Die Furcht vor einer militärischen Eskalation in der Ukraine-Krise hat am Montag für erhebliche Verunsicherung an den Börsen gesorgt.
Ukrainische Soldaten in Tschernihiw
Ukrainische Soldaten in Tschernihiw - Armed Forces of Ukraine/AFP
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Das Wichtigste in Kürze

  • Abwärtstrend nach Lawrow-Äusserungen zu «Chance» mit Westen wieder gebremst.

Nach deutlichen Kurseinbrüchen am Vormittag konnten sich die Kurse aber wieder etwas erholen, nachdem der russische Aussenminister Sergej Lawrow Hoffnungen auf eine Einigung mit dem Westen äusserte. Die angesichts der hohen Inflation besonders unter Beobachtung stehenden Ölpreise stiegen unterdessen erneut.

Der Deutsche Aktienindex (Dax) ging mit einem Minus von zwei Prozent und einem Schlusskurs von 15.113,97 Punkten aus dem Handel. Im Tagesverlauf hatte der Rückgang zeitweilig aber bei deutlich über drei Prozent gelegen. In Paris schloss der CAC 40 mit 2,3 Prozent im Minus, in London ging es für den FTSE 100 um 1,7 Prozent abwärts.

«Die Aktienmärkte beziehen Prügel, während sich alle auf eine mögliche russische Invasion in der Ukraine vorbereiten», sagte Analyst Craig Erlam von Oanda der Nachrichtenagentur AFP. Zwar sei die Bedrohung bereits seit Wochen offensichtlich, «aber die Warnungen der letzten Tage machen deutlich, dass die diplomatischen Bemühungen nicht funktionieren», fügte Erlam hinzu. Nun gebe es ein «sehr reales Risiko» eines bevorstehenden weiteren Schritts der russischen Führung.

Russland hatte in den vergangenen Monaten mehr als 100.000 Soldaten an der Grenze zur Ukraine zusammengezogen. Der Truppenaufmarsch nährt Spekulationen, dass Russland eine Invasion in dem Nachbarland planen könnte. Währung Moskau jegliche Angriffspläne bestreitet und anführt, sich von der Nato bedroht zu fühlen, hat die US-Regierung wiederholt gewarnt, Russland könnte die Ukraine «jederzeit» angreifen.

Inmitten der starken Spannungen äusserte der russische Aussenminister Lawrow am Montag allerdings Hoffnungen auf eine Einigung mit dem Westen und sprach sich für eine Fortsetzung der Verhandlungen aus. «Als Chef des Aussenministeriums muss ich sagen, dass es immer eine Chance gibt», sagte er mit Blick auf Erfolgsaussichten der Gespräche mit dem Westen.

Der zuletzt ohnehin schon hohe Ölpreis legte am Montag weiter zu. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent erreichte im asiatischen Handel zeitweilig 96,16 Dollar (umgerechnet knapp 85 Euro). Im Tagesverlauf gaben die Ölpreise dann wieder leicht nach und lagen bei 94,84 Dollar für Brent-Öl und bei 93,74 Dollar für die US-Sorte West Texas Intermediate (WTI).

«Russland ist weltweit der zweitgrösste Exporteur von Rohöl und der grösste Exporteur von Erdgas», erklärte Commerzbank-Analyst Carsten Fritsch. Sollte Russland in die Ukraine einmarschieren, sei mit einem deutlichen Anstieg der Rohöl- und Erdgaspreise zu rechnen. In diesem Fall würde Brent wahrscheinlich 100 Dollar pro Barrel überschreiten, prognostizierte er.

Europa ächzt bereits seit Monaten unter steigenden Energiepreisen. Im Falle einer Eskalation zwischen Russland und der Ukraine könne es nun einen «erheblichen Anstieg der inländischen Energiepreise» geben, «da ein Grossteil Europas stark von russischen Öl- und Gaslieferungen abhängig ist», erklärte auch Analyst Walid Koudmani von XTB.

Da die Energiepreise massgeblich zu den jüngsten Inflationsrekorden beigetragen haben, könnte sich ein weiterer Anstieg de Energiekosten nach Einschätzung Koudmanis auch auf die konjunkturelle Erholung der Wirtschaft von der Corona-Pandemie auswirken. Denn diese sei «fragil» erklärte er.

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