Aus Sicht der Wirtschaft muss trotz der rekordhohen Zahl der Coronavirus-Ansteckungen ein zweiter Lockdown unbedingt verhindert werden.
Christoph Mäder tritt am 1. Oktober die Nachfolge von Heinz Karrer an, der das Präsidium von Economiesuisse nach sieben Jahren abgibt.
Christoph Mäder tritt am 1. Oktober die Nachfolge von Heinz Karrer an, der das Präsidium von Economiesuisse nach sieben Jahren abgibt. - sda - Keystone/ANDRE SPRINGER
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Das Wichtigste in Kürze

  • Christoph Mäder möchte einen zweiten Lockdown unbedingt verhindern.
  • Er kritisiert auch den Bundesrat aufgrund dessen Handlungen.
  • Denn ein zweiter Lockdown wäre fatal für die Wirtschaft.

Aus Sicht der Wirtschaft muss trotz der rekordhohen Zahl der Coronavirus-Ansteckungen ein zweiter Lockdown unbedingt verhindert werden. Bereits heute sieht der Economiesuisse-Präsident Christoph Mäder mit der zweiten Welle die weitere Konjunkturerholung gefährdet.

Ein zweiter Lockdown - also die Schliessung von Geschäften und Betrieben - wäre volkswirtschaftlich verheerend, sagte Christoph Mäder, seit Anfang Oktober Präsident des Wirtschaftsdachverbands, im Interview mit der Nachrichtenagentur AWP.

Die finanziellen Folgen wären unabsehbar und würden die nachfolgenden Generationen treffen: Denn die ohnehin schon beträchtliche Schuldenlast würde sich noch einmal exponentiell vergrössern. «Das kann wirklich keine Option sein.»

Mäder
Christoph Mäder ist neu an der Spitze der Economiesuisse. - zvg

Im Frühjahr war es hierzulande wegen des Coronavirus bereits zu einer Teilstillegung des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens gekommen. Rückblickend auf den ersten Lockdown sagte Mäder: «Ich glaube, in der damaligen Situation - auch angesichts des sehr bruchstückhaften Wissens über das Virus - gab es keine andere Option.»

Aber heute müsse man anerkennen, «dass wir noch eine beträchtliche Zeit mit diesem Virus zu leben haben, bis die entsprechenden Impfstoffe oder Medikamente zur Verfügung stehen.» Eine kurzfristige Sofortmassnahme wie ein Lockdown würde keine Abhilfe schaffen.

Christoph Mäder kritisiert Bundesrat

Um einen zweiten Lockdown zu verhindern, brauche es aber die nun beschlossenen zusätzlichen Massnahmen, sagte Mäder weiter. Das ist auch das Ziel des Bundesrats: Am Mittwoch hatte dieser beschlossen, die Maskenpflicht im Freien auszuweiten sowie private Treffen und öffentliche Veranstaltungen weiter zu begrenzen. Zusätzliche Einschränkungen gibt es auch für Restaurants und Bars.

«Wir hatten eigentlich erwartet, dass sich Bund und Kantone auf die immer wieder diskutierte zweite Welle gemeinsam und sehr sorgfältig vorbereiten», erwiderte Mäder zudem auf die Frage, ob es ist nicht bereits zu spät sei und sich ein Lockdown mit den verschärften Massnahmen überhaupt noch verhindern lasse. «Aber ehrlich gesagt, von einer solchen sorgfältigen Vorbereitung haben wir nicht viel gesehen. Man hat schon etwas den Eindruck eines Flickenteppichs erhalten», kritisierte er.

Alain Berset Coronavirus
Stadler wünscht sich, dass die Regierung zukünftig den R-Wert nicht zur einzigen Grundlage für neue Massnamen macht. - Keystone

Damit sei auch der bisher erstaunlich positive Verlauf der Erholung im Sommer «akut gefährdet». Man müsse damit rechnen, dass die Zahl der Konkurse zunehmen wird und sich die Auswirkungen am Arbeitsmarkt noch verstärken.

Mäder sass im Laufe seiner Karriere 18 Jahre in der Konzernleitung von Syngenta und hält aktuell Verwaltungsratsmandate bei Ems-Chemie, Lonza und Bâloise. Mit Blick auf die Schweizer Unternehmen insgesamt sagte er, wo es möglich ist, sollten diese wieder vermehrt auf Homeoffice umstellen. Zudem müssten die Schutzkonzepte laufend überprüft und bei Bedarf auch verschärft werden. In vielen Betrieben werde das aber schon sehr erfolgreich gemacht. «Die Infektionsherde haben sich eindeutig eher in den privaten oder Freizeitbereich verschoben.»

Für besonders betroffene Branchen forderte Mäder schnellere Unterstützungen für Härtefälle als bisher geplant. Man dürfe aber auch nicht «einfach eine riesige Giesskanne verwenden».

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