So akzeptieren Kunden Maske beim Einkauf freiwillig
Eine Maskenpflicht beim Einkaufen ist auch in der Schweiz Thema. Dabei ist eine Pflicht gar nicht nötig, damit Kunden den Gesichtsschutz tragen.

Das Wichtigste in Kürze
- Erst seit der Maskenpflicht tragen Schweizer im ÖV eine Maske.
- Detailhändler haben sich gegen eine schweizweite Maskenpflicht ausgesprochen.
- Auch ohne Pflicht wäre es möglich, dass viele beim Einkaufen eine Maske tragen.
Wer in Österreich einkaufen geht, muss eine Maske tragen. Die gleiche Massnahme hat Frankreich im Kampf gegen das Coronavirus beschlossen.
In der Schweiz sieht die Situation anders aus. Zwar empfiehlt BAG-Chef Pascal Strupler den Kantonen, eine Maskenpflicht in Einkaufsläden zu prüfen. Doch das ist aktuell – abgesehen von den Kantonen Genf, Waadt und Jura – kein Thema. Und die Detailhändler machen nicht mehr, als die Behörden verlangen.
Allerdings ist eine Pflicht gar nicht nötig, wie das Beispiel Fondation Beyeler zeigt. Wer das Museum besucht, kriegt beim Eingang vom Personal eine Maske angeboten. Mit dem Hinweis, dass es keine Pflicht gebe.

Dennoch zeigt ein Augenschein vor Ort: Die meisten Besucher tragen die Maske.
Für Wirtschaftspsychologe Christian Fichter von der Kalaidos Fachhochschule ein gutes Beispiel dafür, wie menschliches Verhalten ohne Zwang gesteuert werden kann.
Mehr als sympathische Geste
Denn: «Die Masken lagen nicht einfach auf, sondern wurden von Menschen verteilt, sogar noch mit einer Erklärung, dass das Tragen freiwillig sei. Das ist nicht nur sympathisch, sondern damit wird nebenbei die Botschaft kommuniziert, dass es natürlich schon gut wäre, wenn man die Maske anzieht.»
Dazu komme, dass man im Moment der Übergabe einen psychologischen Vertrag eingehe, dass man dann das «Geschenk» auch nutzen wird. «Auf diese Weise wird erreicht, dass viele Besucher die Maske schon beim Eintreten aufsetzen.»

Und wenn erstmal eine Mehrheit die Masken trage, steige der Gruppendruck auf die anderen, die Maske auch aufzusetzen. «Zugleich sinkt die Hemmschwelle, als ängstliche Person dazustehen.»
Fichter glaubt, dass dies auch im Detailhandel funktionieren würde, da die psychologischen Prozesse überall dieselben seien. «Allerdings wäre der Erfolg im Detailhandel etwas geringer, weil dort die Situation anonymer ist als im Museum, wo man ja etwas länger in der Nähe derselben Personen verweilt.»
Eigenverantwortung reicht nicht aus
Im öffentlichen Verkehr gilt seit rund einem Monat eine Maskenpflicht. Daran halten sich die meisten Kunden, heisst es vonseiten der ÖV-Betreiber. Zuvor, als das Tragen einer Maske nur empfohlen wurde, sah es ganz anders aus.
«Die Maskenpflicht ist ein gutes Beispiel dafür, dass es nicht genügt, auf die Eigenverantwortung der Leute zu setzen. Da braucht es dann halt eine Vorschrift.» Das fänden die Leute sogar gut, weil ihnen die Entscheidung abgenommen werde.

Was bräuchte es also, damit mehr Kunden im Detailhandel eine Maske anziehen? Am wirksamsten sei der Gruppendruck, sagt Fichter. «Sobald ein grosser Teil der Menschen die Maske aufsetzt, folgen die anderen nach.» Immer vorausgesetzt, die Leute verstünden die Bedeutung der Massnahme.
Ebenfalls sinnvoll wären Appelle des Verkaufspersonals, man solle zu deren Schutz bitte eine Maske tragen. «Und natürlich kann man die Leute daran erinnern, dass sie die Maske auch zu ihrem eigenen Schutz tragen.»








