Vor fünf Jahren kündigte die SNB Negativzinsen an. Eine Revolution, die bis heute anhält – und wohl auch in Zukunft nicht so schnell endet.
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Thomas Jordan, Präsident der Schweizerischen Nationalbank (SNB), versucht mit dem Kauf von Fremdwährung allerdings die Aufwertung des Frankens zu unterdrücken. - keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Ende 2014 bestätigte die SNB erstmals die Einführung von Negativzinsen.
  • Seither hält die Notenbank an ihrer lockeren Geldpolitik fest.
  • Auch Schweizer Banken haben inzwischen nachgezogen.
  • Ein Ende der Negativzins-Phase ist bislang nicht in Sicht.

18. Dezember 2014 – ein Datum, das in die Geschichtsbücher einging. Die Schweizerische Nationalbank kündigte erstmals Negativzinsen von minus 0,25 Prozent an und stellte damit eine jahrhundertealte Struktur auf den Kopf. Plötzlich war das Sparen mit Kosten statt mit Gewinn verbunden.

Noch heute – fünf Jahre später – hält die Schweizerische Nationalbank an ihrer lockeren Geldpolitik fest. Auch Schweizer Banken haben schrittweise begonnen, von ihren Kunden Negativzinsen einzufordern. Davon betroffen sind bislang nur Grosskunden. Doch auch sonst ist der Zins bei so gut wie allen Banken faktisch auf null.

Negativzinsen auf Privatkonten
Übersicht der Negativzinsen auf Privatkonten.
Negativzinsen auf Sparkonten
Übersicht der Negativzinsen auf Sparkonten.

Wie lange Kleinsparer noch von den Negativzinsen verschont bleiben, ist ungewiss. Sicher ist nur: Die Einführung von Negativzinsen auf weitere Kunden hätte katastrophale Folgen – sowohl für Banken als auch für Sparer.

Der Grund: Statt auf den Bankkonti würden fortan hohe Bargeldsummen in Schweizer Haushalten liegen, so Philip Valta, Wirtschaftsprofessor an der Universität Bern. Dies wiederum würde bei hier ansässigen Banken zu grossen Geldabflüssen führen. Das Belasten von Kleinkunden sei daher eher unwahrscheinlich. Vielmehr hält Valta eine Anhebung der Gebühren für möglich.

Philip Valta
Philip Valta, Finanzprofessor an der Universität Bern. - Universität Bern

Durststrecke hält noch eine Weile an

Der Trend zu sinkenden Zinsen zeichnet sich allerdings nicht nur in der Schweiz ab. Weltweit befindet sich das Zinsniveau auf einem Tiefststand.

Hierzulande will man vor allem eine Aufwertung des Schweizer Frankens verhindern. Aber auch das hohe Alter der Bevölkerung macht der Schweizerischen Nationalbank zu schaffen.

«Die Menschen leben länger, sie sparen viel mehr. Das lässt die Zinsen sinken», erklärte SNB-Chef Thomas Jordan Mitte Monat in einem Interview mit dem «Blick». Eine Verschärfung der Negativzinsen sei deshalb nicht auszuschliessen.

Zinspolitisch bleibt also auch in Zukunft spannend. Aktuell deutet zwar nichts daraufhin, dass die schweizerische Nationalbank ihren Kurs bald wechseln wird. Negativzinsen bleiben aber ein einzigartiges Phänomen, das jederzeit für eine Überraschung bereit ist.

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