Ehemaliger ABB-Sanierer Jürgen Dormann gestorben
Der frühere ABB-Chef Jürgen Dormann ist tot. Der deutsche Manager starb im Alter von 85 Jahren.

Dormann starb bereits am Dienstag vor einer Woche, wie aus einer Todesanzeige der Familie in der «NZZ» vom Dienstag hervorgeht. In der Schweiz machte sich Dormann vor allem als Retter des Industriekonzerns ABB Anfang der 2000er-Jahre einen Namen.
Der 1940 in Heidelberg geborene Manager übernahm im Herbst 2001 den Vorsitz des Verwaltungsrats bei ABB, zu einem Zeitpunkt, als das Unternehmen nach einer riskanten Expansionsstrategie und einer Asbestkrise tief in den roten Zahlen steckte. Ein Jahr später übernahm er zusätzlich vorübergehend den Posten des CEO.
Mit einem rigorosen Sanierungsprogramm stabilisierte er das Unternehmen, verkaufte Randgeschäfte, baute Schulden ab und verschlankte die Konzernstruktur. Seine Führungsentscheidungen und der Fokus auf Effizienz legten den Grundstein für die spätere Erholung des Konzerns. 2004 gab Dormann das operative Amt ab, blieb aber bis 2007 Verwaltungsratspräsident.
Dormann galt als disziplinierter, nüchterner Sanierer mit internationaler Erfahrung – bewundert für seinen Mut zu klaren Schnitten, aber auch kritisiert für seine kompromisslose Art. «Ich mache kein Management by irgendwas», sagte er einmal gegenüber der «Bilanz».
Dormann war in mehreren Schweizer Unternehmen aktiv
Ein früherer ABB-Chefjurist sagte über Dormann: «Er kann das Wesentliche sofort und instinktiv vom Unwesentlichen unterscheiden und gibt auch sofort deutlich zu verstehen, dass er sich um das Unwesentliche nicht kümmern will.»
Neben seiner Zeit bei ABB war Dormann in mehreren weiteren Schweizer Unternehmen aktiv. Er präsidierte unter anderem die Verwaltungsräte von Sulzer, Adecco, Metall Zug und V-Zug.
Seine berufliche Karriere begann der studierte Volkswirt und Philosoph als Trainee beim früheren deutschen Pharmakonzern Hoechst. Er arbeitete sich durch verschiedene Geschäftsbereiche, übernahm Funktionen in Finanzierung, IT und Konzernstrategie, bis er 1994 als erster Nicht-Chemiker Vorstandsvorsitzender wurde.
Unter seiner Führung begann die radikale Transformation des traditionellen Chemie- und Industriekonzerns: Geschäftsfelder wurden ausgegliedert, Portfolios gestrafft, auf Life Sciences und Agrochemie fokussiert – und 1999 erfolgte die Fusion mit Rhône-Poulenc zu Aventis.
Zur Förderung technischer Bildung wurde in Baden die «ABB Jürgen Dormann Foundation for Engineering Education» mit rund 20 Millionen Kapital gegründet, die Studierende in Ingenieur- und Naturwissenschaften unterstützt. Dormann war zudem von 2008 bis Ende 2015 Präsident des Stiftungsrats der ETH Zürich Foundation. Er war verheiratet und hatte vier Kinder sowie mehrere Enkelkinder.