Nach jahrelanger Vorarbeit ist es nun soweit: Die «SIX Digital Exchange» (SDX) hat mit der Ausgabe einer «digitalen Anleihe» ihr erstes Produkt lanciert. Für SDX-Geschäftsführer David Newns nimmt die Schweiz mit der neuen Digitalbörse eine Vorreiterrolle ein.
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Leitindex SMI setzt seine Erholung nach der Corona-Krise fort und knackte am Montag sein Allzeithoch. - Keystone

Der Aufbau einer regulierten Finanzmarkt-Infrastruktur auf Basis der «Distributed Ledger-Technologie (DLT)» ist für den SDX-Chef nichts weniger als «revolutionär», wie er im Interview mit der Nachrichtenagentur AWP sagte.

Auf der DLT- respektive «Blockchain»-Technologie beruhen auch Kryptowährungen wie Bitcoin und Ethereum.

«Es handelt es sich um einen »Game-Changing-Moment«, der auch strategisch wichtig für das ganze Land ist», betonte Newns im Gespräch. Denn durch den Aufbau der entsprechenden Fähigkeiten der Teilnehmerbanken werde die gesamte Schweizer Finanzindustrie profitieren.

Für Anlegerinnen und Anleger wird die «Revolution» allerdings vorerst kaum spürbar sein. Sie können die Produkte der SDX genau wie herkömmliche Aktien und Anleihen nur über ihre Hausbank handeln und im Depot halten. «Die Endkunden spüren derzeit tatsächlich noch kaum einen Unterschied zur Abwicklung an einer normalen Börse», räumte auch Newns ein.

Der unmittelbare Vorteil der SDX liegt denn auch vor allem im Nachhandels-Bereich, wo die Abwicklung von Handelstransaktionen dank sogenannten «Atomic Swaps» sofort und ohne Gegenpartien-Risiko geschieht. Bei herkömmlichen Börsen wie der SIX dauert es im Schnitt zwei Tage, bis ein Handelsvorgang mit der Übertragung der Wertschriften und der Überweisung der Kaufsumme abgewickelt ist.

Keine Angaben machte Newns bezüglich kommender Produkte auf der SDX. Es gebe aber bereits «viel Interesse» für die Ausgabe weiterer Bonds auf der SDX-Plattform, versicherte er. Man wolle auch spezielle Produkte wie etwa «Green Bonds» ermöglichen und das Angebot auch auf private Märkte ausdehnen - etwa durch die Tokenisierung und den Handel von Private-Equity-Instrumenten auf der Plattform. Damit könne die SDX ein «viel breiteres Publikum» erreichen.

Auch Produkte rund um Kryptowährungen sind für die SDX ein Thema. «Wir sehen in dem Bereich ein grosses Interesse sowohl unserer Mitgliederinstitute wie auch von Seiten weiterer Kunden.» Die SDX habe mit der SIX bereits eine Reihe von Krypto-Indizes lanciert, sagte Newns. Entsprechende Pläne werde man in den kommenden Monaten bekanntgeben.

Die SDX wolle natürlich mit neuen Produkten zusätzliche Erträge für die Muttergesellschaft SIX erzielen, bekräftigte Newns. «Gleichzeitig wollen wir die digitale Finanzmarktinfrastruktur von Morgen aufbauen - und das ist die sehr viel weitreichendere Ambition.»

Der Start der SDX hatte sich stark verzögert - ursprünglich hätte die Digitalbörse bereits 2019 an den Start gehen sollen. In der Leitung des Projekts war es zudem zu zahlreichen Wechseln gekommen. Offiziell gestartet ist die SDX im September 2021 mit dem Erhalt der Genehmigung durch die Finanzmarktaufsicht Finma. Laut früheren Angaben der SIX-Verantwortlichen dürfte die Börsenbetreiberin in die Entwicklung der SDX einen «tiefen zweistelligen Millionenbetrag» investiert haben.

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