Flaute hält an: Deutsche Wirtschaft stagniert im Sommer

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Die deutsche Wirtschaft kommt nicht in Schwung: Nach einem Minus im Frühjahr stagnierte das Bruttoinlandsprodukt im dritten Quartal.

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2025 könnte Europas grösste Volkswirtschaft trotz der zwei Minus-Quartale knapp am dritten Jahr ohne Wachstum vorbeischrammen. (Symbolbild) - dpa

Das Statistische Bundesamt errechnete nach vorläufigen Daten ein Wachstum von null Prozent gemessen am Vorquartal. Eine schwache Nachfrage in wichtigen Branchen wie Autobau und Chemie macht der Industrie zu schaffen, hohe US-Zölle bremsen den Export von Waren «Made in Germany».

Im Inland halten sich Konsumentinnen und Konsumenten zurück – auch weil die Menschen für Dinge des täglichen Bedarfs wie Lebensmittel oft mehr zahlen müssen als vor der Corona-Pandemie.

In den drei Monaten Juli bis einschliesslich September wuchsen zwar die Investitionen in Ausrüstungen wie Maschinen und Fahrzeuge, so die Statistiker. Doch die Exporte gingen gemessen am Vorquartal zurück.

Mit der deutschen Wirtschaft gehe es nicht wirklich bergauf, sagte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. «Erst im kommenden Jahr sollte das Fiskalpaket der Bundesregierung die Konjunktur anschieben, wobei das wegen der ausbleibenden Reformen nicht nachhaltig ist.»

Unternehmen ächzen unter hohen Energiepreisen und viel Bürokratie. Deutschland müsse «endlich wach werden» und «Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit in den Mittelpunkt der politischen Agenda» stellen, mahnte jüngst Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing.

Mit einem «Wachstumsbooster» für verbesserte Abschreibungsmöglichkeiten und einem «Bauturbo» für schnellere Genehmigungen will die Bundesregierung die Konjunktur ankurbeln. Kanzler Friedrich Merz stellte Anfang Oktober ein hohes Tempo bei weiteren Reformen in Aussicht. «Das geht jetzt Schlag auf Schlag», sagte der CDU-Chef im ZDF-«heute journal»: «Der Herbst der Reformen hat längst angefangen.»

Ökonomen: 2026 legt die deutsche Wirtschaft etwas kräftiger zu

Doch in der Wirtschaft ist anfänglicher Optimismus der Ernüchterung gewichen – auch wegen Streitereien in der schwarz-roten Regierungskoalition. Und die Zeit drängt: Inzwischen sehen 84 Prozent der Unternehmen die marode Verkehrsinfrastruktur als Belastung, wie kürzlich eine Umfrage des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) unter 1100 Unternehmen ergab.

«Die Verkehrsinfrastruktur ist ein Bremsklotz für die deutsche Wirtschaft geworden», sagt IW-Experte Thomas Puls.

2025 könnte Europas grösste Volkswirtschaft trotz der zwei Minus-Quartale knapp am dritten Jahr ohne Wachstum vorbeischrammen. Führende Ökonomen rechnen mit einem Mini-Plus um die 0,2 Prozent.

Zum Jahresauftakt hatte es noch ein Plus von 0,3 Prozent zum Vorquartal gegeben – allerdings massgeblich deshalb, weil Firmen aus Angst vor den Zolldrohungen von US-Präsident Donald Trump Geschäfte vorzogen. Im zweiten Quartal war das Bruttoinlandsprodukt (BIP) dann nach neuester Berechnung um 0,2 Prozent geschrumpft.

2026 dürfte die deutsche Wirtschaft nach Einschätzung von Ökonomen etwas kräftiger zulegen, nicht zuletzt wegen der geplanten Milliardenausgaben für Infrastruktur wie Strassen und Schienen sowie für Verteidigung. Während die Bundesregierung mit einem Plus von 1,3 Prozent rechnet, erwartet der Internationale Währungsfonds (IWF) allerdings nur ein Wachstum von 0,9 Prozent.

Deutschlands führende Wirtschaftsforschungsinstitute warnten im September anlässlich der Vorlage ihrer Gemeinschaftsdiagnose: Die deutsche Wirtschaft stehe nach wie vor auf «wackeligen Beinen». Denn das für 2026 erwartet Wachstum wird vor allem durch staatliche Investitionen getrieben. Damit sich der Aufwärtstrend fortsetze, brauche es grundlegende Reformen.

Kommentare

User #2444 (nicht angemeldet)

Nur im Sommer Dauernd

User #2505 (nicht angemeldet)

Darüber freut sich niemand, wenn Schulden die Lösung sein sollen. Deutschland zahlt jedes Jahr Milliarden an Zinsen für ihre Staatsschulden welche genau durch solchen Unsinn entstanden sind und verfielacht wurden in der Vergangenheit. Genauso zahlt Deutschland für Kriege welche schon lange seit Jahrzehnten vorbei sind noch Gelder, was es nirgends sonst auf dieser Welt gibt. Überall gehört der Riegel geschoben und das Schuldenpumpsystem gehört auf Null gesetzt, weil die Zinsen niemand tragen kann. Wären keine Zinsen hätte es mehr als genug Geld um die Wirtschaft am laufen zu halten. Das Reichen und Schuldsystem braucht eine grosse Korrektur und das heisst alles auf Null setzen, damit wieder etwas Neues entstehen kann. Dieses Geldsystem war immer nur für eine kurze Zeit, dann ging es in das Unermessliche wie heute und dann musste das Geld bzw. die Zahlen vernichtet werden. Unter diesem Prozess müssen dann alle leiden und das ist der Fluch an diesem System und die Frage warum man wieder das System eingeführt hat, wenn das Ende vorhersehbar ist.

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