Orior tritt bei pflanzlichen Produkten auf die Bremse

Keystone-SDA
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Zürich,

Die Lebensmittelgruppe Orior ist mit dem Geschäft mit pflanzlichen Alternativen unzufrieden. Dies führt zu einer Restrukturierung.

Orior
Nahrungsmittelhersteller Orior. (Symbolbild) - Orior

Die vor allem für ihre Fleischmarken wie Rapelli oder Albert Spiess bekannte Lebensmittelgruppe Orior ist mit dem Geschäft mit pflanzlichen Alternativen unzufrieden. Das führt – zusammen mit weiteren Gründen – zu einer Restrukturierung.

Die einst starke Entwicklung von vegetarischen und veganen Produkten verlangsame sich in ganz Europa, teilte Orior am Donnerstag mit. Und die Absätze im Exportgeschäft seien rückläufig. Ausserdem ist das Geschäft für die Gruppe wohl zu wenig profitabel: «Priorität hat für Orior weiterhin die Entwicklung von profitablen, neuen Nischen und Kundensegmenten», heisst es. Man werde daher auch die Zusammenarbeit im Bereich pflanzlicher Produkte mit dem Geschäftspartner in England nun sistieren, heisst es.

Die Entwicklung im Geschäft mit pflanzenbasierten Lebensmitteln führt – zusammen mit «teilweise starken Sortimentsbereinigungen» und Ausschreibungsverlusten – bei dem Unternehmen im laufenden Jahr zu einer Stagnation. Neu werde der Umsatz etwa auf Vorjahreshöhe ausfallen, schreibt Orior. Zuvor hatte das Management noch mit einem leichten Plus gerechnet.

Als Reaktion sistiert Orior diverse Projekte und Investitionen. Unter anderem wird der geplante Convenience Hub – also eine Zentrum für die Herstellung von Fertiggerichten – in Oberentfelden nun doch nicht realisiert.

Vor zwei Jahren hatte Orior am dortigen Standort noch in zwei neue Produktionslinien investiert, darunter auch in zwei Nass-Extruder für die Verarbeitung pflanzlicher Proteine. Damals hiess es, mit der neuen Ausrüstung wolle man die hohe Nachfrage nach pflanzlichen Produkten decken. Nun drückt man am Standort aber offenbar auf die Bremse.

Belastung von 37 bis 41 Millionen Franken

Weiter überprüft Orior die Schliessung einer Fabrik im belgischen Olen. Das Unternehmen hat einen grösseren Volumenauftrag eines ausländischen Kunden verloren und braucht die Fabrik darum voraussichtlich nicht mehr.

Inklusive weiterer Rückstellungen, etwa für Rechtsstreitigkeiten bei Casualfood oder für «strukturelle Anpassungen» zur Effizienzsteigerung, ergibt sich eine Belastung von 37 bis 41 Millionen Franken. Dies drückt auch mit 17 bis 19 Millionen Franken auf den Betriebsgewinn (EBITDA).

Wie der Mitteilung zu entnehmen ist, dürfte wohl auch die Migros bei der Neuausrichtung von Orior eine Rolle gespielt haben. Die Detailhändlerin ist nämlich Grosskundin von Orior und steckt ihrerseits mitten in der grössten Restrukturierungsaktion in der Firmengeschichte.

Sie kündigte unter anderem an, Preise zu senken, teure Markenprodukte aus dem Sortiment zu verbannen und den Anteil der Eigenmarken zu erhöhen. Ausserdem gibt die Migros das Ziel auf, bei Importfleisch die gleichen Mindeststandards zu garantieren wie bei Schweizer Fleisch. Und auch bei importierten Bio-Produkten sollen – anders als früher geplant – nun nicht mehr die strengen Richtlinien von Bio Suisse gelten. Klar ist auch: Die Migros misst den pflanzlichen Produkten heute nicht mehr die gleiche Bedeutung bei als noch vor ein paar Jahren.

«Der Detailhandel in Europa und offensichtlich auch in der Schweiz ist permanent im Wandel», schreibt Orior in der Mitteilung. «Die Neuausrichtung von wichtigen Marktteilnehmenden in der Schweiz beurteilen wir indes als positiv, insbesondere für uns», so das Unternehmen, ohne jedoch weiter auf die Gründe für diese Aussage einzugehen.

Die heutige Ankündigung folgt auf den vor einem Monat angekündigten abrupten Abgang des Orior-chefs Daniel Lutz. Laut der Mitteilung ist für ihn noch keine Nachfolge gefunden worden. Interimistisch führt der Leiter des Europageschäfts, Filip De Spiegeleire, die Geschäfte. Er sitzt schon seit 2016 in der Geschäftsleitung von Orior.

Ob Lutz gehen wollte oder musste, ist nicht bekannt. Allerdings entsprachen einige seiner Entscheide wohl nicht den Vorstellungen des Verwaltungsrats. Dieser habe in den letzten Wochen zusammen mit der Konzernleitung «intensiv an der konkreten Aufarbeitung aller laufenden Themen gearbeitet», heisst es. «Dies mit dem Ziel, die Situation sowie die wichtigsten Einflüsse darzulegen und für die Zukunft mehr Klarheit zu schaffen.»

Kommentare

User #4791 (nicht angemeldet)

Oft reagieren Fleischesser gereizt auf eine vegane Lebensweise!!! Dafür gibt es einen psychologischen Grund: Das Meat-Paradox. Welche Rolle Verleugnung, Tierliebe und der Missionierungseifer der Vegan-Szene spielen, erklärt Ernährungspsychologe Christoph Klotter. Christoph Klotter: Natürlich werde ich sauer! Denn indem Sie im Restaurant nach meiner Steak Bestellung eine Quinoa Bowl ordern, kommunizieren Sie mit mir. Ohne etwas sagen zu müssen, stellen Sie mir die Frage: „Warum isst dieser Mensch noch Fleisch?" Sie machen mir zurecht ein schlechtes Gewissen und verursachen mir Stress, denn im Gegensatz zu mir sind Sie um Nachhaltigkeit und Tierwohl bemüht!! Und damit halten Sie mir etwas vor, das ich Überhaupt nicht wissen will!! Allerdings ist mir eigentlich klar, dass der vegane Lebensstil viel besser ist für die Tiere, die Gesundheit und den Planeten!

User #4791 (nicht angemeldet)

Ein viel gebrachtes Argument gegen die Abschaffung der Nutztierhaltung ist das Schicksal von Graslandschaften. Was würde also mit diesem Weideland passieren, wenn keine Kühe und andere Wiederkäuer mehr darauf weiden? In produktiven Regionen könnte das Weideland zu Ackerland umfunktioniert wird!! In abgeschiedenen Regionen – auch in unseren Bergregionen, würde die Natur Gebüsche und sogar Wälder hervorbringen! Laubwälder bieten nicht nur Lebensraum für viele Tiere, Pflanzen und Pilze!! Sie erhöhen auch den Grundwasserspiegel, sorgen für ein kühleres Waldklima und beugen so auch Bränden vor. Grundsätzlich: Würden wir vegan leben, bräuchten wir nur noch etwa 10% der aktuell verwendeten, landwirtschftlich genutzten Flächen für den Anbau von Getreide, Gemüse und weiteren Pflanzen!

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