Meyer Burger geht mit der Schliessung seines Werks in Freiberg voran, trotz anhaltender Kontroversen.
Meyer Burger
CEO Gunter Erfurt in der Solarzellen-Fabrik. (Archivbild) - Meyer Burger
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Nach einem Hin und Her um die Rettung der Produktion von Meyer Burger im ostdeutschen Freiberg steht das Werk nun still. Das Solarunternehmen schreitet mit der Schliessung voran. «Unser Kontinent ist leider der einzige, der die strategische Bedeutung der Solarenergie noch nicht erkannt hat», sagte CEO Gunter Erfurt am Donnerstag im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP.

Das «Prinzip Hoffnung» könne er als Strategie aber nicht verwenden, sagte Erfurt zum Schliessungsentscheid. Rund 500 Mitarbeitende verlieren damit wohl definitiv ihre Stelle. Meyer Burger will aber die Solarzellenproduktion in Thalheim (ebenfalls Ostdeutschland) weiterführen.

Die Bedeutung der Solarenergie an sich sei in Europa zwar schon erkannt worden, so Erfurt weiter. Als Beispiel nannte er den «Net Zero Industry Act» der EU zur Stärkung der Solar- und Windindustrie, welcher bald vom EU-Parlament verabschiedet werden soll.

Das alles reiche jedoch nicht aus, um die aktuellen «massiven Marktverzerrungen» zu kompensieren. Bekanntlich wirft das Unternehmen chinesischen Firmen vor, Module zu Dumpingpreisen anzubieten.

Marktverzerrungen durch Dumpingpreise

«Eine solche Marktverzerrung hat es in diesem Ausmass noch nie gegeben und sie hält bis heute an», sagte der Firmenchef zu AWP. Und während in den USA, wohin sich Meyer Burger nun orientieren wird, gegengesteuert werde, sei dies in Deutschland trotz vieler Ankündigungen nicht geschehen.

«Das ist natürlich enttäuschend.» Deutschland habe den grössten Solarmarkt in Europa, aber auch die grösste Verwundbarkeit, wenn die Lieferketten wieder einmal ins Wanken gerieten.

In den USA hingegen trifft Meyer Burger auf eine ganz andere Situation. «Das Land hat die Bedeutung dieser Technologie für die nächsten Jahrzehnte erkannt und tut was es tun muss», sagt der Manager. Im Rahmen des «Inflation Reduction Act» würde die heimische Industrie massiv unterstützt und neu angesiedelt.

Meyer Burger hat bereits vor einigen Jahren Investitionen in den USA eingeleitet. So soll beispielsweise das neue Werk im US-Bundesstaat Arizona planmässig im zweiten Quartal 2024 starten.

Expansion nach Amerika

Der Ramp-up der Zellproduktion in Colorado Springs soll gegen Ende 2024 beginnen. Mittelfristig sieht Meyer Burger in den USA das Potenzial für einen Betriebsgewinn (EBITDA) von knapp 250 Millionen Franken pro Jahr. Darauf wann dieses Ziel erreicht werde, wollte sich Erfurt allerdings nicht festlegen lassen.

Ein positiver Cashflow aus dem Nordamerika-Geschäft sei aber nach dem nun laufenden Ramp-up bereits ab 2026 möglich. Helfen sollen bei diesen Plänen frische Mittel durch eine aktuell laufende Kapitalerhöhung von Meyer Burger sein.

Wie am Donnerstag bekannt wurde, beteiligt sich an dieser der mit Abstand grösste US-Kunde von Meyer Burger, Desri. «Wir freuen uns sehr, mit diesem wichtigen Unternehmen zusammenzuarbeiten», so Erfurt. Die Beteiligung an der Kapitalerhöhung sei ein «grosser Vertrauensbeweis».

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