Trotz der hohen Inflation ist der Goldpreis weiterhin so tief wie seit zwei Jahren nicht. Eine Feinunze kostet nur noch knapp 1640 US-Dollar.
Goldpreis
Goldpreis ist wieder unter 1800 US-Dollar gestiegen. (Symbolbild) - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Goldpreis liegt bei knapp 1640 US-Dollar für eine Feinunze.
  • Das ist trotz der hohen Inflation so tief wie seit zwei Jahren nicht.
  • Grund dafür ist der starke Dollar.
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Die jüngste Zinserhöhung der US-Notenbank Fed und der hohe Dollar-Kurs verderben den Gold-Anlegern die Stimmung. Der Preis für das Edelmetall ist in den letzten Tagen erneut gesunken. Inzwischen liegt er auf dem tiefsten Stand seit mehr als zwei Jahren.

Eine Feinunze Gold (rund 31,1 Gramm) hat rund um die Eskalation im Ukraine-Krieg von Ende Februar in der Spitze noch 2070 US-Dollar gekostet. Zuletzt waren es jedoch nur noch knapp 1640 Dollar. Marktbeobachter erklären die Talfahrt mit einem starken Anstieg der Zinsen an den Kapitalmärkten, was festverzinsliche Anlageformen wie Staatsanleihen für Anleger attraktiver macht als Anlagen in das gelbe Edelmetall.

«Angesichts der schnellen Anhebung der Zinsen kann Gold als zinslose Anlage derzeit nicht punkten», kommentieren Rohstoffexperten der Commerzbank die aktuelle Marktentwicklung. Auslöser für den starken Anstieg der Kapitalmarktzinsen sind jüngste Zinserhöhungen durch die führenden Notenbanken der Welt.

Steigende Zinsen weltweit

In der vergangenen Woche haben nämlich gleich mehrere Zentralbanken, so etwa die US-Notenbank Fed oder hierzulande die Schweizerische Nationalbank SNB, ihre Leitzinsen im Kampf gegen die Inflation deutlich erhöht. Vor allem das Fed hat sich mit einer aggressiven Geldpolitik zur Eindämmung der Inflation hervorgetan. Auch für die kommenden Monate hat die US-Notenbank weiter stark steigende Zinsen signalisiert.

Dies erklärt laut Experten, weshalb sich das Edelmetall in einem Tief befindet – trotz des Kriegs in Europa, der Gefahr gesellschaftlicher Unruhen oder eben auch der hohen Inflation. Denn konkret sind seit Jahresanfang die Renditen der massgeblichen zehnjährigen US-Staatsanleihen proportional stark angestiegen. Die nominalen Renditen haben sich weitaus schneller erhöht als die langfristige Inflationserwartung der Finanzmarktakteure.

Investoren erhalten also wieder «echte» Zinsen. Das wiederum ist negativ für das Gold, das überhaupt keine Zinsen abwirft. Für Belastung beim Goldpreis sorgte zudem die Kursentwicklung des US-Dollars. Der starke Anstieg der Leitzinsen in den USA bringt auch Auftrieb beim Kurs der US-Währung.

Starker Dollar verteuert Gold

Da Gold auf dem Weltmarkt in Dollar gehandelt wird, verteuert ein starker Dollar das Edelmetall ausserhalb des Dollarraums, führt Alexander Zumpfe aus. Er ist Händler beim Edelmetall-Handelshaus Heraeus. Der russische Angriffskrieg hat die US-Devise ausserdem zusätzlich gestärkt, weil die negativen Folgen wie steigende Energiekosten vor allem Europa treffen, ergänzen andere Händler.

Aus der Sicht eines in Franken rechnenden Anlegers fällt zumindest der Währungseffekt nicht so stark ins Gewicht. Denn für gewöhnlich steigt oder taucht der Dollar nicht nur gegen das Gold, sondern auch gegen den Franken. Dadurch verringern sich in Franken betrachtet die Schwankungen.

Lässt man nun den Blick nach vorne schweifen, so dürfte der Goldpreis zumindest kurzfristig im Tief verbleiben. Solange das Fed an seinem aktuellen Zinspfad festhält, dürfte es das Gold schwerhaben, nachhaltig zuzulegen, erklärt die Commerzbank. Der unlängst erfolgte Durchbruch der 1650 Dollar-Marke nach unten ist laut Marktanalyst Craig Erlam von Oanda ausserdem als negatives Signal zu werten.

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