenen Gebieten gesucht, obwohl man sonst laufend im teuren Auto sitzen kann. Alles merkwürdig; Jammern ist in?

User #1768 (nicht angemeldet)

Wen wunderts! Ab 1. Tag wird ein voller Einsatz ohne Einsrbeitung verlangt, Wertschätzung glich null, Löhne seit Jahren gleich, wir sind nur noch Roboter die zu 100 funktionieren sollen! Da leb ich wahrlich lieber vom Sozi...

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