Es scheint, dass wir noch länger mit der hohe Inflation zu kämpfen haben. Laut Experten ist das EZB-Inflationsziel in weiter ferne.
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Die EZB hat sich ein Inflationsziel gesetzt - Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa/Illustration

Das Wichtigste in Kürze

  • Experten sind sich sicher, dass wir noch lange an der hohen Inflation zu knabbern haben.
  • Das Inflationsziel der EZB soll erst ab 2025 erreicht werden können.
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Experten aus dem Finanzwesen sehen Schwarz für einen baldingen Rückgang der Inflation. Sie könnte zwar leicht sinken, das Inflationsziel der Europäischen Zentralbank (EZB) würde jedoch erst ab 2025 erreicht werden können. Das zeigt eine Umfrage des Mannheimer Wirtschaftsforschungsinstituts ZEW.

1818 Finanzexperten wurden befragt. Alle warnten besonders vor den steigenden Löhnen, die einen Druck auf die Inflation im Euroraum ausüben.

EZB sieht Ziel bei zwei Prozent erreicht

Die Finanzmarktexperten rechnen für die Jahre 2023, 2024 und 2025 mit Inflationsraten von 5,8 Prozent, 3,5 Prozent beziehungsweise 2,5 Prozent. Im Februar hatten die Experten die Inflationsrate für dieses Jahr etwas höher auf 6 Prozent geschätzt. Zum Vergleich: Die EZB sieht ihr Ziel stabiler Preise mittelfristig bei einer Inflationsrate von zwei Prozent erreicht.

«Erstmalig seit Beginn der Erhebung sinken die Inflationserwartungen der Finanzmarktexperten leicht.» Das sagt Ökonom Frank Brückbauer vom ZEW-Forschungsbereich Altersvorsorge und nachhaltige Finanzmärkte. Sie stabilisierten sich aber auf hohem Niveau.

Mit ihren Schätzungen sind die befragten Finanzexperten pessimistischer als die EZB. Diese erwartet dieses Jahr eine Inflationsrate von im Schnitt 5,3 Prozent. Für Verbraucherinnen und Verbraucher ist die hohe Inflation ein grosses Problem: Sie zehrt an ihrer Kaufkraft, die Menschen können sich für einen Euro weniger leisten.

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Dennoch sagt er: Wenn die Kunden mit Bargeld zahlen, spare das keine Kosten ein. - keystone

Nach Jahren Negativzinsen hat die EZB mit sieben Zinserhöhungen seit Juli 2022 auf die Inflation im Euroraum reagiert. Aus Sicht ihrer Kritiker zu spät. Der Leitzins, zu dem sich Geschäftsbanken frisches Zentralbankgeld besorgen können, liegt nun bei 3,75 Prozent.

Höhere Zinsen verteuern Kredite, was die Nachfrage bremsen und hohe Teuerungsraten dämpfen kann. Bis der Mechanismus der Geldpolitik wirkt, vergeht aber Zeit. Im April hatte die Inflationsrate im Euroraum laut Statistikbehörde Eurostat bei 7 Prozent gelegen. EZB-Präsidentin Christine Lagarde hat sich zuletzt entschlossen im Kampf gegen die Inflation gezeigt.

ZEW-Umfrage zeigt Auswirkung von Lohnentwicklung

In der ZEW-Umfrage gaben 70 Prozent der Finanzexperten an, dass sie ihre Inflationsprognosen seit Februar wegen der Lohnentwicklung erhöht haben. Auch die grüne Transformation der Wirtschaft wird überwiegend als Inflationstreiber betrachtet. Knapp die Hälfte der Experten haben ihre Vorhersage daher angehoben. Die Entwicklung der Energiepreise sowie die Geldpolitik der EZB wirkt sich indes dämpfend auf die Inflation.

Für die Studie wurden im Mai 1181 Finanzexperten befragt. Sie stammen aus Banken, Versicherungen, Investmentgesellschaften und Finanzabteilungen von mittelgrossen bis grossen deutschen Unternehmen. Diese meisten waren dem ZEW zufolge Ökonomen oder Analysten.

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