Der Grossteil der in der Schweizer Wirtschaft eingesetzten Materialien und Rohstoffe stammt aus neu abgebauten Ressourcen. Mit einer Kreislaufwirtschaft liessen sich Materialverbrauch und Treibhausgasemissionen deutlich senken.
Einsammeln und wiederverwerten und reparieren statt wegwerfen: Der Bundesrat stellt sich hinter die Vorlage, mit der eine Nationalratskommission die Kreislaufwirtschaft stärken will. (Archivbild)
Einsammeln und wiederverwerten und reparieren statt wegwerfen: Der Bundesrat stellt sich hinter die Vorlage, mit der eine Nationalratskommission die Kreislaufwirtschaft stärken will. (Archivbild) - sda - KEYSTONE/AP/Oded Balilty

Zu diesem Schluss kommt eine Studie, welche die Netzwerkplattform Circular Economy Switzerland und das Beratungsunternehmen Deloitte Schweiz am Montag veröffentlicht haben. Demnach stammen nur 7 Prozent der verwendeten Rohstoffe aus sogenannten sekundären Quellen wie beispielsweise dem Recycling.

Gängige Massnahmen der Kreislaufwirtschaft sind Wiederverwendung, Aufbereitung, Reparatur oder Recycling. Hier gibt aber Defizite. Gemäss der Untersuchung werden in der Schweiz derzeit jährlich rund 163 Millionen Tonnen neue Materialien verbraucht. Das entspricht 19 Tonnen pro Kopf. Das nachhaltige Niveau läge laut Bericht bei 8 Tonnen.

Der Grossteil des Materialverbrauchs (73 Prozent) der Schweiz stammt aus dem verarbeiteten Gewerbe, dem Baugewerbe und der Agrar- und Ernährungswirtschaft. Die Studienautoren haben mehrere Bereiche mit grossem Verbesserungspotenzial identifiziert: Darunter das Vorantreiben einer zirkulären Produktion und Ernährungssystems wie das Überdenken von Verkehr und Mobilität. Konkrete Beispiele dafür wären Förderung nachhaltiger Bauten, die Reduktion von Foodwaste oder Elektromobilität.

Durch die Umsetzung der Massnahmen könnte man den Anteil der Kreislaufwirtschaft fast verdoppeln, schreiben die Autoren. Der Materialverbrauch könnte um einen Drittel reduziert werden, der CO2-Fussabdruck gar um 43 Prozent.

Der Bericht sieht bei der Kreislaufwirtschaft aber auch weitere Vorteile: die Verbesserung der Bevölkerungsgesundheit, Steigerung des Wohlbefindens durch nachhaltigere Lebensmittel und Schutz der Natur und Biodiversität.

Deloitte hat die Studie global bereits mehrere Male erstellt. Mit 7,2 Prozent liegt der internationale Schnitt derzeit leicht höher als in der Schweiz. «Global sehen wir bei der Kreislaufwirtschaft aber keine Verbesserung», sagt Carlo Giardinetti von Deloitte Schweiz am Montag vor den Medien.

Es gebe aber auch Ausnahmen: Holland habe in den vergangenen Jahren die Kreislaufwirtschaft stark gefördert. Aktuell ist darum rund laut Deloitte ein Viertel der Wirtschaft zirkular. In Norwegen und Schweden ist Kreislaufwirtschaft hingegen noch weniger verbreitet als in der Schweiz.

Der heute präsentierte Bericht wurde von Circular Economy Switzerland und Deloitte Schweiz initiiert. Verfasst hat die Studie die in Amsterdam ansässige Impact-Organisation Circle Economy. Über 60 Organisationen aus der Schweizer Privatwirtschaft, dem öffentlichen Sektor und der Zivilgesellschaft haben sich am Bericht beteiligt, darunter Swissmem, die Migros, die ETH Zürich und der WWF.

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