Laut Experten dürfte die durch den Ukraine-Krieg verursachte Inflation ihren Höhepunkt erreicht haben. Jedoch bleiben die Preise auf einem hohen Niveau.
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Damit bleibt das Leben in der Schweiz. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Ökonomen sprechen von einem Höhepunkt der Inflation.
  • Allerdings werden Anfang des nächsten Jahres erneute Preiserhöhungen erwartet.
  • Jedoch handele es sich dabei wohl um eine kurzfristige Entwicklung.
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Inflation ist spätestens seit dem Beginn des Ukraine-Kriegs und der in Folge stark gestiegenen Energiepreisen in aller Munde. Auch hierzulande zogen die Preise für viele Güter in den letzten Monaten zum Teil massiv an. Nach Einschätzung vieler Ökonomen könnte das Schlimmste aber überstanden sein.

Spüren Sie die Inflation?

Nicht nur Erdöl oder Erdgas wurden teurer, auch viele Lebensmittel oder Dienstleistungen kosten heute deutlich mehr als noch Anfang Jahr. Gemäss Bundesamt für Statistik kostete im Oktober Gas rund 68 Prozent mehr als im Vorjahr. Heizöl kostete 57 Prozent mehr. Aber auch für Möbel (+12%), Occasions-Automobile (+15%) oder Teigwaren (+17%) musste deutlich tiefer in die Tasche gegriffen werden.

Rohstoff-Preise wieder gesunken

Von 1,5 Prozent stieg die Jahresteuerung hierzulande auf 3,5 Prozent im August an, den höchsten Stand seit fast 30 Jahren. Seither kam sie wieder leicht zurück. Jedoch verharrte sie im Oktober mit 3,0 Prozent auf für Schweizer Verhältnisse hohem Niveau.

Die Situation an den Rohstoffmärkten hat sich nach dem panikartigen Anstieg zum Kriegsbeginn allerdings zuletzt wieder etwas beruhigt. So hatte der Erdölpreis (Brent) seinen Höchststand bereits Anfang März kurz nach Kriegsbeginn bei 139 Dollar pro Fass erreicht. Seither ist er wieder deutlich unter die Marke von 100 Dollar gefallen. Vor allem auch die Aussichten auf eine Rezession in vielen Ländern haben hier das ihrige dazu beigetragen.

Preise werden im Januar wohl wieder steigen

Beides dürfte sich auf die Inflation relativ schnell dämpfend auswirken. «Die Preiserwartungen der Unternehmen haben in vielen Branchen ihren Höhepunkt mittlerweile überschritten, wenn sie auch noch auf erhöhten Niveaus bleiben.» Dies meint etwa Raiffeisen-Ökonom Alexander Koch. Ähnlich sieht das Jörg Angele von Bantleon: «Die Inflation hat ihren Höhepunkt bereits überschritten.»

Ölförderung in Russland belarus
Russische Erdölraffinerie. (Symbolbild) - dpa

Noch einmal nach oben gehen werde es allerdings im Januar. Dann fliessen die stark steigenden Strompreise in den Landesindex der Konsumentenpreise (CPI) ein. Selbst bei einem geringen Indexgewicht von 2 Prozent bedeute der angekündigte Anstieg der Strompreise nochmals einen CPI-Anstieg um 0,6 Prozent. Dies rechnet Karsten Junius von Safra Sarasin vor.

Er erwartet den Inflationshöhepunkt daher im Januar 2023. Auch Koch nimmt an, dass es im Januar bei anderen Gütern und Dienstleistungen nochmals zu einem Sprung auf über 3,5 Prozent kommt. Dabei handelt es sich allerdings um einen kurzfristigen, beziehungsweise einmaligen Effekt. Dank der schwächeren globalen Konjunktur und den abnehmenden Lieferkettenproblemen sollte die Jahresrate dann allmählich Richtung der 2-Prozent-Marke sinken, glaubt er.

Unternehmen haben Lager wieder gefüllt

Vor allem wird auch der Basiseffekt nächstes Jahr verstärkt spielen. Die im frühen 2022 stark gestiegenen Ölpreise werden dann aus der Statistik fallen und sich dämpfend auf die Inflation auswirken. Alessandro Bee von der UBS erwartet entsprechend einen deutlichen Rückgang der Inflation ab Februar.

Auch der starke Franken und der bislang moderate Lohndruck sollten laut Sarasin weiteren Inflationsschüben im nächsten Jahr entgegenstehen. Und nicht zuletzt dürften die Güterpreise dank sich auflösender Lieferengpässe weiter zurückgehen. Die Nachfrage nach Gütern habe sich weitgehend normalisiert und die Unternehmen hätten ihre Lager wieder aufgestockt. Dies bekräftigt etwa Maxime Botteron von der Credit Suisse.

Prognosen für Inflation bleiben hoch

Dass die Inflation allerdings schnell wieder auf die niedrigen Werte der letzten Jahre zurückgeht, ist allerdings nicht anzunehmen. In der zweiten Jahreshälfte 2023 dürfte der CPI nämlich bereits wieder etwas anziehen. Gemäss David Marmet von der ZKB werden sich dann etwa höhere Mietpreise im CPI bemerkbar machen. Auch die Spital-Tarife, die typischerweise im August in den Landesindex einfliessen, dürften die Inflation eher wieder etwas nach oben treiben.

Schweizerische Nationalbank
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) in Bern. - keystone

Entsprechend bleiben die Prognosen für die durchschnittliche Inflation im kommenden Jahr zumeist relativ hoch im Bereich von rund 2 bis gut 2,5 Prozent. Damit liegen sie noch immer über dem Zielband der Schweizerischen Nationalbank (SNB) von 0 bis 2 Prozent. Erst ab 2024 werden dann wieder Raten deutlich unter 2 Prozent erwartet. Diese Prognosen sind allerdings noch mit sehr grosser Unsicherheit behaftet.

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