Im WEF-Report ist die Schweiz nur noch das zweiterfolgreichste Land Europas. Die liberalen Stimmen rufen deshalb jetzt zur Senkung des Agrar-Grenzschutzes auf.
Markus Ritter Bauern
Markus Ritter schlägt vor, Lebensmittel bei einem Freihandelsabkommen auszuklammern. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Würde die Schweiz ihre Landwirtschaft nicht derart abkapseln, wäre sie wettbewerbsfähiger.
  • Das sagen liberale Stimmen aufgrund des WEF-Reports 2018, indem die Schweiz zurückfällt.
  • Nur mit Grenzschutz können Schweizer Bauern noch überleben, sagt hingegen der Bauern-Chef.

Die liberalen Stimmen in der NZZ und dem Thinktank Avenir Suisse fordern einmal mehr, den Grenzschutz für die Schweizer Landwirtschaft zu lockern. Sie haben den neusten «Global Competitiveness Report» (GCP) des World Economic Forums (WEF) gelesen. Darin verdrängt Deutschland die Schweiz vom Podest der wettbewerbsfähigsten Länder – «ausgerechnet Deutschland», schreibt die NZZ. Und sie weiss auch den Grund.

Weniger Schranken, mehr Ideen

Das Problem liege in der geschützten Binnenwirtschaft, nicht zuletzt bei der Landwirtschaft. Bauernpräsident Markus Ritter ist sich bewusst, dass diese gezielt mit agrarpolitischen Massnahmen – wie eben dem Grenzschutz – gefördert wird. Er unterstreicht aber die geänderte Gewichtung für das Ranking, was auch die NZZ als Ausgangspunkt für ihre Überlegungen wählt.

Tatsächlich: Der WEF-Report gewichtet neu die Innovationskraft eines Landes höher als den derzeitigen Zustand und Performance. Der Schweiz geht es also nicht schlechter, sie hat lediglich weniger Firmen mit neuen Ideen als andere Länder. In den Worten der NZZ: Sie hält an Bewährtem fest, statt neue Wege zu gehen.

Wer profitiert von einer Öffnung?

Nichtsdestotrotz bezeichnet der WEF-Report die Schweiz als «Super-Innovator», nur Deutschland und die USA sind besser. Punkto Handelsoffenheit landet die Schweiz aber auf Platz 76, punkto Komplexität des Zoll- und Tarifsystems gar auf dem 140. und letzten Platz. Dafür ist vor allem der Agrarsektor verantwortlich, urteilt die NZZ.

Die Landwirtschaft müsse daher die bittere Pille schlucken und den Grenzschutz senken, um endlich wettbewerbsfähiger zu werden. Diese Pille sei aber tödliches Gift für die Bauern widerspricht Bauern-Boss Ritter auf Anfrage von Nau. Zudem: «Die Erfahrung zeigt, dass die Konsumenten davon kaum profitieren würden, sondern Verarbeitung und Handel die Margen weiter erhöhen werden.»

Ende der Schweizer Landwirtschaft

Markus Ritter sieht schwarz, falls der Grenzschutz für die Schweizer Landwirtschaft gelockert würde. «Es wäre kaum mehr möglich in der Schweiz mit Landwirtschaft ein vergleichbares Einkommen zu erwirtschaften.» Will heissen: «Die nächste Generation würde sich in grosser Zahl von der Landwirtschaft abwenden und ihre Zukunft in anderen Branchen aufbauen.» Will heissen: Keine Bauern mehr in der Schweiz.

Der Schaden wäre angerichtet, wie Ritter weiter ausführt: «Die eigene Lebensmittelversorgung, die auch ein Teil nationaler Sicherheit darstellt, würde massiv geschwächt. Es müsste noch mehr importiert werden. Im Berggebiet würden viele Flächen verwalden und verbuschen. Die Biodiversität würde massiv abnehmen.»

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