Die Finanzbranche verrechnet bei neuen Debitkarten hohe Gebühren. KMU zahlen deutlich mehr als mit den bisherigen Maestro-Karten.
Debitkarte
Nicht jeder Detailhändler gibt dem Kunden den Kassenbon mit. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Bei Beträgen ab 30 Franken zahlen KMU bei neuen Debitkarten höhere Gebühren.
  • Der Zahldienstleister Worldline verhandelt aktuell mit dem Preisüberwacher.

Für die Kunden sind die neuen Debitkarten von Visa und Mastercard praktisch. Der grosse Vorteil: Wie mit einer Kreditkarte kann man damit auch online zahlen.

Doch bei KMU-Betrieben sorgen die neuen Plastikkarten für Ärger. Grund: Zahlungsdienstleister Worldline verlangt hohe Gebühren.

Kassensturz
Heinz Rusch zahlt bis 4500 Franken mehr Transaktionsgebühren. - Screenshot SRF

Im «Kassensturz» rechnet Coiffeur-Meister Heinz Rusch vor: «Angenommen, jeder Kunde würde nur noch mit den neuen Karten bezahlen, dann macht das sicher einen ganzen Monatslohn eines Arbeiters.» Das sind zwischen 4000 und 4500 Franken pro Jahr.

Höhere Gebühren ab 30 Franken

Ab Beträgen von 30 Franken zahlt Rusch mehr Abgaben als sonst. Anders als die Kunden hat er keinen Nutzen von der neuen Karte. Wehren kann er sich kaum. «Ich kann mit Worldline nicht über die Gebühren verhandeln wie die ganz grossen Detaillisten.»

Rusch ist nicht allein. Auch Goldschmied Philippe Stutz nervt sich über die neuen Debitkarten. Verkauft er ein paar Goldringe für 6300 Franken, muss er 60 Franken an Worldline liefern. Das ist rund 230 Mal mehr als bei den normalen Maestro-Karten.

Ralf Beyeler
Ralf Beyeler, Telekom-Experte von Moneyland, in einem Interview mit Nau.ch (Archivbild). - Nau.ch

Telekom-Experte Ralf Beyeler kennt das Problem. Auch er hält die Preispolitik für unfair. Gegenüber dem «Kassensturz» sagt er: «Der Aufwand pro Transaktion ist für die Finanzdienstleister extrem niedrig, das ist ein absolutes Volumengeschäft – vollautomatisiert. Die neuen Gebühren lassen sich rein aufgrund der Kosten nicht rechtfertigen.»

Zahlen Sie im Laden bargeldlos?

Gegenüber dem Konsumentenmagazin rechtfertigt sich der Zahlungsdienstleister. Die neuen prozentualen Abgaben kämen vielen Händler entgegen, die nur kleine Beträge abrechnen. «In den allermeisten Fällen verlangen Händler ein einfaches, transparentes Preismodell. Diesem Wunsch tragen wir mit der vorliegenden Lösung für Visa-Debit und Debit-Mastercard Rechnung.»

Allerdings gibt ein Licht am Ende des Tunnels. Das Unternehmen ist aktuell in Verhandlungen mit dem Preisüberwacher. Gemeinsam will man sich über eine Limite bei höheren Beträgen einigen.

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