Bundeskanzler Friedrich Merz fordert gemeinsame europäische Börse

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Deutschland,

Der deutsche Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) fordert eine gemeinsame europäische Börse, um erfolgreiche Unternehmen in Europa zu halten.

Friedrich Merz Rede Bundestag
Der deutsche Bundeskanzler Merz wünscht sich eine gemeinsame europäische Börse. - keystone

Europa bringt erfolgreiche Unternehmen hervor, doch oft ziehen sie die USA für einen Börsengang vor – wie der Mainzer Impfstoffentwickler Biontech oder der Bezahldienst Klarna. Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) will das ändern.

Er fordert eine gemeinsame europäische Börse. Dafür erntet viel Zuspruch, doch die Umsetzung ist komplex. «Der Vorschlag von Herrn Merz ist der Königsweg für Europa», sagt Marc Tüngler, Hauptgeschäftsführer des Anlegerschutzvereins DSW.

Eine zentrale europäische Börse, für die sich Frankfurt anbiete, würde Liquidität bündeln. «Dem stehen aber nationale Interessen entgegen, da alle Länder ihre eigene Börse haben wollen.»

Unterstützung vom Koalitionspartner

Merz hatte jüngst im Bundestag gefordert, die Kraft des europäischen Binnenmarkts besser auszuschöpfen. «Wir brauchen eine Art European Stock Exchange, damit erfolgreiche Unternehmen wie zum Beispiel Biontech aus Deutschland nicht an die New Yorker Börse gehen müssen».

Der Mainzer Impfstoffentwickler ging 2019 an die amerikanische Technologiebörse Nasdaq. Vom SPD-Vizekanzler und Finanzminister Lars Klingbeil kommt «volle Unterstützung».

Das sei ein sinnvoller Schritt, wenn es darum gehe, das Zusammenwachsen der europäischen Kapitalmärkte voranzubringen, sagte er am Rande der Jahrestagung des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank in Washington.

Börse begrüsst Merz-Ansatz

Auch die Deutsche Börse begrüsste den Vorstoss von Merz. «Mit über 500 Handelsplätzen hat die EU nicht nur den fragmentiertesten Markt geschaffen, sondern auch den intransparentesten, mit nur rund 30 Prozent des Aktienhandels an transparenten Börsen», erklärte der Dax-Konzern.

Die Stärkung der Kapitalmärkte sei nötig, um wichtige gesellschaftliche Herausforderungen zu bewältigen – etwa bei der Unternehmensfinanzierung oder der Altersvorsorge.

In den USA gibt es starke Börsen und grosse Investoren, während die Kapitalmärkte in Europa zersplittert sind. Die EU ringt seit Jahren darum, die Finanzmärkte in Europa zu vertiefen, die Umsetzung aber stockt.

Europa vor Herausforderungen

Der Europäischen Zentralbank (EZB) zufolge liegen geschätzt rund 11,5 Billionen Euro in Europa auf den Sparkonten der Bürger. «Dieses Geld verliert an Wert da die Rendite abzüglich Inflation negativ ist», sagt Tüngler.

Würden nur Teile davon in die Kapitalmärkte fliessen ergäben sich gewaltige Summen. «Nur: Das Lenken von Ersparnissen an die Kapitalmärkte funktioniert schon in Deutschland nicht.»

Die Idee von Merz sei gut, sagt Tüngler. «Nun müssen Taten folgen.»

Kommentare

User #5981 (nicht angemeldet)

Deutschland und seine (noch) Verbündeten suchen längst verzweifelt nach Investoren und ihre Nachrichtenportale platzieren immer dringlichere Aufrufe jetzt doch noch optimistisch und gut gelaunt zu sein. Insolvenzen und steigende Arbeitslosenzahlen zeigen den wahren Zustand Europas. Wer kann, geht jetzt und kommt bei diesen Voraussetzungen in der EU so schnell nicht wieder.

User #3201 (nicht angemeldet)

Tja - so schlecht finde ich seinen Vorschlag nicht, wenn man nur schon das Debakel der SIX anschaut. Ich bin ehrlich kein EU-Fan, aber für die Verwaltung unserer CH AHV-Gelder, hätte man wohl eher auf die europäische clearstream als auf die amerikanische Statestreet gesetzt, auch wenn die Verwaltungskosten ev. höher gewesen wären. Schlussendlich ist es m.E. eh nur eine Zahlenschieberei im Rahmen von mehrheitlich nicht physisch vorhandenen Wertpapieren.

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