Das neue Arbeitsmarkt-Barometer zeigt: Die Wirtschaft hat sich nach der Corona-Krise gut erholt – davon profitieren beispielsweise Entlassene.
Schweizer Wirtschaft
Arbeiter an der Arbeit. (Symbolbild) - keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Stellenaussichten für Entlassene haben sich zuletzt wieder verbessert.
  • Nach der Corona-Krise hat sich der Arbeitsmarkt wieder etwas erholt.
  • Dies zeigt ein neu veröffentlichtes Arbeitsmarkt-Barometer.

Das kräftige Wirtschaftswachstum hellt die Stellenaussichten für Entlassene auf. Die Suchdauer für einen neuen Job hat abgenommen, die Betroffenen finden vermehrt eine Stelle ausserhalb ihrer bisherigen Branche und die Löhne ziehen an.

Der Arbeitsmarkt habe sich nach dem Coronaschock von 2020 wieder gut erholt, heisst es im am Donnerstag veröffentlichten Arbeitsmarkt-Barometer der Outplacementfirma Von Rundstedt, die Entlassene bei der Suche nach einer neuen Stelle unterstützt.

Einige Zahlen seien sogar noch besser als in den wirtschaftsstarken Jahren vor der Pandemie. Einige Branchen würden wieder intensiv nach Personal suchen.

Schon seit dem Sommer werde der Wirtschaftsboom sehr deutlich im Arbeitsmarkt sichtbar, sagte Studienleiter Pascal Scheiwiller im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP. Nicht einmal mehr ein Viertel der Kündigungen (23 Prozent) sei 2021 auf Abbaumassnahmen zurückzuführen. Das sei ein massiver Rückgang zum Vorjahr (43 Prozent), als in einigen Branchen massiv Personal gestrichen worden sei. 2021 bewegten sich die Werte wieder etwa auf dem Niveau von 2018 und 2019.

Fachkräftemangel als wichtiger Faktor

Der häufigste Kündigungsgrund sind nun die Restrukturierungen (44 Prozent). Viele Firmen würden ihre Strukturen anpassen. «Die Veränderungsdynamik ist aktuell sehr hoch», hiess es. In der Folge hätten die Stellen neue Profile und erforderten neue Kompetenzen.

«Darum schreien sehr viele Unternehmen seit letzten Sommer: Fachkräftemangel!», sagte Scheiwiller. Sie fänden keine Leute, sehr viele Stellen seien ausgeschrieben.

Immer wenn der Fachkräftemangel zum Thema werde, stärke das die Position der Angestellten. Sie fassten mehr Mut, selber den Job zu wechseln, sagte Scheiwiller. «Die Leute gehen jetzt zu einem Arbeitgeber, der einem besser passt und mehr Lohn bietet. Das passiert seit Sommer vermehrt.»

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Ein Angestellter in einem Büro. (Symbolbild) - keystone

Und Gekündigte würden viel schneller wieder eine neue Stelle finden. Die durchschnittliche Suchdauer sei von 6,9 Monaten auf 5,3 Monate gesunken. «Diese Verkürzung ist massiv. Dabei konnten alle Alterskategorien profitieren», sagte Scheiwiller.

Bei den über 50-Jährigen habe sich die Situation besonders stark verbessert. So ist die Suchdauer der Ü50 von 8,3 Monaten im Vorjahr auf neu 6,9 Monate gesunken. Dieser Wert liegt sogar unter dem Wert von 2019 und nur knapp über der bisherigen Bestmarke von 6,8 Monaten aus dem Jahre 2018.

Nur noch 31 Prozent der Gekündigten gehören der Ü50-Altersgruppe an, was ein wesentlich kleinerer Anteil ist als im Jahr davor (36 Prozent). Das entspreche in etwa dem Beschäftigungsanteil der Ü50 in der Schweiz (31,5 Prozent), erklärte Scheiwiller.

Mobilität über Branchen hinweg nimmt stark zu

Dazu kommt, dass 2021 die Ü50 bei einem neuen Stellenantritt nach einer Kündigung im Durchschnitt keine Lohneinbussen in Kauf nehmen mussten. «Das war in den Vorjahren klar anders. Die allgemeine Entspannung hat sicher auch mit dem spürbaren Fachkräftemangel zu tun», hiess es weiter. Die Firmen seien kompromissbereiter und würden nun auch wieder vermehrt ältere Arbeitnehmer einstellen, sagte Scheiwiller.

Zudem habe die Mobilität über die eigene Branche hinaus markant zugenommen. 52 Prozent der Entlassenen finde wieder eine Stelle in einer anderen Branche. Das seien erstmals über 50 Prozent und so viele wie noch nie. Die zunehmende Knappheit an Fachkräften zwinge die Unternehmen dazu, ihren Suchfilter zu öffnen, obwohl sie normalerweise nur Leute aus der eigenen Branche anstellen würden.

Auch eine Tendenz zu Lohnsteigerungen sei sichtbar. Der Grossteil der Gekündigten kann ihr Salär beim neuen Arbeitgeber halten (42 Prozent) oder sogar verbessern (35 Prozent). Nur gerade 23 Prozent müssten eine Lohneinbusse in Kauf nehmen. Das sind weniger als im Vorjahr (31 Prozent), erklärte Scheiwiller.

Das Barometer basiert auf den Informationen von 1'762 Entlassenen und von 185 Unternehmen aus verschiedenen Branchen, die im vergangenen Jahr in der Schweiz Kündigungen ausgesprochen haben.

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