Frankreich steht wegen dem Streik der Bahnmitarbeiter praktisch still. Ist dieses Szenario auch in der Schweiz denkbar? Ja, warnt der Präsident der Eisenbahngewerkschaft.
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Giorgio Tuti, der Chef der Eisenbahngewerkschaft SEV. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Arbeiter der französischen Bahn streiken seit heute.
  • In der Schweiz verhandelt die Gewerkschaft mit der SBB über einen neuen GAV.
  • Der Präsident der Arbeitnehmer-Vertreter warnt: «Ein SBB-Streik ist definitiv eine Option.»

Heute haben die Arbeiter der französischen Bahn SNCF ihren grossen Streik begonnen (Nau berichtete). Bis im Sommer wollen sie immer wieder aus Protest gegen die Reformpläne von Präsident Macron ihre Arbeit niederlegen.

Das Ganze sorgt für Chaos im ganzen Land und ärgert Pendler wie Touristen. Dass der Streik für Kunden nervig sein kann, sieht auch Giorgio Tuti, der Präsident der Schweizer Eisenbahngewerkschaft SEV, ein.

«Die Wut wird sich gegen Macron richten»

Am Montag drohen neue Streiks.
Am Montag drohen neue Streiks. - Keystone

Aber er zeigt «grosses Verständnis für die Streikenden in Frankreich». Macron führ einen «sozialpolitischen Monolog» und wolle die Bahn zerschlagen und privatisieren. Tuti ist überzeugt: «Die Wut der Öffentlichkeit wird sich gegen Macron richten und nicht gegen die Bahn-Mitarbeiter, die von ihrem ​legitimen Recht Gebrauch machen.» Sein Wort hat Gewicht: Tuti ist als Präsident der Eisenbahnsektion der Europäischen Transportarbeiter Föderation (ETF) quasi höchster Eisenbahn-Gewerkschafter Europas.

Der Gewerkschaftsboss warnt vor ähnlichen Tendenzen in der Schweiz. Zwar diskutiere die SBB immerhin noch mit der Arbeitnehmervertretung. Aber: «Wir haben ​nun die Verhandlungen über einen GAV unterbrochen und werden uns gegen die Abbaupläne der SBB wehren.»

SEV sieht Streik als «legitimes Kampfmittel»

Giorgio Tuti: «Die Tendenz in der Schweiz geht leider in eine ähnliche Richtung.»
Giorgio Tuti: «Die Tendenz in der Schweiz geht leider in eine ähnliche Richtung.» - Keystone

Tuti sagt bereits jetzt zu Nau: «Auch für den SEV ist Streik ein legitimes Kampfmittel.» Im Hinblick auf den auslaufenden Gesamtarbeitsvertrag droht der Chef der Schweizer Eisenbahngewerkschafter: «Sollten wir in einen vertragslosen Zustand schlittern, ist auch ein SBB-Streik definitiv eine Option.»

Konkret geht es etwa um die Streichung einer Ferienwoche für über 60-Jährige oder die Reduktion der Treueprämien. In einer kleinen Runde klären Spitzen-Leute von SBB und SEV derzeit, unter welchen Voraussetzungen Verhandlungen überhaupt möglich sind.

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